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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 2.1867

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Die Wiener Museumspläne und das Jury-Gutachten
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https://doi.org/10.11588/diglit.4906#0170

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II. Iahrgang.

Seiträge

sindan vr.C. v. Wyow
<Mien, Theresianumg.
2b)od.andieBcrlagSH.
<L,ipziz, Königsstr. S)
zu richten.

3t). Mgust.

Nr. 20.

Inftrate

n 2 Sgr. fiir die drei
Mal gespaltene Petit-
zeile werden von jeder
Buch- und Kunfthand-
lung angenommen.

1867.

Beitilatt zur Zeitschrist sür üildcude Knnst.

Verlgg don L. A. Lrrmgnn tn Teipzig.

Am zweiten und letzten Freitage jedes Monats erscheint eine Nummer von einem kalben bis einem Qnartbogen. Die Abonnenten der „Zeitschrift fnr bildende
Kunst" erhalten dies Blatt xrE». Apart bezogen kostet dasselbc I^/z Tklr. ganzjährlich. Nlle Buchr nnd Knnsthandlnngen wic alle Poss^ntcr nebmen
Bestellnngen an. Expeditionen: in Berlin: L. Sachje » Co., Hvfknnsthandlnng; in Wien: P. Katstr, GeroldL Lo., in München: L. A. Fleischmann.

Jnhalt: Die Wiener Musenmsvläne und das Jury - Gntachten. — Zur
Florentiner Dvmbanfa^ade (Fortsetznng). — Korresvondenzen (Miinr
chen; Ans Tirol). — Personalnachrichtcn. — Preisbcwerbungcn. —
Knnstvereine, Sammlungen, Ausssellnngen. — Knnslliteratiir. — Knnss-
handcl. — Kunftnnterricht. — Vermischte Kiinstnachrichten. — Zeit-
schriften. — Briefkasten. — Jnserate.

Die Wicner Muscllmspliinc nnd das
Zury-Gntachten.

Wicn, iin August.

LL Die Kommission für Beurtheilung der Museums-
pläne hat uuu ihr Votum abgegebeu und das Resultat
ist — gleich Null. Weun etwas laut und eutschieden gegeu
die beliebte Zusammensetzung der Jury spricht, so ist es
diescs Votum; aus jeder Zeile blickt ein Kompromiß
zwischen uuvereinbareu Standpunkteu uud Anschauungeu
hervor. Die öffentliche Meinung hatte mit aller Eutschieden-
heit verlangt, die Konkurspläne sollten hiesigen und aus-
wärtigen Sachverständigen vorgelegt werdeu; statt
dessen wählte man eine Anzahl hiesiger Architekten uud
darunter einige, deren Befähigung, über eine solchc
Aufgabe abzuurtheilen, sehr problcmatisch ist, und
gesellte diesen die Vorstände von Sammlungeu, einen
Professor der Geologie (für das Baumaterial!) und
einen Beamten des Obersthofmeisteramts. Personen, welche
allerdings berufen gewesen wären, die Kommission mit
den Forderungen bekannt zu machen, welche die von
ihneu vertrctenen Anstalten an ein Gesammtmuseuni
glauben stellen zu müssen, saßen somit stinimberechtigt
neben den Fachmännern. Von diesen legten wieder einzelne
das ausschließliche Bestreben an den Tag, die Entschei-
dung zu Gunsten des Hasenauer'schen Projekts zu leiten,
worauf einzugehen den übrigeu das künstlerische Gewissen
verbot; uud unter solchen Umständen konnte kaum etwas
anderes herauskommen, als das berühmte Wieneri-
sche: „I sag nit aso und i sag nit aso, daniit man nit
sagcn kunnt, i hätt' aso gesagt." Der Widersprüche
II.

sind zu viele, als daß wir sie sämmtlich aufzählen könnten.
Die Jury tadelt die Lückenhaftigkeit des Programms,
füllt aber uur eine der Lücken nach eigenem Ermessen aus
(Beleuchtungsfrage) und legt einerseits die Maßstäbe
des Programms an die Entwürfe an, andcrerseits die vou
ihr gewonnenen. Das wichtigste ästhetische Bedenkcn,
die projektirtc Gegenüberstellung zweier gleichcn Gebäude
ohne Verbindung oder Abschluß und mit einem unschönen
Bauwerk in dcr Perspektive, desseu Verlängerung die Axe
der Museen im stumpfen Wiukel schneiden würde, —
dies wird nur obenhin berührt, denn „die Zweckmäßig-
keit" war für das Urtheil der Kommission „in erster Linie"
maßgebend, erst in zweiter die Ansprüche der architek-
tonischen Kunst und die Bedingungen einer ästhetischen
Anschaunng; dessenuugeachtet verweigert die Jury dem
als zweckmäßig anerkaunten Entwurfe Löhr's den Preis,
weil demselben „die schwungvolle künstlerische Behand-
lung" fehlt. Ein Haupteinwurf gegen Hansen ist die un-
genügende Menge von Oberlicht; Hasenauer aber, der noch
weniger Oberlicht aufweist, wird das Zeugniß ausgestellt,
er „decke den Bedarf an Behängraum reichlich." Einen
vollends ungünstigen Eindruck machen die ge- und um-
wundcnen Bemerkungen über die allgemeine küustlerische
Anlage dcr Projekte, den Stil u. s. w., Bemerkungen,
die bestimmt nicht aus der Feder eines Fachmannes ge-
floffen sein könnnen, und die gekrönt werden durch die
Gleichstellung des von allen Urtheilsfähigen einstimmig
verworfenen Hasenauer'schcn Plans mit deuen Hansen's
und Ferstel's. Mit der Erklärung, daß von den vorlie-
genden Entwürfen keiner „zur sofortigen Ausführung
empfohlen werden könne" legt die Kommission ihr Mandat
in die Hände des Ministers des Jnnern zurück.

Wenigstens die große Mehrheit findet sich auf diese
Weise mit dem übernommenen Auftrage ab. Nur der
Architekt Tietz hat denselben so verstauden, wie er in dem
 
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