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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 2.1867

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Woltmann, Alfred: Holbein's "Lais Corinthiaca": gestochen von F. Weber
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https://doi.org/10.11588/diglit.4906#0144

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139

Photographie mich über den ersten Punkt noch iin Unklaren
gelassen hatte. Es ist eine Silberstiftzeichnung, mit Roth-
stift erhöht, auf grundirtem Papier, wie Holbein solche in
seiner Augsburger Periode und während der ersten Zeit
seines Baseler Aufenthaltes zu machen pflegte. Die Hal-
tung des Kopfes ist ganz die nämliche wie auf dcm Fami-
lienbilde, und ist vom Künstler mit Sorgfalt gewählt,
damit die große Nase nicht unschön wirke. Der volle
Bnsen ist auch hier unverhüllt; der Kopf ist frei, das
Haar fallt hinten in zwei Flechten herab. Beidemale die-
selbe breite Gesichtsform, dieselbe Bildung von Stiru,
Mund und Kinn, die nämliche Zeichnung der Augen-
brauen. Dort wie hier diese vollen Lippen und diese
schmalen Augen, deren emporgezogene untere Lider dem
jugendlichen Kopf einen zärtlichen Ausdruck geben. Auf
der Zeichnung lächelt die Dargestellte freundlich, sie sieht
gutmüthig uud angenebm, wenn anch keineswegs besonders
geistvoll aus. Am Besatz des Kleides ziehen sich die
Worte hin: ^8 - M - LIM - ^1.8 - IN — „Alles in
Ehren", das ist gewiß eine passende Devise für das Bild
der eigenen Frau. Alfred Woltmunn.

Prris-Leivkrtmilgeli.

Die Akadcmie der bildenden Künste iu Wien macht be-
kannt, daß in diesem Jahre der von Josef Reichel gestiftete
Preis, und zwar im Betrage von 1200 Gulden L. W. für
das Gebiet der Historienmalerei zur Verleihung kommt. Alle
Maler in den k. k. Erbländern sind zur Konkurrenz Lerechtigt.
Das Preisstück bleibt Eigenthum des Künstlers. Sollte sich
übrigens im historischen Fachc kein der Erwartung entspre-
chendeS Werk findcn, so darf der Preis uach dem Willen
dcs Stifters auch einem hervorragcnden Bilde anderer Gat-
tuna zugetheilt werden. Dic Einsendung der Konkurrcnzstücke
hat längstens bis 1. December d. I. auf Kosten und Gefahr
des Künstlers umer Angabe seines Namens, Wvhnortes nnd
des dargestellten Gegenstandes von dem Künstler selbst vder
einem von ihm Bevollmächtigten an die Kanzlei der Akadenne
der bildenden Künste zu erfolgen. Die Zuerkenrmng des
Preises wird im paufe des December d. I. vom akademischen
Rathe vollzogen.

Luiistvereiiie, Sami»I»iigeii u»d Äiisstrllliilgeil.

Aus Karlsruhe wird uns geschrieben: „Die von dem
am 19. Nov. v. I. verstorbenen badischen Hofmaler Kirner
dem Großh. Kupferstichkabinct hierselbst geschenktcn Studien
sind in der letzten Zeit öffentlich ausgestcllt worden. Sic be-
stehen aus circa 400 Nummern gezeichnetcr und gemalter
Blätter und sind für die Charaktcristik Kirner's von großem
Jntcresse. Eincsthcils zcigen diesetben, auf wie gründliche
Studicn seine Gcmälde basirt sind, man begegnet fast übcrall
den alten Bekannten aus seincn Bildcnn andernthcils gebcn
sie eiuen Beleg, auf wie feine, geistreiche Weise Kirner in
das Volksleben der Schwarzwälder, Hauenstciner und Schwa-
ben rc eingcdrungen ist: anch aus dem baperischen Hoch-
qebirqe, Tyrol und Jtalien finden sich scharf aufgefaßte
Lharaktere, obwohl er bei letzteren sich offenbar nicht so hei-
misch fühlte als bei seinem eigenen Volke. Kirner's Gemälde
haben in der Regel nicht die Lebendigkcit und die Frische,
wie sie einem hier in den Studien, sowohl m Bezug auf
Farbe als anch Zcichnung, entgegentritl. — Dic Permaneute
brachte in diesem Monat wieder cmc intcre,santerc Ausstel-
lunq. Wir ncuneu hier eine Baumlandscha,t von H. Gude,
welche mit großer Virtuosität gemalt rst, obwohl Bäume sonst
selten die Darstellungsobjekte Gude's bilden. Dieselbe ist im
Tone sehr harmonisch und kräftig, nur fast etwas zu dunkel,
während sonst seine Gcmälde eineu sehr hellen, leuchtendcn

Ton besitzen. — Von Professor Des Coudres war eine
Jphigenie ausgcstcllt, die mit großer Sorgfalt durchgefübrt
ist. — Ein größeres Bild von H. Rustige in Stuttgart,
„Kaiser Friedrich II. und sein Hof in Palernio" befriedigte
hier nicht. Die Komposition leidet an Ueberladung und Zer-
streutheit. Die einzelncn Fignren erweckcu kein rechtes Jnter-
esse und die Farbe und sonstige Durchbildung bleibt hinter
Nustige's früheren Leistungen zurück. — Hubsche kleinere
Laridschaften haben Collett, Osterroht und Weißer ge-
bracht."

Oesterreichisches Mnsenm. Erzherzog Rainer, Pro-
tektor des österrcichischen Museums, hat dem Direktor dieser
Anstalt die Sumnie von 1000 Gnldeu ö. W. zu Aukäufen
auf der Pariser Wcltausstcllung übergeben.

* Der österreichische Kunstverein hat seine Saison vor
deu diesjährigen Svmmerferien mit der Juiii-Ausstellung
würdig beschlosscn. Ein bcträchtliches Kontiugent zu derselbeu
stellte freilich wieder der Wiener Privatbesitz: Einiges war
auch aus dcr vorigen Monatsausstellnng herübergenommeii;
so z. B. das interessante Bild von Matejko, der „Edel-
knabe" von Eug. Blaas u. A. Als die Perle unter dcn neu
ausgestellten Werken ist zweiselsohne die „Marokkanische Wach-
stube" vou Eug. Delacroix (Galerie Coburg) zu bezeichnen.
Wer mit der Behandlungsart dieses Meisters weniger vertraut
ist, könnte geneigt sein, das Bild als bloße Skizze anzusehen;
in der Nähe betrachtet, zeigt es in der That nur eine Masse
flüchtiger Pinselstriche uud Farbenklekse. Aber wic klärt sich
bei richtiger Distanz diese wirre Masse auf! Wie naturwahr
und kräftig sind diese bcidcn schlafcnden Marokkaner mit dem
Pinsel hingezcichnet, die da in ihrem Zelte Sicsla halten!
Man glaubt sie schnarchen zu hören. Und wie harnionisch
klingen diese gesättigten, leuchtenden Farben zu einem war-
men, im tiefsten Noth schwimiiienden Gesammttou ineinander!
Durch seine Anspruchslosigkeit in malerischer Hinsicht bildet
Schwind's „Heilige Genovefa" einen interessanten Gegensatz
zu dem Werke des französischen Koloristen. Von den übrigen
Bildcrn läßt sich danach wenig ohne Mißbehagen sehen.
„Lebens Lust und Leid" von van Lerins (Sammlung Co-
burg) leidet an seiner empfindsamen Grundidee, die sich wohl
für ein Epigramm, aber nicht fiir ein historisches Genrebild
von diesen Diinensioneii eignet; auch wird der im Ganzcn
harmonische Ton durch dic leblofe Behandlung, nanicntlich
des Nackten, und durch kalte, graue Schattcn wesentlich be-
einträchtigt. Noch hölzerner und prosaischer ist die Malerei
au den durch Erust uud lüchtige Zeichnung ausgezeichneten
Darstellungen aus der Leidensgeschichte der Salzburger Prote-
stanten vor Fr. Martcrsteig. Bon dcn figürlichcn Bildern
erwähnen wir ferner Al. Schönn's „Zigeunerfamilie", und
zwei weibliche Brustbilder von W. O. Noltsch, der Lbrigens
außer diesen eine Anzahl recht mittelmäßiger großer Porträts
ausgestellt hat. Die Landschaft vertreten rüchtig A. Hansch:
„Das Steingebirge bei Lofer"; H. Jaeckel: „Riva ani
Gardasee"; L. Muusch: „Buchenwald bei Dornbach"; B.
Fiedler: „Am Nil" und Z. E. B. Püttner: „Marine bei
Sorrento". C. Rippel, ein Zögling der Wiener Akademie,
hat eine sehr ähnliche und gut gearbeitete Büste Halm's
ausgestellt.

8—t. Für die Gcmäldegaleric zu Schleißhcim sind neue
Bestiiiimuugen getroffen worden, worauf äufnierksam zu
machen, wir fiir unsere Pflicht halten, da die Unkeniitniß
dersclben leicht zu Zeit- und Geldvcrlust führen kann. Stalt
daß man früher täglich hincin konnte, bleibt die Galerie jetzt
am Neujahrstage, Ostcr- und Pfingstsonntag, Frohnleichnam
und Weihnachtcu gcschlosseu, sowie an jeden Mvntag wegen
der Reinigung. Fällt auf den Montag ein Feiertag, dann
bleibt sie den daraus folgenden Werktag geschlossen. Auch vom
1. —1L. April und vom 1. —15. November ist der Besuch nicht
gestaitet, da dann das Personal mit der Vcrbringuiig eines
Theiles der Bilder in geeignete Wmterlokalitätcn, beziehungs-
wcise mit der Wiederausstellung beschäftigt ist. Die Besucher
niüsscn um lO'/s, höchstens 10^/4 oder um ^'/-Uhr eingetroffen
sein, da sie sonst keiuen Eingang mehr erhaltcn könncn; der
Aufenthalt ist ihnen dann bis 1 oder 5 Uhr gcstattet. Solche,
welche die Galerie znm Studium oder Kopiren bcnutzen wol-
len, haben sich an den kgl. Galeriekonservator zn wenden.
Deu Dienern ist die Annahme von Trinkgeldern strengstens
untersagt.
 
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