Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 2.1867

DOI Artikel:
Konkurrenzmodelle zum Jahndenkmal in der Hasenhaide bei Berlin
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4906#0019

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
II.Iahrgang.

Seitrüge

sind an vr. C. v. Liitzow
iWiin, Theresianumg,
25)od.andieVcrllig§h,
lk-ipzig, Kreuzstr. S/S)
zu richten.

21. Deeembcr.

Nr. 3.

Inscrcite

L 2 Lgr. fiir die drei
Mal gefxaltene P-tisi
zeile werden von jeder
Bnch- und nunsthand-
lung angenomnren.

1866.

Beililatt zur Zcitsclirist sür üildcudc Kunst.

Vcrlag von L. A. Acemniin In Teipzig.

Klittst" cilialte» di^es Blatt xrar!». Äparl l'e^aett tostet dasselt'e l'/z Tl'Ir. ganzjähilick. Allc Biich- iiiit' .Niittstl'andliittaen wie alle Bostämker nebmen
Bestelllittgcn an. Exvcditionen : in Berlin: L. Sachse ^ C.o., Hosk»ils1I)aiidl»»g; in Wien: V.Aaeser, i» München : C. A./leischmann.

Jnhalt: Konklirrenzmodelle zum Jahndenkmale in der Hasenhaide bei
Berlin. — -Norrespoiidenzen (Berlin; Munchen). — .slunstgewerbe. —
Nekrolog (Gavarni). — Personalnackrichten. — Preisl'ewerbungen. —
Kunstvereine, Sammlungen. Ausstellnngen. — Kunstliteratiir. —
Kunsthaiidel. — Kunstunterrickt. — Bermisckte Kunstnachnckten. —
Zeitsckrüten. — Berliner Ausslellungökalender. — Miinckener Ans-
stelliliigskalender. — Wiener Ausstellungskalender. — Bericktignngen.
— Inserate.

Loilkllrrcii;modclle '.um Zahndeukimil in der
Hosculiaide kei Lerliu.

Könnte ich Jhncn doch von etwas Erfreuücherem
Mittheilnng machen, als von einer nenen Konknrrenz pla
stischer Modelle zn einem Denkmal! Das Mißbehagen,
welches diese künstlerischcn stospls-olmsos crregen, kann
kaum dadnrch gesteigert werden, daß im vorliegendcn
Falle, wo sich vorwiegend jüngere Kräfte der Aufgabe
bemächtigt haben, das durchschnittliche Niveau kanm das
der Mittelmäßigkeit ist. Dennoch haben die Leistnugen
ein hohes Jnteresse, schon wegen einer eigenthümlichen
Schwierigkeit der Aufgabe.

Nach der Grundsteinlegung zum Jahndenkmale an
Iahn's Gebnrtstage, den I I. August 1861, wnrde näm
lich nebst der nothwendigen Geldsammlung anch eine ^—
Sammlnng bon Steinen begonnen, zn der jeder größere
Turnverein oder Tnrnerbund einen Stein ans seiner Hei-
mat beisteuern sollte, nm aus dem so gewonncnen Material
einen Unterbau zur Statne Jahn's erstehen zn lassen.
Eine hochpoetische Jdee — anf dem Papier! Aber nnn
stellen Sie sich die Wirklichkeit vor! Basalt, Porphyr,
Granit, Shcnit, Marmor, Sand- nnd Kalkstein, Feuer
stein, Schiefer und der Himmel mag wissen, was nock),
findet sich da vertreten, der Versteinernngen, historischen
Kanonenkugeln und anderer Allotria nicht zn gedenken.
Nicht minder buntscheckig als die Farben gestalten sich die
Formen: Wnrfel, Platten, Sänlen nnd Blöcke, roh, be-
hauen und polirt, im Gewicht zwischen wenigen Pfunden

und ,16 Centnern, wahrlich mehr Motive für die Man
nichfaltigkeit, als für Lie Einheit; und doch kann vieser das
Kunstwcrk vor Allem nicht entrathen. Rechnet man nun
dazu, daß jeder Stein eine Jnschrift trägt, dnrch die natür
lich seine Lage vorgezeichnet ist, daß jeder Stcin mit seiner
Inschrift zn sehen sein soll, daß also diese ungleichartigen
Stücke nicht einmal, wie etwa die gleichartigen am Hessen
monument zu Frankfnrt a. M., schichtenweise überein-
andergestürzt werden können, so wird man die Schwierig-
keil, die schon in der Anordnung dieses schlichten Posta-
mentes ohne plastische Ansschmückung liegt, zn wiirdigen
wissen. Die Versuche znr Ueberwindung dieser Schwie-
rigkeit treten denn auch mit einem Gewicht hervor, das
zu ihrer knnstlerischen Bedentnng anßer allem Berhältniß
steht. Jn der Statne ist ausdrücklich, was sich eigentlich
von selbst versteht, möglichste historische Trene gefordert
worden. Fiir die Porträtähnlichkeit dcs Kopfes war für
alle Bewerber die große Lithographie von G. Engelbach
maßgebenv, die Motive fiir Figur und Gewandung sind
sattsam bekannt. Kcin Wnnder also, daß eine anffallende
Uebereinstimmung sich nntcr den meisten Modellen be-
merkiich macht, nnd die wenigen, die ein abweichendeS
Gepräge haben, mehr interessiren, als übcrzengen. Das
weitc Beinkleid, der enganschließende Rock von anständiger
Lange, den er stets geschlossen trng, und dessen einziger
Schmnck der Lohn des tapferen Baterlandskämpfers, das
eiserne Krenz war, das ist Alles, was zur Ausstattung der
kräftigen iuntersetzten Fignr zu Gebote steht. Ein Cha-
rakter von so eigcngearteter Bestimmtheit verschmäht
natürlich rie zur Anshülfe sonst gebräuchlichen plastischen
Phrasen. Der Kiinstler ist genöthigt, rein die innere
'Krast, die geistige Bedentung des Mannes und seiner
Schöpfnng wirken zu lassen, wobei ihn ein zwar nicht
schöner, aber in seinen bedeutcnden Formen fest und be-
stinnnt gezeichneter Kopf unterstützt.
 
Annotationen