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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 2.1867

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Die Ausstellung der königlichen Porzellanmanufaktur in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.4906#0059

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Beililatt zur Zeitschrist siir liildeudc Kuust.

Nr. 7.

Inserate

L 2 Sgr. für die drei
Mal gcspaltene Petit-
zeile werden von jeder
Buch- nnd Uunsthand
lung angenommen.

22. Frbl uar.

U!67.

II. Jahrgang.

üeitrüge

sind an Or. (5. v. l!uyow
(lVien, Theresiannm,
25) od.an die Bcrlngt!-
lseipzig, Kreuzstr. 8/0)
zn richten.

Verlsg von L. A. Leemann tn Tetgzig.

Am zwciten nnd letzten Frcitage jedcs Monats erschcint eine Nilmmer von eincm halbcn l'is einem Qnartbogen. Die Abonnenten der „lleitschrift fnr bildende
Knnst" erhalten dies Blatt Apart bczogen kostet dassclbe l'/z Tblr. ganzjährlich. Alle Bnch; nnd Knnstbandlnngen wie alle Postämter nebmen

Bestellnngen an. Expediti on en : in Berlin : L. Sachse » Co., Hosknnslhandlnng; in Wien : V. Kaeser, Gerold ä- Lo.; in München : E. A. Fleischmann.

Jnhalt: Die Ausstellung der königl. Porzellanmanufaktnr in Berlin. —
Todesfälle (Wright; Adam; Klagmann). — Personalnachrichten. —
Kunftvereine, Sammlungen, Ausstellungen. — Kuiistliteratur. —
Kunsthandel. — Knnstunterricht. — Bermischte Knnstnachrichten- —
Neuigkeiten der Kunstliteratur. — Neuigkeiten des Kunsthandels. —
Zeitschriften. — Berliner AusstellungSkalender. — Münchener Aus-
stellungskalender. — Jnserate.

Oie Änssttllling der königlichen poriellan-
mallufnktur i» Serlin.

„Jedes technische Produkt sei: erstens das Resultat
des materielten Dienstes oder Gebrauches, der bezweckt
wird, sei dieser nun thatsächlich oder supponirt nnd in
höherer symbolischer Auffassung genommen; zweitens das
Resultat des Stoffes, der bei der Produktion benutzt
wird, sowie der Werkzeuge nnd Procednren, die dabei in
Anwendung kommen."

Ein Fundamentalsatz ans G. Semper's Werk „Der
Stil", auf den nicht oft .genug anfmerksam gemacht wer-
den kann, in Zeiten zumal, wie die nnsrigen, in denen die
Technik, bei der hohen Vervollkommnung, die sie bereits er-
langt hat und noch erlangen wird, anf dem besten Wege
ist, die Schwierigkeiten, welche die Bezwingnng des
Stofses ihr bietet, ganzlich zu beseitigen.

Die königliche Porzellanmannfaktnr in Berlin hatte
in den letzten Tagen des Jannars eine Ausstellnng der,
jenigen Produkte veranstaltet, dnrch welche sie auf der
Pariser Jndustrie-Ansstellnng vertreten werden soll.

Wir ersparen uns die Aufzählung nnd Beschreibung
der einzelnen ausgestellten Gegenstände. Viele derselben
sind von großer Schvnheit, so namentlich eine grvße
Biscuitvase von klassischer Form, »nt Kompositionen
von Frühling und Herbst nach Bildern von Bendemann
geschmiickt. Eine knnstgeschichtliche Merkwürdigkeit ersten
Ranges ist ferner ein Tafelanfsatz, den Friedrich der
Große für die Kaiserin Katharina II. von Rußland an-
fertigen ließ, nach den alten Formen ncn wiederholt. Die
It.

vortresflichen Leistnngen des Jnstitntes in Bezug anf chinc-
sisches Porzellan, anf Porzellanwaaren im Rokokogeschmack,
dem wahren Porzellanstile, die Pracht der Farben und
Schönheit der Formen, die man darin zu erreichen weiß,
verdienen die höchste Anerkennung.

Bedenklich dagegen sind die Leistungen, in denen man
bemüht geweseu, Thonwaaren, Steingut nnd Majoliken
in Porzellan nachznahmen. Wir dürfen nicbt verhehlen,
daß die Jmitation dieser einzeluen Zweige der keramischen
Knnst in Porzellan vorzüglich gelungen ist, so vorzüglich,
! daß man beinahe in den Glauben hätte versetzt werden
können, ein geschnitztesHolzkästchen, in welches eine gemalte
Porzellanplatte eingelassen war, sei ebenfalls aus Por-
zellan.

Es ist unbedingt ein Stilfehler, in einem anderen
! Material etwas nachzubilden, was gerade durch die Eigen-
thumlichkeiten des ursprünglichen Stosses uud dessen Be-
handlungsweise in seinen Formen bediugt ist. Noch
gröber wird der Fehler, wenn ein kostbarerer nnd edlerer
Stoff zu solchen Kunststücken verwendet und in die einem
geringeren eigenen Stilformen hineingezwängt wird- Der
Fehler steigert sich mit dem Grade der Tänschnng, der
erziclt wird.

Betrachten wir eineS Beispiels halber die ausgestellten
Weinkühler. Dieselbcn sollen bei dem Beschauer den Ein-
druck hervorbringen, nnd bringen ihn sicherlich bei solchen
hervor, die ihren Ursprnng nicht keunen, als seien sie
Thonwaaren. Als solche würden sie ihre Form, welche
die eines Umdrehuugskörpers ist, der Töpferscheibe
verdanken. Bei der Porzellanfabrikation ist jedoch diese
wegen der zu geringen Plasticität des Materials nicht
anwendbar; wie bekannt, werden Porzellangegenstände
gegossen. Ferner wird bei den Thonwaaren die schvne,
warme, gelblich-graue Farbe des natürlichen Stoffes be
nntzt znm Grnndton der anf den Gefäßen angebrachten
 
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