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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 2.1867

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Die Bauwerke der Renaissance in Toskana
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https://doi.org/10.11588/diglit.4906#0068

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stellung Ebenbürtiges, jc> vielfach Ueberlegenes an die
Seite zu stellen.

Jenen älteren Denkmälerwcrken soll hiemit selbstver-
ständlich ihr zum Theil großes Verdienst keineswegs ge-
schmälert werden. Aber während sich z. B. die in ihrer Art
klassischen „bläitieW äsUomsmoäkrns" von Letarouilly
dem vorherrschenden Charakter der dortigen Bauten gemäß
wesentlich auf die Periode der Hochrenaissance und der
späteren Zeit beschränken, legt das Förster'sche Werk, in-
dem es nur Bauten toskanischer Städte in's Auge faßt,
das Hauptgewicht auf die Frührenaissance und führt
uns aus ihrem Bereich die wichtigsten Werke der großen
Meister, darunter manche zum ersten Mal in mustergiltigen
Aufnahmen vor. Und während andererseits auch von diesen
toskanischen Banten z. B. in der n^rellitsoturs'Uosvmis"
von Grandjean de Montignp und Famin nnd son-
stigen neueren Werken vieles in kleineren, bisweilen an-
sprechend malerisch behandelten, aber meistens nur skizzen-
haften und von trockenem akademischem jtlassicismus be-
herrschten Abbildnugen vorlag, halten die Förster'schen
Tafeln durchweg den Standpunkt einer möglichst natur-
wahren und streng architektonischen Wiedergabe fest, so-
daß sie auch in denjenigen Fällen, wo ihr Gegenstand cin
schon öfter dargestellter ist, etwas in seiner Art Nenes und !
Werthvolles bieten. Der bei wcitem größere Theil der
Tafeln — deren das Werk im Ganzcn 160 umfassen wird
— ist Aufrissen, Durchschnitten, Grundrissen und Detalls
gewidmet; bei letzteren ist i/iv der natürlichen Größe als j
Maaßstab eingehalten; mitunter, namentlich gegen den !
Schluß des Werkes, sollen auch Gesimsprofile u. dgl. in
Naturgröße gegeben werden. Auf den Durchschnitten
und Detailblättern sind die entsprechenden Quoten in der
Art genau verzeichnet, daß dem Architekten das Ueber-
tragen in jeden beliebigen größeren Maaßstab leicht mög-
lich wird. Außerdem dienen einzelne farbige Tafeln und
ausgeführte perspektivische Ansichten zur malerischen Vcr-
anschanlichnng der wichtigsten Objekte. Unter dieseu letz-
teren, in ansgeführtem Knpferstich behandelten Tafeln
sind einige von einer so vollendeten Eleganz und Schön-
heit, wie wir sie leider nur allzuselten von deutschen Ste-
chern zu Gesicht bekommcn. Sie rühren in der Mehrzahl
von dem trefslichen H. Bültemeyer in Wien her, der
den Kunstfreunden u. A. durch seine künstlerischen Bei-
träge zu den Publikationen der k. k. Central-Kommission
und zur „Allgemeinen Bauzeitnng", unter letzteren be-
sonders dnrch den brillanten Stich berFa^ade von Han-
sen's Wassenmuseum bekannt ssin dürfte, — wenn es
anders bei uns üblich wäre, auf die bescheidenen Leistun-
gen eines deulschen Knpferstechers ein schärferes Augen-
merk zu richten. Jn Wahrheit verdienen diese Leistungen
Bültemeyer's den trefflichsten architektonischen Stichen
der Franzosen ebenbürtig an die Seite gestellt zu werden,
weil sie mit der Virtuosität des Vortrags eine Schärfe

der Charakteristik und Gediegenheit der Formanschanung
verbinden, welche unter anderen' Stechern leider nur
allzu häufig mangelt.

Wir wollen versuchen, den Lesern dnrch eiue knrze
Uebersicht von dem reichen Jnhalte des Förster'schen
Werkes eine ungefähre Vorstellnng zu geben.

Die 30 ersten Tafeln sind den Bauten des großen
Bahnbrechers der nen-römischen Architcktur, Filippo
Brunellesco gewidmet. Fast die ganze erste Liefe-
rung — eine jede derselben umfaßt 8 Tafeln — füllen
die Aufnahmen der Kirche S. Lorenzo in Florenz, welche
uns in einer prächtigen Jnnenansicht (Bl. 1), Grundriß
und Ansicht des Aeußeren, mehreren Dnrchschnitten und
endlich in zwei Detailblättern vorgeführt wird, von denen
das eine den reizvollen Drachenbrunnen in der Sakristei,
„eiues der trefflichsten Zierwerke der Frührenaissance"
nach I. Bnrckhardt's Urtheil, das andere Stücke des
köstlichen Holzgetäfels und der Marmorschranken desselben
Raumes darstellt. An S. Lorenzo schließen sich fünf
Tafeln mit Anfnahmen der Capella de' Pazzi im Kloster-
! hof von S. Croce in Florenz, darnnter zwei sarbige De-
! tailblätter;sodanndienachBrunellesco'sPlänenaufgeführte
Kirche S. Spirito ebendaselbst auf drei Tafeln; ferner,
als eines der Hauptwerkc des Meisters, die im Auftrage
des Cosimo de' Medici erbaute, malerisch gruppirte Ba-
dia bei Fiesole, welcher allein acht Tafeln gewidmet sind,
— mit vollem Recht, denn diese kleine geistliche Residenz
bildet an nnd für sich schon eine wahre Fundgrube des
Stndiums für den modernen Architekten. Die amnuthige
Certosa bei Florenz nnd andere unter Brunellesco's
Einflnß eutstandene Bauten, Hallen u. dgl., sowie der
kleinp Palazzo Quaratesi zu Florenz bilden den Schluß
der Werke dieses Meisters.

Die übrigen Meister der Frührcnaissance werden in
ebenso rcicher Auswahl vertreten sein: Leon Batt.
Alberti dnrch die berühmte Thür seiner Hauptfayade von
S- Maria Novella; Beuedetto da Majano durch das
Prachtexemplar seiner Kanzel in S. Croce, dnrch die ihm
von Vasari zugeschriebene Kirche S. Maria vor den
Maucrn von Arezzo n. A.; Mino da Fiesole durch das
mit Engeln nnd Putten ansgestattete schöne Sarkophag-
mouument des Conte Ugone in ber Badia zu Florenz;
Lucadella 8tob b iadurch den berühmten Sakristeibrunnen
von S- Maria Novella. Einen besonders werthvollen
Theil bilden sodann die zahlreichen Tafeln, welche den
noch nie in dieser Bollständigkeit publicirten Bauten von
Pienza (Dom, Rathhaus, Palazzo Piccolomini, bischöfl.
Palast, Haus mitSgrafsito) nnd Siena(PalazziNerucci,
Piccolomini, Piccolomini-Bandini, Magnifico und dei
Diaboli, S. Caterina, Mad. delle Nevi und Carmine)
gewidmet sind. Nur möchten wir nach den Ergeb-
nissen der neneren Forschung über die Urheber dieser
Werke gewünscht haben, sie nicht so bestimmt den
 
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