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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 2.1867

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Cornelius
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https://doi.org/10.11588/diglit.4906#0075

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n. Jahrgang.

Leitrüge

sindan Or. l5. v. eiitzow
ltvikn, Theresiattuiiig.
25) od.audie Bcrlngt-H.
(Leipzjg, Kv'nigsstr. 3)
zu lichten.

29. MlU'i.

Nr. 9 ii. 10.

Inftratr

s 2 Sgr. für die drei
Mal gcspaltenc Petil
zeile werden von jeder
Buch und.ttunsthand
lung augenomnien.

I!!67.

Beililntt zur Zeitschrist sür tiildendc Kunst.

vcrlng von L. A. Lcemann tn Lcipziii.

'Am zweitc», und letzten Freitage jedes Monats crscheiiit cine dtlimiiier voi, einem hall'en t'is eiiiem Quartl'ogeii. Die Monnenten der „Zcili'chrift für bildende
.Unilst" erlialten dies Blatt xrnd!». Avart bezogen kostet dasselbc 1^/z Tblr. ganzjährliäi. Sllle Bnch: niid .Nliiistl'andlilligeii wie alle Postämter iiebmen
Bestellnngen an. Expcditionen : in Berlin: L. Sachse » Co., Hofkiiilsthandlliiig; in Wien: P. Aaeser, GeroldL Lo., i» München : <L. A. Fltischmann.


Inhalt: CorneliuS 1-. — Pariser Kunstoersteigerunaeu. — Die Photo-
graphotypie. — Korrespondenz (Miinchen). — Nekrolog uud Todes-
fälle (Morgenstern; .Bracassat; Ovarnström; Boulanger). — Kunst-
vereine, Sammlungen, Ausstellungen. — Kunstliteratur. —'Kunst-
unterricht. — Lermischte Kunstnachrichten. — Neuigkeiten der
Kunstliteratur. — Neuigkeiten des Kunsthandels. — Zeitschriften. —
Jnserate.

Lorneliris -s-.

Am 6. März hot die dcntsche Kunst deu
Mcister verloreu, dcm seit Iahrzehnteu keiner den
erslen Platz uuter deu vaterläudischcu Kiiustleru strei
tig machte. Cornelius, seit läugerer Zeit leidend,
ist verschiedeu. Aufang des Jahres starb Jngreö, der
große Jdealist der französischcn Malerei; sv schuell ist ihm
der große Jdealist der deutschen Malerei gefolgt, er,
welcher ftir die Kuust uuseres Baterlandes doch uoch eiue
ganz audere Bedeutuug hatte als Iugrcs fiir Fraukreich.
Coruelius, dcu 2i>. Septembcr 1783 geboreu, staud üu
84. ftebeuöjahre. Bis in das hohc Greiseualtcr hiueiu
körperlich rüslig uud geistig srisch, hat er bis zum
ietztcu Herbst uicht ausgehört, künstlerisch thätig zu sein.
Iin vorigeu Wiuter hatte er eiue schwere Kraukheit durch
zuruachen, die er glücklich überwaud. Biit Beginn dieses
Winters beganu er an Störungen in den Funktionen des
Herzens zu leideu, die bei dcm Greise besorgnißerregend
wareu. Iede Ausregung mußte ferngehalten werdeu, auch
burfte er uicht viel Besuch empfangen, was ihm als eine
große Entbehrung galt, da ihm der geistige Austausch
inuuer ein Bedürfniß war. Seit mehreren Wochen war
eine Besseruug iu seiuem Besinden eiugetreten und schon
kounte man sich der Hoffuung hingeben, der theure Meister
tvürde auch dieseu Winter übersteheu, als seit den ersten
Tagen des März die traurige Wenduug eintrat. Kurz
äuvor hatte er noch den lebeudigstcn Autheil am Zu
lainmentritt des norddeutschen Reichstages genomnieu.
-^ie Thronrede wollte er uoch am selben Abeud höreu uud

ließ sich unr nugern bewegcu, bis zum nächsleu Morgeu zu
warteu. Jhm, der vorAllcm deutsch gesiuut war, weckte
sie freudige Hossuuugeu, hatte abcr auch ciue Aufregung
zur Folgc, von welcher cr sich uicht crholcu kouutc. Auch
au die Kuusl dachte cr uoch in deu letzteu Tagen uud that
die Aeußcruug: „Jch habe wieder zwei Kompositioueu
fertig im Kopfc. Sobald ich aufstehen kauu, will ich sic
zeichueu."

Als dic Berschlimmeruug iu seiucm Zustaude eintrat,
hatte er selbst das klare Bcwußtseiu, daß seiu Eude da
sci. Er sprach es sciuer Gattiu aus, welche seine liebe
volle Pflegerin geweseu war. Dann ließ er eineu Geistlichen
rnfeu uud ward mit den Tröstnugeu, welche seiuc Kirche
bietct, versehen. Iu dcr Nacht vom 5. zum 6. versagte
ihm die Kraft, aber seiu Bewußtseiu blicb klar. „Betet"
war daS letzte Wort, das er zu seiueu Augehörigeu ge
sprochen hatte. Er starb, eiu Crucifix iu der Hand, uach
welchem er ebeu gegriffeu hatte. Gerade ciu Jahr vorher,
ebeufalls am 6. März, war sein Schwager Geheimrath
Brüggemauu gestorbeu, dessen Tod er schwer empfuiideii
hattc. Nebeu ihm uud nebeu seiner Schwester, auf dem
katholischeu Friedhof iu der Lieseustraße, hat Coruelius
seine Ruhestätte gefuuden.

Am 9. ward er bestattet. Es war ein unfreundlicher
Tag mit Regeu uud Wind. Iu seiner Wohnung am
Köuigsplatz hatte sich eine zahlreiche Versainmluug einge-
fuuden. Dic Künstlerschaft Berlins war iu großer Anzahl
vertreten, Aeltere und Jüngere, Männer der verschiedeusten
Nichtuugen. Man sah Persönlichkeiten ans dem Kreisc
des Hofes, ferner S. Excellenz den Minister der
geistlichen Augelegeuheiten, Hcrru v. LAühler, sowie
den Referenteu für Kunstaugelegeuheiten im Ministerium,
Geheimrath Pinder, deu Rektor der Universität, Geheim-
rath.ftaugeiibeck, den Sekretär uud viele Seuatsmitglieder
der Kunstakademie. Die Stadl Berliu hatte einc Dcpu-
 
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