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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 2.1867

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Die Photographotypie, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4906#0095

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92

ter des dcirgestelltcn Gegenstandes irnd dre Haltung des
Bildes bcstiirinien, das Augenmerk richten muß. Jn dieser
Hinsicht bleibt anch die Phvtographotypie an das Gesetz ge
bniiden, welches die Buchdrnckerpresse vorschreibt d. h. der
Drucker ist bei der Zurichlung der Platte fnr den Druck
darauf angewiesen, die betrcfsenden Stellen so weitzurück-
treten zn lafsen, daß sie die Flache des Drnckbogens nicht
mehr berühren.

Unbedingt nnd init volleni Erfolg sckeint die Erfindiing
anwendbar auf die Reproduktion ältcrcr Holzschnittc. Hicr
bietet sie noch dcn Porthcil, daß sie ohne Zwang die in
großen niarkigen Zllgen behandelten Arbeiten der alten
Meistcr auch in der Berkleinerung treu wiederzugeben ver-
mag. Auch Stiche, die in reiner Linieninanier breit nnd
markig behandelt sind, bietcn keine besondcrcn Schwierig-
keiten dar; nur wird der Mesammtton derselbeu bci der
llebersctzuug in den Hochdruck seinen Charakter deingemäß
verändern. Ferner lassen sich Handzeichnniigen in Drnck
platten verwandeln, sofern sie aus weißem Grunde mit
intensiver Schwärze (Feder-, Kohle-, Ureidezeich-
nungen) ansgeführt und srei von gewischten odcr gctnsch-
ten Tönen sind. Die Möglichkeit der Vergrößerung sowohl
wic der Verklcinerung dürfte aucki hicr sich in einzelnen
Fällen uoch als ein besonderer Vortheil herauSstellen.

Hinsichtlich der zur Herstellung von Photographo-
thpen angewandteu Technik inüsscn wir uns anf einige
kurze Mittheilungen beschränken, da dieselbe der Haupt-
sache nach Geheiinniß des Erfinders ist.

Die Druckplatte, init welcher die Abzüge unseres Blat-
tes hergestellt siud, ist cin Galvanotyp (Elektroiyp) oder
Knpfercliche, wie es jetzt, wenigstenS bei größercn Ans
lagen, allgeinciu an Stelle dcs Holzstocks verwaudt wird.
Man bedient sich dieser galvanischeu Ablagerung init
eiuein Hintergnß vvn Blei bekanntlich, uin den Holzstock
selbst nickt der Gefahr des ZerspriugenS oder der Quet-
schung an einzelneu Stellen auszusetzen, wie sie bei dein
Schnellpressendruck nicht iminer abgewandt werdcn kann.
Die Originalplatte selbst besteht aber nicht wie bei der
Chemitypie aus Metall, sonderu aus einer aus verschie
denen Jngredienzicn gebildeten Cementinasse.*) Anf dieser
Platte erscheint die Zcichiiung iu erhabenen Linien ähnlich
wie beim Holzschnitt, nur daß der Grund au deu breiteren
Fleischstellcu nicht wie bei jeneni tiefer ausgegraben ist.

Das Versahren unterscheidet sich in dieser Hinsicht auch
von der iin vorigcn Jahre in England crsundeiicn E'rapho-
typie, die Lis jetzt, soviel mir bekannt, die Erwartungen
nicht ersiillt hat, wclchc nian ansangs davon hcgtc. Bci dcr
Graphotppie wird eine Zinkplatte mit einein slarkcn Ärcide-
grunde versehen, welcher mittels einer Polirten Stahlplatte
nnter Anwcndung eines starkcn hydraulischcn DrnckcS koin
primirt und geglättet wird. Eine auf diesem Grunde mit
einer besonders präparirten Tinte ausgefnhrte Zeichnung bleibt
in scharfen erhabenen Linien stehen, wenn der Kreidegrund
mittelst ciner Biirste entsernt wird.

Diese Vertiefnng, die, wic schon oben bei Erwähnung der
Chemitypie bemerkt, überall nothwendig erscheint, wo die
Zwischenräume zwischeu den Linien sich über N4 bis 1
Millimeter erwcitern, wird bei dem Photographotyp durch
Ausschabeu bewirkt, cine Operation, die bei der Beschasfen
heit des Materials sür eine im Zeichnen oder Gravireu
mäßig geübte Hand ohne große Mühe zu bewerkstelligen
ist. Je voller die Zeichnung, d. h. je mehr der Griiud
des Papiers von den Strichlagen gedeckt ist, desto weniger
konimt natürlich diese Nachhlllfe in Betracht. Die Festig-
keit der Platte reicht vollkommen aus, um von derselben
kleine Anflagen anf der Handprcsse zu drucken; zu größeren
Auflagen und für den Drnck auf der Schnellpresse ist ein
galvanischer Riederschlag erforderlich.

Bezüglich der Herstcllnngskostcn von Photographo-
typen sei noch bemcrkt, daß die dazu benöthigten Mate
rialien bis anf das crforderliche Kupfervitriol und Blei
cinen kanm nennenswerthcn Haudelswcrth haben.

E. A. S.n.

Korrcspondcn;.

Drcsdcn, im Mär>.

v. Auf das hiesige Kunsttreiben während dieses Win-
ters zurückblickend, ist zunächst von den Kunstwerken Akt
zu nehmen, welche von hier zur Pariser Ausstellung ge-
schickt worden sind. Die hierzu bestimmten Werke waren
einige Zeit znni Besten deS säcksisckeu Künstlerunter-
stützungsvereins auf der Brühl'schcn Terrasse ausgestellt.
Jhre Zahl war nicht groß nnd nur eine einzige Arbeit der
Plastik, einRelief vonBroßmann, befand sich darnnter.
llnter den Gemälden ist das „Banket der Walleiistein'schcn
Generale" vonJ.Scholtz hervorzuheben, ein imAuftrag
der „Berbindnng für historische Kunst" gemaltes Bild,
das dcii Künstler in weiteren Kreisen bereits vortheilhaft
bekannt gemacht hat. Neben diesem frisch und lebendig
gemalten Bilde, dem man gern wieder einmal begegnete,
zog besonders noch ein Bild von I. Röting das Jnteresse
auf sich. Röting, dcr, ein geborner Dresdner, auf der
hiesigen Akademie seinc künstlerische Ausbildung erhalten,
domicilirt bekauntlich gegenwärtig in Düsseldorf, von wo
aus er eineu wohlbegründeten Ruf als Porträtmaler er-
langt hat. Sein hier auSgestelltes Gemälde stellt in großen
Bilddimensioneii die „Grablegnng Christi" dar*). Röting
ist, dem Gegenstand gegenüber, ganz seiner, das Haupt-
gcwicht anf die Farbc legendeu 9iichtnng als Porträtmaler
tren geblieben, uud hat die sick gcstellte Aufgabe von einem
realistischen Standpnnkt aus zu lösen vcrsucht. Die An-
ordnung des Bildes, besonders auch der Christustypus
weicht von der üblichcn Darstcllungswcise ziemlich ab.
Läßt sich auch Manches gegen die Ausfassiing einwenden,
so ist doch die malerische Behandlnpgsweise einc ganzvor-

') Vgl. Kuiist-Chronik v. 2- 1866. L. 76 fs.
 
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