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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 2.1867

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Kölner Kunstversteigerung (16. April 1867)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4906#0101

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bemaltes Crncifix, welches aus dem Franciscanerkloster
von Assisi herstammt und nach einer im Kloster vorge
fundenen Notiz von Cimabue für die Altartribuue der
unteren Kirche des Klosters gemalt wnrde, spätcr als
Prozessionskreuz diente und endlich dnrch ein glänzenderes
ersetzt, unter den Plnnder gcrieth und von den Mönchen
auf Ramboux's Wnnsch ihm geschenkt ward. Dann ein
Fragment eines Freskogemäldes von der Decke eben der-
selben Unterkirche der Franciscaner, von dort abgenommen
wegen des Banes eincr Orgel nnd von Ramboux gerettet.
Die Gemälde dieser Decke sind von der Hand Giotto's,
und das Fragment, ein weiblicher Kopf, ist in jeder Weise
bemerkenswerth. Einzelne Theile eines Altarwerkes von
Spinello von Arezzo, von welchem sich andere in der
Akademie von Siena befinden, erwähnen wir nnr unter
einer ganzen Reihe von Werken dieser älteren Periode.
Aus späterer Zeit sind besonders interessant eine Reihe
von kleinen Darstellungen ans dem Lebcn der heiligen
Catharina von Siena, welche aus dem Hvspital della
Scala zu Siena stammen, wic denn überhanpt eine ganze
Reihe von sehr interessanten sienesischen Bildern in der
Sammlnng sind. Ans noch spLterer Zeit findet sich eiue
Reihe von höchst bemerkenswerthen eigenthümlichen Bild-
chen, welche von Nonneu des Klosters St. Martha in
Siena gemalt sind, etwa nm 1520. Es sind ihrer
einige zwanzig, Begebenheiten aus den Evangelien,
aus Heiligenlegenden und einzelne Heilige darstellend.
Ein-Hanptwerk in der Sammlung, welches Rambonx
erst im vorigen Jahre nnd zu einem für seine Berhältnisse
sehr hohen Preis ankaufte, — er zahlte 600 Thaler dafür,
ist ein Altarbild 'vonBenozzo Gozzoli, eineMadonna
in Trono mit St. Johann, St. Julian, St. Gregor und
St. Johannes Baptista zu ihren Seiten, weiter zurück
St. Franziscus und St. Dominicus. Auch einige alt-
deutsche, besonders auch altkölnische Bilder sind in Ram-
boux's Sammlung, sowie einige Kopien von dessen eigener
Hand aus den Zeiten, wo er noch nicht so ausschließlich auf
die mittelalterliche Kunst gerichtet, als er noch Schüler
von David in Paris war. Diese Kopien und Stndien, vor
allen einige kleine Kopien nach Rubens, sind vortrefflich.

Sehr bemerkcnswerth unter Ramboux's Kunstanti-
quitäten sind eine Reihe von bemalten Holztafeln, welche
aus der einstmaligen Finanzkammer der Republik Siena
stammen. Es sind die Aktendeckel der halbjährlichen Ab-
rechnung des jedesmaligen Camerlengo der Republik.
Theils sind diese Tafeln mit Wappen und Ornamenlen
bemalt, theils mit dem Bildniß des Camerlengo oder auch
mil der Darstellung seines Bureau's mit dem Empfänger
und den Zahlenden oder Empfangenden, Eidleistenden
und Anderes. Es sind ihrer 31 Stück, datirt von ver-
schiedenen Jahren zwischen 1265 und 1451. Anf einem
von 1278 ist das Porträt des Camerlengo nnd die Notiz,
daß Diotisalvi, Pittore, für diese TafelachtSoldi er-

halten habe. Eins von 1296 zeigt ebenfalls ein Bildniß
und den Malernamen Guido gniniore.

Bon Ramboux's Original-Werken sind auch einige
! dabei, ziemlich seltsame Arbeiten in einem ganz eigenen
hochromantischen Stile. Sie stammen aus der Zeit seines
ersten römischen Aufcnthaltes in den zwanziger Jahren
dieses Jahrhunderts, als er noch selbständig schus. Aus
etwas späterer Zeit und aus München stammen Porträts,
^ darnnter ein Doppelporträt der Brüder Eberhardt. Diese
Porträts, ganz in altdentscher Weise gemalt, sind sehr
merkwürdig.

Wenn die Sammlung Rambonxhanptsächlich Jnter-
esse für den Knnsthistoriker bietet, so enthält die Samm-
lung vonA.G. Thiermann inBerlin, die sich derselben
anschließt, dagegen solche, welchefür Jedermann zugänglich
nnd genießbar sind und wie sie ein unbefangener Kunst-
frennd zu seineni Gennsse nm sich gesammelt hatte. Es
sind in dieser Sammlung, welche 449 Stücke umfaßt,
viele gute Kabinetsbilder aus der niederländischen Schule
des siebenzehnten Jahrhnnderts, darnnter mehrere sehr
gute Gemälde von Jan Breughel, eine sehr hübsche
Landschaft vonLncas van Uden, ein ganz vortreffliches
dem Franz Hals zngeschriebenes Porträt nnd ein aus-
gezeichnetes Blumenstück von van Hnysnm. Anch die
Jtaliener der späteren Periode sind vertreten und es fin-
dcn sich gute Bilder dabei, wenn auch nicht gerade solche
crsten Ranges. Sehr bemerkenswerth ist eine grvßere
sehr reiche italienische Landschaft von Joscph Bernet,
anch eine alte Kopie nach Raffacl ist nicht ohnc Werth.

Dann kommt noch die Gemäldcsammlung cines in
Bonn verstorbenen Generals Tnckerman dazu, l 13
Nnmmern, Altes und Neues, darunter ebenfalls gute
niederländische Kabinetstücke.

Die Sammlnng des Nentners Wahlen in Köln cnt-
hält unter 1948 Nummern Dinge aller Art nnd Zeit.
Wenige Gemälde, einige Bücher, Elfenbein- und Holz-
schnitzwerke, Metallarbeiten, Waffen, Krüge, Porzellan,
Gläser, Möbeln, altes Hausgeräth, Uhren, Dosen rc. rc.
Unter den Elfenbeinschnitzwerken, die sehr zahlreich sind,
besinden sich einige schöne Stücke.

Auch aus dem Nachlasse von Raiüboux sind eine
Menge derartiger Dinge da, doch meistens solche, die ein
vorwiegend künstlerisches Jnteresse haben. Römische,
griechische und ägyptische Anticaglien, mittelalterliche
Schnitzwerke und Metallarbeiten, Fragmente von Glas-
malereicn, Stickercien nnd dergleichen. Dazu koninit dann
noch die Münz- und Medaillensammlung von Schreiber-
Heerdegen in Nürnberg, welche bekanntlich schöne ita-
lienische nnd nürnberger Medaiüen enthält nnd eine zahl-
reiche Sammlung von Bleiabgüssen von Llteren getriebenen
nnd gravirten Goldschmiedearbeiten. Mit Anfang des
Mai werden alle diese Sachen ausgestellt werden.
 
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