Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 2.1867

DOI article:
Becker, Hermann: Versteigerung des Kabinets Engels (5. Mai 1867)
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.4906#0113

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
mik Figuren, eine „Mittagsruhe", zeichnet sich aus durch
den feineu Gesammtton nnd die äußerst zarte und reiche
Malerei; das zweite ist „Jan Steen mit Frau und Kind
anf dem Eise" gleichfalls überaus sanber genialt. Bon
F.Willems ist ein kleinesJnterieur da, mit einer„Spitzen-
klöpplerin". Es stammt aus der Zeit wo dieser Künstler,
der jetzt unter den Parisern eingebürgert ist und einen
hohen Rang einnimmt, noch in seiner flaemischen Heimat
und in der Art von H. Leys mcklte. Auch gleicht dies Bild
so sehr den früheren Gemälden von Leys, daß wir es für
ein solches halten würden, wenn wir den Autor nicht j
kennten. Vcn Henry Leys ist ein größeres Gemälde da, !
ein Jnterieur mit Figuren. Es ist von 1840 datirt
und in dem warmen goldigen Tone gemalt, welcher den
Bildern aus des Künstlers früherer Periode eigen ist,
bevor cr seine Kunstweise so plötzlich und durchaus nm-
wandelte. Auch dieses Bild ist ein Muster virtuoser Be-
handlung in Farbe und Malerei. Dann haben wir unter
den belgischen Geinälden noch eines Genrebildes von E.
deBlock zu erwLhnen und zweier, eins größer, das andere
kleincr, von A. Hnnin. Von holländischen Meistcru
sind ebcnfalls einige trefsliche Wcrke vorhanden. Eine
großeWinterlandschaftvonA.Schelfhout ist ganz aus-
gezeichnct; wcniger vortrefflich in Nücksicht auf den Mei-
ster ist einc großeWiuterlandschaft von B. C. Koekkock,
doch iimner eine achtungswerthe Leistung.

Unter den deutschen Werken befindet sich der dnrch den
Stich bckannte „Don Quixote nnter den Hirten" von
Adolph Schroedter, eins der besten Werke des Meisters,
wenn auch in der Farbe nicht ganz so frisch wie manche
andere seiner Hand. Dann „der Aufschneider" von Henry
Nittcr, dem zu früh verstorbenenMeister. Es istdies ein
größeres Bild, welches eine Hafenkneipe darstellt, in wclcher
ein alter Meerwolf einem Kreise von jüngeren Matroscn
nnd Landratten seine Abenteuer erzählt; cin Bild voll
Humor nnd trefflich im Ansdrucke. Dann das dnrch Hanf-
staengl's Lithographic bckännte höchst cigenthümliche Bild
von F. Gonne in Dresden „des Näubers Reue". Ein
Genrebild vonJ. G. MeyervonBremen, einesehrschöne
Landschaft von A. Carl, jenem leider so früh verstorbenen
reichbegabten Talente, eine Abendlandschaft von C. Mor-
gcnstern in München, drei Bilder, ein größeres und
zwei kleinere von Heinrich BLrkel in München, das grö-
ßere, größer wie Bürkel's Bilder gewöhnlich sind, „das ^
Dorf Greinan mit dem Wolkenstein", reich mit Figuren
und Thieren staffirt, ist eine wahre Perle an feiner, zarter
Vollendung. Es ist von 1844 datirt. Die beiden andcren
sind klcinc Winterbildchen. Ein Viehstück von F. B oltz in
München stammt aus neuerer Zeit und ist ein schönes
erfrenliches Bild^ Von französischen Meistern haben wir
I. B.Jsabey mit einer trefflichen Marine undF. Biard
mit einem mehr seltsamen als schönen Bilde „die Ver-
brennung einer indischen Wittwe".

Damit wären die besten Stücke aufgeführt. Von den
übrigen wollen wir noch die folgenden nennen: E.
Tschaggeny, E. Verboeckhoven, Nanftl in Wien,
Moerenhout im Haag, Klombeck in Cleve, Jollivet in
Madrid, C. Eeckhout im Haag, F. Dürte in Münchcn,
A. de la Croix, H. Ascher. Unter den Aquarellen ist ein
Blatt von Meyerheim ganz vortrefflich.

Von älteren Gemälden sind nur zwei von Bedentung
dabei, ein Porträt, welches Hubert van Ey ck zugeschrieben
wird und jedenfalls der Eyck'schen Schule angehört. Es
ist ein ganz erstaunliches Werk in Betreff der Zeichnung
und minutiösester Ausführnng, dabei ganz vorzüglich er-
halten. Ein alter Herr mit grüngrauem Gewande und
dunkeler burgnndischer Mütze, um den Hals eine silberne
Kette mit dem Antoniterkreuz daran nnd in der Hand
eine rothe Nelke. Das zweite ist eine betende Madonna,
Brustbild in etwa dreiviertel Lebensgröße von Carlo
Dolce, welches aus der ehemaligen Riedinger'schen
Sainmlnng herstammt.

Unter den Knpferstichen bcfinden sich ausgesuchte Ab-
drücke von Longhi (Sposalizio) Morghen (das Abend-
mahl) Anderloni, Desnoyers, Earlom, Forster, Mercuri,
Richomme ic. rc. Die Bronzen sind meistens kleinere
moderne Güße, doch sind einige ältere getriebene Sachen
dabei; das Uebrige, in Metallprachtgeräthen kostbaren
Vasen, Kandelabern gehört mehr in das Gebiet der Knri-
ositäten und Luxusgegenstände. Alle diese Dinge zusammen
bildetcn eine Gesammtheit von fürstlicher Pracht, die von
dem guten Geschmacke und dem fcinen Sinne ihres Besitzers
für Harmonie und künstlerische Schönheit ein vollgültiges
Zeugniß ablcgte. Hermann Becker.

Korrclpondeir;.

Ncw-Uork, Ende März 1887. (Schluß.)

Um nun auf einige hiesige Kunstereignisse der jüngsten
Zeit zu komuien, so würde wohl als wichtigstes die letzte
Woche abgchaltene Versteigerung der Galerie des Baum-
wollemaklers Wm. F. Wright zu nennen sein. Diese
Galerie enthielt unter ihren 145Nummeru manches Gute
und die erzielten Preise waren durchschnittlich ebenfalls
gut. EinBild C. Becker's, „die Ankiindignng," brachte
700 Dol.; eine Marine von Achcnbach 750 Dol.; ein
zweiter Achenbach, iin Katalog anfgeführt als Rotter-
berg am Rhein, 900 Dol.; „Nienzi" von Piloty brachte
nur 325 Dol.; ein Bild der Angelica Kaufmann,
„die Jnspiration Shakespeare's," 120 Dol.; die Bai
von Neapel, von Jungheim, 105 Dol.; eine kleine
Skizze Delacroix's zn „Dantc und Virgil bei den
Zornigen" brachte 235 Dol.; zwei Ed. Frsre's, „die
Waschfrau" und „die innge Hanshälterin" je 1000 Dol.;
 
Annotationen