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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 2.1867

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121

für Kuust des Mittelalters uud der Neuzeit," uud so mag
deun jede neue Sitzung in den znriickblcibenden Genossen
das Andenke» an den geliebtcu Todten cruencn!

8n. Phillip, John, cincr der angesehensten britischen
Genremalcr, wclchcr am 27. Februar iu Loudon aus deni
Leben schied, war von Geburt ein Schotte. Der Sohn
armer Eltern, erblickle er am 17. April 1817 in Aberdecn
das Licht und trat als Knabe bei cinem Stnbenmaler
und Glaser in die Lehre. Der Zufall verschaffte ihm
einen Gönner. Beauftragt, in dem Hause eines wohl-
habenden Mannes eine Schcibc einzusetzcn, vernachlässigte
er dies Geschäft, ganz in die Betrachtung der in dem
betreffenden Zimmer aufgehängten Geniälde versnnten,
bis ihn die Stimme deö Hciusherrn aus seinen Träunie-
reien aufweckte. Der letztere, auf den Knnstsinn dcs
Knaben aufmerksam geworden, empfahl ihn an Lord Pan-
mure, dessen Freigebigkeit dem jungen Talente die künst-
lerische Laufbahn eröffnete. Phillip besnchte von I81Z7
bis 1840 die königliche Akadcmie in Londou, vcrmochtc
jedoch anfangs keinen rechten'Erfolg zn crringen, weil er
sich an Stoffe machte, die der Eigenthllmlichkcit seiues
Talentes nicht entsprachen. Erst als er nach mehrjährigem
Anfenthalt in seiner Heimat die Frnchte seincr Stndien,
welche der Beobachtung nnd Schildcrung des schottischen
Landvolks gewidniet waren, nach London zur Ausstellung
brachte, sichcrte er sich in steigendem Maßc den Beifall
der Knnstfreunde. Bon den Werken, welche ihm einen
hervorragcnden Platz in der britischcu Knnstwelt ver-
schafsteu, sind zu nennen „krssli^tkrisn OLteoliisin^"
<1817), 8ootdi b'nir" (1848), „Ornrvinpt lor tiis
)li>itin" (1849), „Lnptism in 8oottInnä" (1850). —
Im Jahrc 1853 nöthigte ihn seinc angegriffeuc Gesund-
heit, den Süden anfznsnchen. Er zog es vor, statt nach
Jtalien zn gehcn, zn seiuem Aufenthaltsort Sevilla zn
wählen, da er sich vo» Murillo nud Belazquez besonders
angezogeu fühlte. Unter dcm Einflust der Werke dieser
Meister suchte er das Straßen- und Volksleben Sevilla's
in Skizzen und Gemälden zn charaktcrisiren. Mit einer
Anzahl fertiger Bilder und einer reichen Ausbeute künstle-
riscken Materials nach London zurückkehrend, vcrschaffte
er seinem Nufc einen neucn und bedeutenden Zuwachs.
Zu den besten dieser spanischen Sittenbilder sind zu rech-
ncn: „Im Usrln cko 'l'rinnn", ^ Usttsr-rvritsr nt8evilin"
und vor allen „Im Olorin — n 8pnuisli )Vnko." Anch
als Bildnißmaler zeichnete sich Phillip dnrch lebcndige
Anffassung nnd feine Charakteristik ans. Seit dem
Iahre 1859 war er Mitglied der Londoner Kunstakademie.

Pcrsoiial-Nirchrichtrn.

Clnrkson Stanficld, cincr der bedcntendsten englischcn
Landschaftsmaler, geboren I7N3 in Northimiberland, ist am
22. Mai in London gestorben.

Ministcrialrath Hcidcr, Präsidcut der Wiener Akademie,
der aus Geftlndheitsrncksichteii den Winter in Jtalien zngebracht
hatte, ist von dort im besten Wohlscin nach Wien zuriickgekchrt.

Lmijtvrrriiir, Saminliiiiiiru »nd Änsslrlliimirn.

Johann Alatcjko, ein jiiiigerer polnischer Künstler, dessen
Bildcr auf der diesjährigen und friiheren Pariser Ansstellnng
sich großer Auszeichnungen zu erfrenen hatten, stellte in der
zweiten Hälftc des Mai im östcrreichischen Knnstverein
zu Wien ein historisches Genrebild aus, welches in den Kreisen
der dortigcn Kiinstler und Kimstfreuiide lebhasles Juteresse er-

weckt. „Der Alchymifl Seudziwoj produzirt vor dcm Könige
Sigismund llt. von Polen nnd dessen Hvfe die Berwandlung
des Erzes in Gold" (1630). So die Unterschrist des Bildes,
von dem ein Wiener Blatt folgende lebendige Schildernng e»t-
wirft: „Der Schauplatz ist ein Gemach in der königlichen Burg
zn Kraka». Jm Kainin gliihen nnd spriihen die Flanmien
wie ein Fegefeuer. Bor dem Kamin kniet ein Adept, in der
eiuen Hand die Feuerzange, mit der andern aber hält er
zwischcn Danmen und Zeigefinger ein Goldstück empor, zn dem
sich die amvesendeii hohen Herrschaften, von verschiedenen Ge-
fllhlen beseelt, herandrängen. Das große Werk ist gelungen,
der Gott dieser Welt ist geboren nnd lencbtet in eincr ver-
führerischen Strablenglorie. Der königliche Rath Wolski, ein
vielgewandter Weltniann mit einem krästig durchgearbciteten
Kopfe, läßt sich indessen von dem Wunder nicht blenden; er
will die Probe dcr Wahrheit habe», und so beugt er fich über
eine Stuhllebne mit forschender Miene über die Goldmünze
ber nnd betrachtet sic mil Kennerblick durch eine Lupe. Hat
sie das rcchtc Korn'i Der AuSdruck seiner Züge läßt fast
darauf schließen, und ist es so, gewiß dieser Kavalier wird
sich mit allcm Anstand in die angenehmen Folgen des Wunders
fügen. Neben ihm stcht der Köuig, eine viel feiner organisirte
Natur, dic trotz der inneren Unrube, in die sie der wunderbare
Borgang sichlbar versetzt, doch eine gewisse vornehme Nach-
lässigkeii zu wahren weiß. Fast mehr als das Gesicht ver-
rathen die rechts nnd links wie nervös nach einem Halt- und
Stützpunkt suchendeu Hände die Erregtheit Sr. königlichcn
Majcstät. Hinter diescn Beiden sieht man den Rath Mniszech
nach der wcltlichen Monstranz hinlugen. Anf der derben Ge-
stalt sitzt cin felter, brntaler Kopf, äuö dessen Augen eine uu-
beimliche Gier nach Besitz und Macht lcnchtct; gelangte das
Geheimniß des Goldmachens iu diese Hände, wahrlich, die
Welt hätte keine Ursache, sich dazu Glück zn wünschen. Seit-
wärts von dieser Gruppe sitzt an einem Tische, auf welchem
ein Krncifix steht, der Hofkaplan: ein bejahrter Herr, schmäch-
tige Figur, eingetrocknetes, scharf geschnittenes Gesicht mit
böchst dürstigem Barttriebe. Während die eine Hand anf
einem Gebetbuche ruht, bengt sich die ganze Gestalt üi hesti-
ger Bcwegmig gegen den Ädepten vor; man sollte glauben,
die Angäpfel müßten dem frommen Manne ans dem Gesichte
rollen, so mächtig treibt die Ueberraschimg, das Entsetzen inid
die Bcgicr, daS Unglaubliche zu schauen, diesc Organe ans
dcm Kopfe herans. Er hält das Wimdcr iin ersten Äugenblick
siir ein fluchwiirdiges Teuselswerk, aber im Augenblick daranf
scheint ihm schon dcr Gcdanke anfzudammern, wie man wohl
das blanke Metall zur größeren Ehre Gottes, will sagen der
Kirche, benützen könnte. Der Hofnarr, dcssen Kopf maii hinler
dem Geistlichen erblickt, ist der Situation offenbar iiicht ge-
wachscn. Das Gcsicht dcs armen Spaßmachers geht völlig
ans dem Leim, er reißt Augen und Ohren auf ob des nner-
hörten Wnnders, welches sick in seincr Gegemvarl ereignet.
Jn der Tiefe des Gemachs wird das Bild durch eine Griippe
abgeschlosscn, in deren Mitte die von den sreudigsten Gefiihlcn
bewegte Favorite des Königs stcht." So detaillirt nmschreibt
man unr cin Bild, das durch die Feinheit nnd Schärfe seiner
Charakteristik den Beschauer lebhaft und dauernd zu fesseln
vermag. Und hierin liegt anch offenbar die ungewöhnliche
Stärke des Meistcrs. Daß nns dagegcu die koloristische Seite
seines Bildes ebenso befriedigt hättc, können wir nicht sagen.
So schr sich Matcjko dnrch seine tüchtige, flcißige Zeichnung
nnd die drastische Verständlichkeit seiner Motive von den Genre-
malern gewöhnlichen Wchlages inlterscheidet, so dnrchans mo-
dern ini schlimmen iLÜiiie ist cr andererseits in dem falschen,
bald violetten, bald schmutzig granen Ton seiner Farbe, der
es an Krast und vor Allem an jedem snblimereu Reiz gebricht.
Jm Ganzcn köiinen wir daher sein Bild wohl zu deu nnge-
wöhnlichen, nicht aber zn den erqnicklichen Leistungcn des
Tages zäblcn.

» Die Kiittsthnndluiig lwn P. Käscr in Wien brachte
in letzter Zeit eiriige bemerkcnswerthe Biider von deutschen und
französischen Meistern in ihrem Lokale zur Ausstellung. S° das
„Heiiige Dreikönigsfest" von Knans, zwci vorzngliche Thier-
stücke von Tboren, eine „Schafheerde" von Jacqne, dem aus-
gezeichneten Maler und Radirer, Jagdbildchen von Straß-
gschwandtncr, eine Marine von Gudin, endlich Bilder vou
Chartes Müller, Fichel und Diaz. — Ebendaselbst sahen wir
eincn Probedrnck des nenestcii Stichcs von Hcnriq uej-Dup ont
nach Correggio's h. Katharina im Louvre, eine wahre Meister-
leisüllig des Grabstichels, in der koloristischen Reprodnktioii von
 
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