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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 2.1867

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Weiß, R.: Die Konkurrenz-Entwürfe für die kaiserl. Museen in Wien, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4906#0131

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große nnt Kuppeln bedeckte Pavillons abgeschlossen wird.
Während die Langbauten der Mnseen uur zwei Gesckwsse
über dem erhöhten Souterrmin haben, ein Parterregeschoß
und ein erstes Stockwerk, ist bei den vier Eckpavitlons
ein zweites Stockwerk angeordnet. Jni Erdgeschosse bil
det das Langhaus eine dreischifsige Halle mit einfallendein
Seitenlicht, wobei der mittlere Raum als Kommunikation
gedacht ist, während die Aufstellnngen in deu beiden
Seitenschiffen zunächst der Fenster zu geschehen hätten.
Jm ersten Stockwerke eines jeden Museums besitzen die
Rotunden inden Pavillons nebst einerReihe von siebenSä-
len Oberlicht; alle übrigen Lokalitäten haben Seitenlicht
und schließen sich iu zusammenhäugcnder Folgc zn bei
den Seiten der Mittelsäle und um die Rotunden herum
an. Der rückwärtige Mittelbau ist ebenso wie die Propyläen
durch Arkaden mit den Hauptgebäuden verbunden. Ur-
sprünglich von dem Künstler für das österreichische Museuni
für Kunst nud Jndustrie bestimmt, soll nun darin das
ethnographische Museum untergebracht werden. Es hat
ein Erdgeschoß und ein Stockwerk; nur in der Mitte
der Fayade baut sich ein zweites Stockwerk auf. Eine
breite Straße durchschneidet den Museumhof und führt
von den Propyläen — mithin in direkter Richtnng von der
Burg — zum rückwärtigen Mittelbau und hier durch eiueu
Thorweg zum Hofstallgebäude.

Um den Mittelbau im Rückeu des Platzes zu eiuem
nothwendigen Bestandtheile der Gesammtanlage zu ge-
stalten, theilte Hansen die Sammlungen, unabhängig
von den Fordernngen des Programms, in drei Grup-
pen. Zur rechten Seite des erhöhten Plateau liegt die
„Pinakothek" das ausschließend für die Gemäldegalerie
bestimmte Gebäude. Die Säle für die Aufhängung der
Bilder sind auf das Erdgeschoß und den ersten Stock ver-
theilt. Zur linken Seite des Platzes erhebt sich d'as natur-
wissenschaftliche Museum, in gleicher Ausdehnung und
Ranmeiiitheilung wie das Erstere. Beide Museeu bildeu
wie bei Löhr ein längliches Nechteck, welches aber durch
einen Mittel-Querbau bloß in zwei Höfe zerfällt. Für
sämmtliche Lokalitäten ist nur Seitenlicht beantragt.
Ausgenommen hiervon sind bloß die Räumlichkeiten im
mittleren Querbau zur Aufhängung der großeu Rubens-
bilder. Zur Unterbringung von Werken der Plastik und
der archäologischen Sammlungen (Münz- und Antiken-
kabinet nnd Ambraser Sammluug) bestimmte er deu Mit-
telbau oder die „Glyptothek", welche durch Colonnaden
mit deu beiden übrigen Museen verbnnden ist. Derartige
Colonnaden im Erdgesckosse besitzeu übrigens auch die Pi-
nakothek und das naturwissenschaftliche Museum. Jhre
Bestimmung ist eben, wie wir schon hervorgehoben haben,
durch gedeckte Räume eine Verbiudung zwischen der Stadt
uud deu Vorstädteu herzustellen und in den darin uuter-
gebrachten Kaufläden die Museeu zn beleben. Die Glyp-
tothek unterscheidet sick von den Hauptgebäuden äußerlich

nicht nur durch die stark erhöhte Lage, sonderu hauptsäch-
lich durch die bis iu alle Eiuzelheiten getreuc Nachbildung
der Form cines griechischen Tempels.

Sowie bei Löhr bestehen auch bei Hasenauer beide
Museeu aus Gebäudeu mit doppelteu Höfen nnd Doppel-
trakten, aus einem Souteri ain, eiuem Erdgeschosse und
ersten Stockwerke. Ueberhöht sind uur dic Mitteltheile
und Eckpavillous sowie die gegen die Höfe zu gelegeneu
Gebäudetheile. Ju der Mitte der Fayaden bauen sich
über deu Bestibüls der gegen den Platz zu gelegeneu
Haupteingäuge mächtige Kuppeln auf. Die vier Enden
jedes Gebäudes schließen mit vortretenden Eckbauten ab.
Die Anordnuug der Sammlnngeu trifft im Wesentlichen
mit den übrigen Entwürfeu überein, nur sind sie nicht
iu geschlossener Reihenfolge vertheilt; ja selbst Theile ein
und derselben Sammlung sind ohne eine bestimmte
chronologische oder systematische Anordnung situirt. Prin
zipiell spricht sich Hasenauer bei der Bildergalerie für die
Auwcuduug von Oberlicht aus. Da jedoch nach seiner
Meinung dasselbe für die hiesigeu klimatischen Verhältuisse
uicht anweudbar sei und so behandelt er die Frage — ob
Seiten- oder Deckenlicht — als eine offene und richtet die
Räume derart ein, daß beide Systeme in Anwendung ge
bracht werden können. So verlegt er jeue Lokalitäten des
ersten Stockwerkes, welche nur Seitenlicht erfordern, nach
Außen, erhöht dagegen die gegen die Höfe zu gelegenen
Jnnenräume über das Dach des ersten Stockwerkes; d. h.
er legte zwei Langschiffe, ein höheres und ein niedrigeres
an und beleuchtete das erstere von der Seite durch große
Halbfenster, so daß in diese Räume hohes Seitenlicht ein-
fällt. Zur Anbringung von direktem Oberlichte sckloß er
die Räume mit einer flachen Decke ab, in welche nach
Bedarf Glaslaternen eingesetzt werden können.

Schon nach dieseu flüchtigeu Andeutuugen dürsle es
nicht schwer fallen, zu erkennen, daß der Eutwurf des
Sektionsrathes v. Löhr in Bezug auf die konstruktive
Lösung der Aufgabe entschieden die größteu Vorzüge auf
weist. Ans eiuem sorgfältigcu Studium aller Verhältnisse
hervorgegangen, zeigt die Disposition der Räume, das
System der Beleuchtung, die Kommunikation zwischeu den
Sammlungen eiu nngemeiu klares und verständiges Er-
fassen der Bedürfuisse. Diesem Entwurfe zuuächst würde
unstreitig ArchitektHansen die besteAnordnung getroffen
haben, wenn er nicht in Bezng auf die Beleuchtuiig zu
ausschließlich ein System angenommeu hätte, welches nach
deu jüngsten Erfahrungen begründete Bedenkcn hervorruft.
Bei den Plänen des Professors Ferstel ist zwar für die
Raumbedürfuisse ausreichend gesorgt, aber wir können
die Besorgniß nicht verschweigen, daß seine Beleuchtung
der Kuppelräume kaum ausreichen dürfte, um damit eine
Wirkung für plastiscke Werke oder für die Ausschmückuug
der Wände zu erzielen. Nach unserer Meinung bedarf
gerade dieser Theil seines Entwurfes eincr noch reiferen
 
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