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'eine stetig bis über 1100 wachsendc Mitgliederzahl. Daß
eine solche Organisation bei welcher die beträchtlichen
Mittel znr Fresco - Ausmalung ciner Loggia dnrch Prof.
Große (mit Bcihnlfe des Staates und der Stadt) beschafst
nnd anßerdem seit Gründung des Muscums überhaupt
ca. 19000 Thlr. zu Ankanfen für dasselbc verwendet
werdcn kounten, Nachahmnug verdiene, wird wohl Nie-
mand verkennen. Glücklicherweise werden die Leistungen
des Kunstvereins durch die Geschenke, welche knnstfreund-
liche Private dem Mnseum widmeten, überdem sehr in
Schatten gestellt: der letzte Bericht verzeichnet unter
andern den Ankauf der Preller'schen Odyssee-Kartons
für 3000 Thlr., des Spangenbcrg'schen Lnthcrbildes
für 2000 Thlr. und ein Legat von 10000 Thlr für den
Ankauf von nur zweiBildern berühmter neuerer Meister
— und zwar jede dieser Gaben als Geschenk oder Ver-
mächtniß je eincs opferwilligcn Mitbürgers. (Die Stadt
selbst hat leider in ihrcni Bndget keincn Posten für die
Vermchrung dcS MuscnmS, sie zahlt nur dic an 3000 Thlr.
betragenden Erhaltnngskosten.) Mit Necht begrüßt der
V cricht deS Knnstvereins eS als eiuen der besten Erfolge
seines Wirkens, daß die für AuSmalnng der Mnsenms-
loggia ausgeschriebeneKmiknrrenzwcitcre Unternehmnngeu
auf dem Gebiete monnmentaler Malerei zu Folge gehabt
hat: die beiden Künstler deren Entwürfe von der öffent-
lichen Meinung nnmittelbar neben den prcisgckröntcii von
Th. Große gestellt wurden, Heinrich Gärtner und
Hermann Wislicenns wurden seither von Leipziger
Kunstsreundcn mit Aufträgen von Wandmalereien betraut.
Gärtncr malte die anch in d. Bl. bcsprochenen Land-
schaften in der Villa des Herrn Alphons Dürr, Wisliccnus
ist augenblicklich mit den Wandgemälden in vr. Friede-
rici's „römischen Hanse" beschäftigt. Zwei der römischen
Geschichte angehörende Sceneii, die Mutter der Gracchen
nnd Brutns' Urtheil, wcrden im Treppenhaus, ein großes
Göttcrmahl an der Decke des Erdgeschoßsaales n tsmxern
ausgeführt. An derselbcn Stelle hatte Genelli seine so
verhängnißvoll unterbrochenen Freskomalereien begonnen;
den iltebeiisaal schmückcn Preller's, nnvcrgänglich schöne
Odyssee-Landschaften erster Redaktion, — sür einen
zweiten Nebenraum hat Joseph Koch die Entwürfe zu
Landschaften mit mythologischer Staffage als ausgeführte
Agnarellzcichnungeii hinterlassen. Leider soll, was an
Stelle der Letzteren neuerdings ausgeführt worden ist,
dem Hause nicht zur Zierde gereichen; Entwürfe, die
Moritz von Schwind für den Saal der Etage vorgelegt
hat, scheinen nicht znr Ausführung zn koinmen.
Die Schlußworte des Kunstvereins-Berichts, welche auf
die dem „bescheidenen" Musenm gegenüber „mit größerem
Anfwand für dramatische Kunst gcgründete Stätte" hin-
deuten, siihreu nns zur Besprcchung nnsres in der That
sehr stattlichen neueu Thcaters, welches seit einigen Wochen
ini Aeußern vollendet dasteht und am Anfang des neuen
Jahres erösfnct wcrden dürftc. Entwnrf und Ansführnng
rühren von dem erprobten Sccncn-Banmeister, Ober-
baurath Langhans in Bcrlin her nnd das fertige Werk
stellt sich als eine so gelnngene Schöpfnng dar, daß die
vielchörigen tadelnden Kritiken „freiwilliger Bauräthe",
deren nnsere Stadt eine ziemliche Anzahl besitzt, denn
doch schlicßlich verstnmmen mnßten. Zwei große Vorzüge,
so scheint nns, müssen bci der Bctrachtnng des Aenßern
vor allem Tadcl der weniger gelungencn Einzelheiten
vorwiegen: die Formengcbnng hält sich in der glücklichen
Tradition von Schinkel's antikisirender Kunstweise, die
nun einmal für Theaterbauten den bessern AuSdrnck dar-
bietet, und das Gebäude ist ein gegliedertes Ganzes
mit cinem beherrschend-hervortretenden mittleren Hanpt-
körper, an welchen sich die Anbanten in gutem Verhältniß
anschließen. Der Architekt hatte dcn großen Vortheil rnit
der Fayade des Gebäudes den ansehnlich großen, von
stattlichcn Gebäuden (Universität mit Paulincrkirche,
Museum, Post n. a.) umgebenen, übrigens etwas nnregcl-
mäßig oblongen Angustusplatz auf sciner einen Seite zn
begränzen, da wo bisher die aus der Ausfüllung von
Glacis nnd Stadtgraben Ende des vorigen Jahrhunderts
cntstandenen Park-Anlagen englisckien Stils mit dem bei
seiner Vernichtung tief beseufzten „Schneckenberg", dem
Träger von Oeser's sonderbarem Gellert-Dcnkmal, die
Kiesfläche des Platzes begränzten. Dies führte von selbst
darauf, den Hauptbau, Bühne nnd Zuschanerranm, mit
Bcnntzung des abschüssigen Terrains senkrecht gegen die
Grenze des Platzes zn stellen, der Bühne cinen mächtigen
Unterbau zn geben, welcher halbkreisförmig als Terrasse
ans dem Wasserspiegel des ctwa 32 Fnß nnter dcm
Nivean deS Platzes gelegeuen „Schwancntciches" aufsteigt
und im Jnncrn die bcsten trockenen Näume für die unter-
irdische Maschinerie bietct. Dnrch symmetrische Frei-
treppenanlagen mit den tieferen Parkwegen verbunden
und mit einer geräumigen Veranda geschmückt, vermittelt
die Terrasse vortrefslich den Anschluß des Gebäudes an
die Gartenanlagen —und cin anfrichtiger Dank gebührt
dcm kleincn Krcise von Leipziger Kunstfrenndcn, welche,
als die Stadtverordncten die Kosten dicser „Lupns-
Aulage" versagtcn, aus eignen Mitteln dem Ban seine
ästhetisch-nothwendige Grnndlage verschafften. Die Dis-
position des Gebändes selbst ist sehr cinfach: durch ciuen
bis zn 120 Fnß aufsteigendcn Ueberban mit flachem Pult-
dach, an den Ecken von kandelaberhaltenden Greisen
bckrönt, kennzeichnet sich die Bühne mit ihrcm obcrn
Maschiuenraum als Kern des Ganzen; nach der Nückseite
(Park) schließt cin vorgelegter Saal mit acht kolossalen
Karyatiden an den Pfeilern der hohen Fenster sich an,
in der Fayade wird der Zuschauerramn durch eine mäch-
tige in die Fluchtliuie vortretende osfene Säulenhallc
abgeschlossen, unter welchcr die geränmigen rundbogigcu
Eingänge das glatte Nustika-Erdgeschoß dnrchbrechen.
'eine stetig bis über 1100 wachsendc Mitgliederzahl. Daß
eine solche Organisation bei welcher die beträchtlichen
Mittel znr Fresco - Ausmalung ciner Loggia dnrch Prof.
Große (mit Bcihnlfe des Staates und der Stadt) beschafst
nnd anßerdem seit Gründung des Muscums überhaupt
ca. 19000 Thlr. zu Ankanfen für dasselbc verwendet
werdcn kounten, Nachahmnug verdiene, wird wohl Nie-
mand verkennen. Glücklicherweise werden die Leistungen
des Kunstvereins durch die Geschenke, welche knnstfreund-
liche Private dem Mnseum widmeten, überdem sehr in
Schatten gestellt: der letzte Bericht verzeichnet unter
andern den Ankauf der Preller'schen Odyssee-Kartons
für 3000 Thlr., des Spangenbcrg'schen Lnthcrbildes
für 2000 Thlr. und ein Legat von 10000 Thlr für den
Ankauf von nur zweiBildern berühmter neuerer Meister
— und zwar jede dieser Gaben als Geschenk oder Ver-
mächtniß je eincs opferwilligcn Mitbürgers. (Die Stadt
selbst hat leider in ihrcni Bndget keincn Posten für die
Vermchrung dcS MuscnmS, sie zahlt nur dic an 3000 Thlr.
betragenden Erhaltnngskosten.) Mit Necht begrüßt der
V cricht deS Knnstvereins eS als eiuen der besten Erfolge
seines Wirkens, daß die für AuSmalnng der Mnsenms-
loggia ausgeschriebeneKmiknrrenzwcitcre Unternehmnngeu
auf dem Gebiete monnmentaler Malerei zu Folge gehabt
hat: die beiden Künstler deren Entwürfe von der öffent-
lichen Meinung nnmittelbar neben den prcisgckröntcii von
Th. Große gestellt wurden, Heinrich Gärtner und
Hermann Wislicenns wurden seither von Leipziger
Kunstsreundcn mit Aufträgen von Wandmalereien betraut.
Gärtncr malte die anch in d. Bl. bcsprochenen Land-
schaften in der Villa des Herrn Alphons Dürr, Wisliccnus
ist augenblicklich mit den Wandgemälden in vr. Friede-
rici's „römischen Hanse" beschäftigt. Zwei der römischen
Geschichte angehörende Sceneii, die Mutter der Gracchen
nnd Brutns' Urtheil, wcrden im Treppenhaus, ein großes
Göttcrmahl an der Decke des Erdgeschoßsaales n tsmxern
ausgeführt. An derselbcn Stelle hatte Genelli seine so
verhängnißvoll unterbrochenen Freskomalereien begonnen;
den iltebeiisaal schmückcn Preller's, nnvcrgänglich schöne
Odyssee-Landschaften erster Redaktion, — sür einen
zweiten Nebenraum hat Joseph Koch die Entwürfe zu
Landschaften mit mythologischer Staffage als ausgeführte
Agnarellzcichnungeii hinterlassen. Leider soll, was an
Stelle der Letzteren neuerdings ausgeführt worden ist,
dem Hause nicht zur Zierde gereichen; Entwürfe, die
Moritz von Schwind für den Saal der Etage vorgelegt
hat, scheinen nicht znr Ausführung zn koinmen.
Die Schlußworte des Kunstvereins-Berichts, welche auf
die dem „bescheidenen" Musenm gegenüber „mit größerem
Anfwand für dramatische Kunst gcgründete Stätte" hin-
deuten, siihreu nns zur Besprcchung nnsres in der That
sehr stattlichen neueu Thcaters, welches seit einigen Wochen
ini Aeußern vollendet dasteht und am Anfang des neuen
Jahres erösfnct wcrden dürftc. Entwnrf und Ansführnng
rühren von dem erprobten Sccncn-Banmeister, Ober-
baurath Langhans in Bcrlin her nnd das fertige Werk
stellt sich als eine so gelnngene Schöpfnng dar, daß die
vielchörigen tadelnden Kritiken „freiwilliger Bauräthe",
deren nnsere Stadt eine ziemliche Anzahl besitzt, denn
doch schlicßlich verstnmmen mnßten. Zwei große Vorzüge,
so scheint nns, müssen bci der Bctrachtnng des Aenßern
vor allem Tadcl der weniger gelungencn Einzelheiten
vorwiegen: die Formengcbnng hält sich in der glücklichen
Tradition von Schinkel's antikisirender Kunstweise, die
nun einmal für Theaterbauten den bessern AuSdrnck dar-
bietet, und das Gebäude ist ein gegliedertes Ganzes
mit cinem beherrschend-hervortretenden mittleren Hanpt-
körper, an welchen sich die Anbanten in gutem Verhältniß
anschließen. Der Architekt hatte dcn großen Vortheil rnit
der Fayade des Gebäudes den ansehnlich großen, von
stattlichcn Gebäuden (Universität mit Paulincrkirche,
Museum, Post n. a.) umgebenen, übrigens etwas nnregcl-
mäßig oblongen Angustusplatz auf sciner einen Seite zn
begränzen, da wo bisher die aus der Ausfüllung von
Glacis nnd Stadtgraben Ende des vorigen Jahrhunderts
cntstandenen Park-Anlagen englisckien Stils mit dem bei
seiner Vernichtung tief beseufzten „Schneckenberg", dem
Träger von Oeser's sonderbarem Gellert-Dcnkmal, die
Kiesfläche des Platzes begränzten. Dies führte von selbst
darauf, den Hauptbau, Bühne nnd Zuschanerranm, mit
Bcnntzung des abschüssigen Terrains senkrecht gegen die
Grenze des Platzes zn stellen, der Bühne cinen mächtigen
Unterbau zn geben, welcher halbkreisförmig als Terrasse
ans dem Wasserspiegel des ctwa 32 Fnß nnter dcm
Nivean deS Platzes gelegeuen „Schwancntciches" aufsteigt
und im Jnncrn die bcsten trockenen Näume für die unter-
irdische Maschinerie bietct. Dnrch symmetrische Frei-
treppenanlagen mit den tieferen Parkwegen verbunden
und mit einer geräumigen Veranda geschmückt, vermittelt
die Terrasse vortrefslich den Anschluß des Gebäudes an
die Gartenanlagen —und cin anfrichtiger Dank gebührt
dcm kleincn Krcise von Leipziger Kunstfrenndcn, welche,
als die Stadtverordncten die Kosten dicser „Lupns-
Aulage" versagtcn, aus eignen Mitteln dem Ban seine
ästhetisch-nothwendige Grnndlage verschafften. Die Dis-
position des Gebändes selbst ist sehr cinfach: durch ciuen
bis zn 120 Fnß aufsteigendcn Ueberban mit flachem Pult-
dach, an den Ecken von kandelaberhaltenden Greisen
bckrönt, kennzeichnet sich die Bühne mit ihrcm obcrn
Maschiuenraum als Kern des Ganzen; nach der Nückseite
(Park) schließt cin vorgelegter Saal mit acht kolossalen
Karyatiden an den Pfeilern der hohen Fenster sich an,
in der Fayade wird der Zuschauerramn durch eine mäch-
tige in die Fluchtliuie vortretende osfene Säulenhallc
abgeschlossen, unter welchcr die geränmigen rundbogigcu
Eingänge das glatte Nustika-Erdgeschoß dnrchbrechen.