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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Die Neugestaltung der athenischen Museen
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0381

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749

Kunsthandel. — Nekrologs.

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sich hier zimächst darum handeln, den Bestand des
Museums selbst zu vervollständigen. Die Überführung
der Skulpturen aus dem Theseion, Varvakion, der
Hadriansstoa und dem Turm der Winde war für
keine dieser Sammlungen eine vollständige gewesen;
noch befinden sich Hauptstücke, wie die Stelen des
Aristion und Lyseas im Theseion, andere, wie die Dis-
kophorenstcle Sybel Nr. 2904, die Kvpfe Sybel
Nr. 2891, 2906, 2907, oder die Gruppe der Epheben-
reliefs in den Kellerräumen des Varvakions. Auch aus
den Provinzialmuseen sollen zu den bereits nach Athen
geschafften einige weitere Skulpturen von hervorragen-
der Bedeutung kommen. Eine wesentliche Bereicherung
wird sich aus den in den Kellerdepots des Museums
selbst untergebrachten Skulpturen ergeben, unter denen
sich zahlreiche wertvolle besinden, an deren Stelle
manche Lisher in den oberen Räumen allgemein zu-
gängliche die Verweisung in die Depots eher verdienten.
Für die Anordnung der Sammlung ist ein doppelter
Gesichtspunkt ins Auge gesaßt. Der Flügel links vom
Eintritte soll an Hauptstücken einen historischen Über-
blick über die Entwickelung der Plastik ermöglichen.
So ist der erste Saal ausschließlich den archaischen
Kunstwerken bestimmt, welche allerdings, zumal weun
die dafür ausersehenen Stücke von auswärts mit ein-
gereiht sein werden, in ihrer die verschiedenen Land-
schaften umfassenden Vertretung ein äußerst lehrreiches
Ganze und eine wertvolle Ergänzung des archaischen
Museums auf der Akropolis bilden werden. Auch die
hellenistische Knnst soll in den von dem Poseidon aus
Melos beherrschten Nordsälen sich unter anderen in
Funden von Delos und Epidauros präsentiren. Än
dem rechten Flügel gedenkt man andererseits die Masse
des Übrigen, nach gegenständlichen Gruppen vereinigt,
unterzubringen.

Auf eine so umsassende Thätigkeit hiermit auch
der Ausblick eröffnet wird, sv wird man stch doch
schwerlich verhehlen, daß damit nur ein erster Schritt
geschieht und erst die Grundlage sür die eigentliche
Ausgestaltung der Sammlungen zu Museen geschasfen
wird. Selbst dieses erste Stadium wird noch lange
nicht als abgeschlossen gelten köunen. Mißgriffe in
kleineren Einzelheiten, wie sie nicht zu vermeiden sind,
wo sast alles auf den Schultern eines einzigen ruht,
lassen sich wohl leicht verbessern, wie die nicht immer
die Beweglichkeit der Objekte wahrende Vergipsung
oder die sich leicht ablösenden Etiketten, an Leren
Stelle bei der Anfertigung cines wissenschastlichen Jn-
ventars statt des jetzigen provisorischen den einzelnen
Stllckcn aufgemalte kleine Ziffern treten könnten. Aber
um von der durch die vorhandenen Mittel bedingten
Gefälligkeit und Beguemlichkeit der äußeren Einrichtnng
ganz abzusehen, es bleibt, auch bei dem alten Bestande,

fürZusammensetzung aus losen Fragmenten, Herrichtung
und Aufstelluug — noch liegen die großen attischen
Grabreliefs im Museum auf dem Boden und sind zum
Teil sogar zugehörige Stücke an anderen Orten ge-
trennt belassen worden, — es bleibt selbst noch für die
Reinigung außerordentlich viel zu thun. Noch sind
die auf der Akropolis und an deren Südabhang im
Freien liegenden Skulpturen in Sicherheit zu bringen,
es ist der Verwahrlosung des Hofes im Centralmuseum
zu steuern, dessen Bestand jeder Beschädigung unmittel-
bar ausgesetzt ist und von welchem zahlreiche Stücke,
wie alle bemalten Grabstelen, die Unterbringung in
gedecktem Raume dringend erfordern. Sodann wird
aber erst die ganze innere Organisation der Museen
so gut wie neu zu schaffen sein. Auch dafür liegen
indessen bereits, wie es scheint, bestimmte Absichten und
vorbereitende Schritte vor, wonach sich erwarten läßt,
daß, wie teilweise die Heranbildung eines geeigneten
Aufsichtspersonals schon jetzt gelungen ist, auch die
wissenschaftliche Leitung an sachkundige und über ihre
Aufgaben aufgeklärte Persönlichkeiten wird übergeben
werden können, welche, Lurch andere Verwendungen
nicht abgelenkt, dem Mussum ihre stetige Arbeit wid-
men und so in sich eine fcstr Tradition über dasselbe
aufkommen lassen werden. Man trägt sich auch bereits
mit dem Gedanken, neben den an den Objekten selbst
angebrachten Nummeru und Ausschriften kurze populäre
Führer zunächst für das einheimische Publikum abzu-
faffen. So stellt sich das Begonneue als Teil eines
weitaussehenden Programmes dar, dem die vollständige
Durchführung lebhaft zu wünschen ist. Schon das bis-
her Vollbrachte ist in hohem Grade dankenswert, und
daß es gelang, dasselbe unverwandt durchzuführen,
ein ersreulicher Beweis sür das Durchdringen der Ein-
sicht, daß in der Pflege seiner Museen nicht nur eine
Ehrenpflicht Griechenlands, sondern auch ein wohl-
verstandenes materielles Jntereffe liegt.

Uunsthandel.

X, — Dorischc Polychromic. Die Verlagshandlung
Ashsr L Co. in Berlin kündigt das Erscheinen eines Werkes
von L. Fenger an, welches die dorische Polychromie be-
handelt und mit acht Farbendrucken ausgestattet ist.

Nekrologe.

Der dänische Historienmaler August Thomscn ist am
6. September im Alter von 73 Jahren in Kopenhagen ge-
storben. Geboren in Glücksburg erlernte er dort das Maler-
handwerk, kam aber in jungen Jahren nach Kopenhagen, um
sich zum Künstler auszubilden. Einige Altarbilder ver-
schafften ihm bald grotzes Ansehen. Für das Schloß in
Christiania hat er eine gemalte Wiederholung des Parthenon-
frieses ausgeführt. Sein Hauptwerk: „Hans Tausen ver-
kündet die evangelischs Lehre" wurde nach dem Tode Kömg
Friedrich VII., in dessen Austrage das grotze Bild gemalt
! worden, der Heiliggeisteskirche zu Kopenhagen geschenkt.
 
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