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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0044

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Denkmäler. — Vermischte Nachrichten.

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Slingeneyer, Claeys und de Vriendt wollen ihre Entlassung
als Ausschussmitglieder geben. Eine Kammcrinterpellation
über das Verfahren dieses Ausschusses ist bereits angemeldet.

= tt. Karlsruhe. Das hiesige Kunstgewerbemuseum hat
den gesamten künstlerischen Nachlass des verstorbenen Bild-
hauers J. Kraiith in Frankfurt a. M., eines geborenen Mann-
heimers , unter äußerst günstigen Bedingungen erworben.
Dieser Nachlass umfasst mehrere Tausend Kunstgegenstände,
die von ihrem früheren Besitzer unter besonderer Berück-
sichtigung des kunstgewerblichen Unterrichtes gesammelt
wurden. Den Hauptteil dieses Nachlasses bilden kostbare
koptische, sarazenische ,. früh- und spätgotische Gewebe,
prächtige Brokatsammet- und Seidenstoffe, welche in der
Vielseitigkeit ihrer Muster eine Fülle des Belehrenden bieten.
Ein Teil der Erwerbungen ist bereits aufgestellt, während
die umfangreiche Textilsammlung erst im Laufe des kom-
menden Winters geordnet werden soll.

O Die Frage der Berliner Kunstausstellung für 1892 ist
immer noch nicht endgültig gelöst, obwohl es den Anschein
hat, dass der Senat der königlichen Akademie der Künste
vom nächsten Jahre ab die Oberleitung der großen Jahres-
ausstellungen wieder in die Hand nehmen wird. Zur Aus-
übung seines alten Rechts hat der Senat der Kunstakademie
auch bereits die einleitenden Schritte gethan und den Vor-
stand des Vereins Berliner Künstler in einem Schreiben da-
von benachrichtigt und ihn aufgefordert, diejenigen seiner
Mitglieder zu bestimmen, die, dem Herkommen gemäß, zur
Aufnahme- und Preis-Jury abzuordnen sind. Diese Aufforde-
rung hat der Vorstand des Vereins mit folgendem, an den
Präsidenten der Akademie gerichteten Schreiben beantwortet:
„Ew. Hochwohlgeboren beehrt sich der unterzeichnete Vor-
stand, den Empfang der geschätzten Zuschrift vom 5. No-
vember d. J. ganz ergebenst zu bestätigen. Da sich der Vor-
stand des Vereines Berliner Künstler betreffs der Ausstel-
lungsfrage in einem Immediatgesuch vom 10. August d. J.
an Se. Majestät den Kaiser gewendet hat, so würde derselbe
glauben, die schuldige Ehrfurcht gegen Allerhöchstdenselben
zu verletzen, wenn er jetzt Beschlüsse fasst, ohne den Aller-
höchsten Bescheid auf das Immediatgesuch abgewartet zu
haben. Der unterzeichnete Vorstand bittet deshalb, seine
Rückäußerung solange verschieben zu dürfen, bis bei dem-
selben die Allerhöchste Entscheidung eingetroffen sein wird."
Da auch in der letzten Sitzung des Vereins der kaiserliche
Bescheid noch nicht eingetroffen war, wurde eine Kommis-
sion von fünfzehn Mitgliedern gewählt, die sofort mit den
Vorbereitungen zur Ausstellung beginnen soll, falls die Aller-
höchste Entscheidung im Sinne des Künstlervereins ausfallen
sollte.

0. M. Das Kimstgciverbemuseum in Berlin eröffnete am
10. d. M. eine Sonderausstellung, welche sich aus verschie-
denen Gruppen zusammensetzt. /. Ehrengeschenke: Die
beiden dem Kaiser in London überreichten goldenen Kassetten,
enthaltend Adressen der City of London nnd der Fishmon-
gers Company, die Glückwunschtafel der deutschen Städte
für den Generalfeldmarschall Grafen von Moltke, in Bronze-
guss im Kunstgewerbemuseum ausgeführt; der Ehrenbürger-
brief der Stadt Berlin für Geheimrat Dr. Koch, ausgeführt
im Museum, desgleichen für Geheimrat Dr. Virchow, ausge-
führt von den Lehrern des Museums, Professor Doepler und
Lind, eine Auswahl von Medaillen und von künstlerisch
hervorragenden Adressen an die Herren Virchow, von Forcken-
beck, von Helmholtz. 2. Neuerwerbungen des Museums, dar-
unter Metallarbeiten von hervorragender Schönheit, Bronzen
des Mittelalters, der Renaissance und des Rokoko, Porzellan
und Glas. An diese kleine Gruppe sind einige ältere Arbeiten

angeschlossen, welche sich zeitweilig im Museum befinden,
der Pokal, welchen Martin Luther von der Stadt Wittenberg
als Hochzeitsgeschenk erhalten hat, jetzt im Besitz der
Universität Greifswald, sowie eine von Vollgold für das
Museum gefertigte Nachbildung desselben, eine gestickte
Altardecke aus der Wiesenkirche in Soest; gestickte Kasein
aus der Kirche zu Oliva 3. Moderne Arbeiten darunter
Bronzen aus der Klasse des Museums, ein Marmorkamin nach
Modell von Professor Behrendt angefertigt und gestiftet von
E. Wille & Co. als Ausstattung für das aus der Friedrichs-
Wilhelmstiftung erworbene Zimmer des 18. Jahrhunderts
ferner die Glasmosaiken der Berliner Anstalt Wiegmann
Puhl & Wagner, ferner Kunststickereien von Frau v. Wedelt
und Fräulein Berger. 4. Naturstudien zum Zwecke eines
systematischen Unterrichts in der Benutzung der Naturfor-
men für Kunstformbildung bearbeitet von Professor Meurer,
Zeichnungen, plastische Modelle, Photographien und Natur-
formen, endlich Naturstudien über die konstruktiven Formen
von Pflanzen und Tieren von Professor Bräuer in Berlin.

Die Ausstellung der Werke Meissoniers, die bald
nach dem Tode des Meisters beschlossen wurde, wird nun-
mehr in der Zeit vom 1. bis 31. Mai 1892 in der Ecole des
beaux-arts in Paris stattfinden. Das Komitee ersucht alle
Personen, die im Besitze von Werken des verstorbenen Meisters
sind, sie der Ausstellung zur Verfügung zu stellen. Es
werden zwei Kataloge vorbereitet, ein nichtillustrirter und
ein mit Illustrationen ausgestatteter.

„*g Bei der dritten Münchener Jahresausstcllung sind an
Eintrittsgeldern nur 96000 M. eingekommen, dagegen be-
liefen sich die Verkäufe auf G00000 M. gegen ca. 390000 M.
im vorigen Jahre.

,*„ Die internationale Jubiläumsausstellung des Vereins
Berliner Kunstler hat einen Überschuss von 110000 M. er-
geben. Der Verkauf von Kunstwerken ergab die Summe
von rund 800000 M. Davon entfielen 42(355 7 M. auf Arbeiten
Berliner Künstler, 119000 M. auf die Spanier, 109000 M. auf
die Italiener 81000 M. auf Düsseldorf und 75000 M. auf
München.

DENKMÄLER.

+ Das Nationaldenkmal für den Primen Friedrich Karl
ist in Görlitz in Gegenwart des Prinzen Friedrich Leopold
27. Okt., am Jahrestage der Kapitulation von Metz feierlich
enthüllt worden.

VERMISCHTE NACHRICHTEN.

A. R. Ein von Pcinhold Begas entworfener monumen-
taler Brunnen, dessen figürliche Teile nebst dem mittleren
Aufbau nach den Modellen des Künstlers von Gladenbeck
& Sohn in Bronze gegossen worden sind, ist am L Novem-
ber auf dem Schlossplatze zu Berlin gegenüber der Südfassade
des Schlosses feierlich enthüllt worden. Der Brunnen, der
bei der Einweihung vom Kaiser den Namen „Schlossbrunnen"
erhielt, ist eine Stiftung des Berliner Magistrats zur Erinne-
rung an die Thronbesteigung des Kaisers und seine zur Er-
haltung des Friedens unternommenen Reisen. Den ersten
Gedanken dazu hatte der Künstler bereits vor anderthalb
Jahrzehnten gefasst, und bald entstand eine Skizze, die
durch die Kühnheit der Erfindung und den Schwung der
Komposition in so hohem Grade fesselte, dass Geheimrat
Dr. Jordan ihre Ausführung für einen der freien Plätze
Berlins in Anregung brachte. Die Skizze war geraume Zeit
in einem der oberen Räume der Nationalgalerie zu sehen
und später wurden dem Künstler auch die Mittel zur Ver-
 
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