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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0045

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Vermischte Nachrichten. — Zeitschriften.

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ugung gestellt, um ein Modell des Brunnens in kolossalem
aßstahe anzufertigen. Da sich auch der jetzige Kaiser
v,i d'e Ausführung des Projekts interessirte, be-

■ ossen die städtischen Behörden, mit diesem Brunnen
.em Schlossplatz. der jeder künstlerischen Zierde bar ist,
61nen ln°numentalen Schmuck zu verleihen. Der Platz war
eanz besonders dazu geeignet, da die Formensprache des
^eisterS mit der der Schlossfassade Schlüters und seiner
achfolger jn Einklang steht. Da das Werk von vornherein
Sclr ^'e'e' vom ungehemmten Fluge der Phantasie getragene
ke'°^Un^ ^6S ^üns^ers war und aucn De' der Ausführung
p?lne Einschränkung erfuhr, hat sich darin seine ganze
Wett^** in uPP;Ser' überströmender Fülle entfaltet. Im
sanc PT m^ Monumentalbrunnen der Renais-

den 6 Un<^ ^arockzeit, dem Augustusbrunnen in Augsburg,
ürunnen Berninis auf der Piazza Navona und dem
^onnerschen Brunnen in Wien hat R. Begas den Beherrscher
er Meere zum Mittelpunkt seiner gewaltigen Komposition
ttacht, Aus der Mitte des Beckens, dessen Einfassung
rötlichem polirtem Granit gebildet ist, erhebt sich
N'" Phantastischer Felsenbau, auf dessen Spitze der bärtige
6Ptun "» lässiger Haltung thront, die Rechte in die Seite

halt"1*' mit der Linken den Dreizack über der Schulter
™j end. TJm ihn herum und in zwei mächtigen Schalen,
i \°n euiem sicb boch aufbäumenden Seekentauren empor-
Urn n werden, treiben nackte Knäblein ihr Wesen, mit
Enf611 alleruand Seegetier spielend oder mit komischem
bli i6 zu den unheimlichen Geschöpfen des Meeres herab-
^^ckend, die aus der Tiefe des Wassers an den Felsen
Stell rS^re ^'er Ungeheuer sind symmetrisch an einer
Rie 6 Bassins verteilt: ein Krokodil, ein Seehund, eine
esenschildkröte und eine Seeschlange. Kerzengerade em-
^gerichtet, schleudern sie aus ihren Rachen und Mäulern
^asserstrahlen in die Höhe. Auf vier abgestumpften Ecken
walti rUnnenrandes sind vier weibliche Gestalten von ge-
gem, fur die Dimensionen des Beckens fast zu gewal-

tig,

em Gliederbau gelagert: die Personifikation der vier
Hauptströme Preußens, des Rheines, der Elbe, der Oder nnd
der Weichsel, eine jede durch Attribute und die Bildung
des Antlitzes eigenartig charakterisirt. In diesen Gestalten
hat Begas seiner Vorliebe für kühn bewegte Stellungen
und für überquellende Körperfülle freien Lauf gelassen
Trotz dieser und anderer Maßlosigkeiten im Einzelnen ist
eine große dekorative Wirkung erreicht worden, die durch
dle gewaltige Baumasse der den Hintergrund bildenden
Schlossfassade in keiner Weise beeinträchtigt wird. Die V\ ir-
kung Wird noch harmonischer werden, wenn, wie beabsich-
tigt sein soll, eine lsolirung des Brunnens vom Straßenver-
kehr durch gärtnerische Anlagen herbeigeführt worden ist.

§ Darmstadt. Die Madonna des Baseler Bürgermeisters
Meyer von Holbein oder, wie das berühmte Gemälde jetzt
kurzweg genannt zu werden pllegt, die Darmstädter Madonna,
ls* seit kurzem mit einer schützenden Glastafel versehen,
nachdem seit der erfolgreichen Erneuerung des Werkes em
öfteres sogenanntes Anlaufen der Bildttäche bemerkt worden
war. Möglich, dass die äußere Veränderung von manchen
als ein die genaueste Betrachtung des Gemäldes erschweren-
der Umstand empfunden werden wird, und in gewissem Be-
tracht mag es damit seine Richtigkeit haben. Im Großen
und Ganzen jedoch überwiegen die Vorteile der Neuerung

Sir"" befä^eten Nachte*

vielmehr ^ dÜrfta Die meisten Beobachter werden

le, so dass die Anzahl der

Kunstfreunde, welche sich bisher von der, wie sie's nennen,
bis zur Quellwasserhelle gesteigerten Erneuerung des Bildes
wenig angemutet fühlten, werden erfreut sein durch die
Milde des Tones, welche nunmehr unter der schützenden
und die alte Stimmung in überraschender Weise hervor-
zaubernden Glashülle aus dem Werke spricht. Es ist, als sei
über dem Gemälde eine wundersame Lasur ausgebreitet,
weche jede Schärfe abtönt und in ruhige Zartheit verwandelt.
Was diese überraschende Wirkung verursacht, liegt selbst-
verständlich in einem rein äußeren Moment, nämlich in dem
kaum wahrnehmbaren leisen Stich ins Gelbliche der Glas-
tafel, welche aus dem nämlichen Material besteht, dessen
man sich in Dresden zum Schutz der Galerieperlen bedient.
Noch dürfte die Notiz am Platze sein, dass die Holbein-
madonna nicht mehr in der Gemäldegalerie sich befindet,
sondern seit einiger Zeit in den Wohnräumen ihres hohen
Besitzers, Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs, im Schloss
aufgestellt und nach wie vor jedermann zugänglich ist. —
Das die großherzogl. Galerie schmückende Gemälde von
liembrandt: „Christus an der Martersäule'', dessen Echtheit
übrigens von keiner Seite angezweifelt wird und mit Recht
großen Rufes sich erfreut, ist vor kurzem im Interesse der
Studien eines französischen Kunstgelehrten einer genauen
photographischen Prüfung unterzogen worden, um das etwaige
Vorhandensein von Symptomen festzustelleD, wie solche auf
den Tafeln in Lentners Buch „Wer ist Rembrandt?" vor-
kommen. Die Untersuchung hat nichts ergeben, was auch
nur den Schein eines Scheines von sogenannten Bolmono-
grammen erwecken könnte; vielmehr trat die Bezeichnung
„Renibrandt f. 1668" mit großer, jedes Bedenken abwehren-
der Deutlichkeit und Schärfe hervor.

•„* Von der Berliner Kunstakademie. Diebeiden Stipen-
dien der Stiftung, die der Kaufmann Ferdinand Reichenheim
in Berlin zum Andenken an seinen verstorbenen Sohn, den
Maler Ernst Reichenheim begründet hat, sind dem Maler
Hermann Behrens aus Bremen mit 600 M. und dem Maler
Fritz Greve aus Malchin mit 600 M. zuerkannt worden.

kung de W\v ZUgeben' dass die neueste Prozedur der Wir-
^O&tMud keS einen unverhofften und nicht zu unter-
n en Gewinn gebracht hat. Besonders diejenigen

ZEITSCHRIFTEN.

Allgemeine Knnstclironik. 1891. Heft 23.

Staat und Kunst. — Freilicht. Von A. Nossig. — Alois Düll.
Von Friedrich 11 asslwa nder. — Bautechnische und kunstge-
werbliche Arbeiten am Gebäude des k. k. kunsthistorischen Hof-
museums in Wien. — Georg Müller-Breslau. Von Franz Her-
mann. — Österreichische Forschungen in Kilikien.
Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde. 1891.
Heft 4.

Vorhistorisches aus dem Wallis. Von B. Reber. — Vorhisto-
risches aus dem Eringerthal und den Nendaz-Alpen. Von B.
Heber. — Grabfunde aus dem Wallis. Von J. Heierli. — Der
Eisenhelm von Port bei Nidau. Von R. Ulrich. — Über eine
Genfer Thonlampe mit dem Symbol des Fisches. Von E- Egli.

— Der Siegelstempel Adrians v. Rambures. Von R. Durrer. —
Das „Salzherrenhaus" zu Samen. Von R. Durrer.

Bayerische Gewerbezeitung. 1891. Nr. 20.

Hausindustrie und Hausirhandel. Von Stockbauer. — Baye-
risches Gewerbemuseum.

Der Formenschatz. 1891. Nr. 10.

Nr. 145. Marmorstatue des Caesar Augustus. — Nr. 146. Itali-
nische Schaumünzen. Von Vittüre l'isano. — Nr. 147. Marmor-
statue St. Johannes. Von Antonio Rosellino. — Nr. 148. Maria
mit dem Jesuskinde. Von Albrecht Dürer. — Nr. 149. Votivbild
des heiligen Georg mit dem Drachen. Vermutlich von Loy He-
ring. — Nr. 15U. Italienische Goldstickereien des 16. Jahrhun-
derts.— Nr. 151. Meleager und Atalante. Von Peter Paul Rubens.

— Nr. 152. Entwurf zu einer Triumphpforte. Von Daniel Marot

— Nr. 153. Landsehaft(Fächerform). Von Jean-Baptistele Prince.

— Nr. 154. Ornamente aus Briseux. Von Martin Marvye. —
Nr. 155. Französischer Fächer, Stil Louis XV. — Nr. 156. Titelum-
rahmung. Von Carlo Las in io. — Nr. 157 und 158. Das Konzert.
Von Augustin de St. Aubin. — Nr. 159 und 160. Sechs chine-
sische Panneaux aus der Mitte des 17. Jahrhunderts.

Magazine of Art. 1891. November.

The mystery ofHolbein's „Ambassadors" : a Solution. Von Fred.
Dickes. — Where to draw the line: a Word to students. Von
T. Woolner, — The collection of Alexander Henderson. Von
Walter Shaw-Sparrow. — Political Cartoons. Von Linley Sam-
bourne. — Richard Redgrove, deceased. Von F. G. Stephens. —
Reccnt Honlton laee. Von Alan S. Cole.
 
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