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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Vom Christmarkt
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Meyer, Alfred Gotthold: Die dritte Münchener Jahresausstellung, [5]
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101 Vom Christmarkt. 10?

heimgebracht, eine liebenswürdiger als die andere.
„Unsere Marine" behandelt er in alter jovialer Laune
in dem gleichnamigen Prachtwerke (Verlag von C.
T. Wiskott in Breslau), wo er allerhand Lustiges
und Merkwürdiges

zusammengebracht
hat, feine Studien-
köpfe und aller-
liebste Stillleben,
z. B. die Marine-
amme oder die Dar-
stellung des Lieute-
nants, der „nicht zu
Hause" ist, die Be-
strebungen des Ge-
sangvereins „Heul-
boje",dasLandungs-
manöver u. s. w.
Man wird auch
diese „marinirten"
Zeichnungen mit
lebhaftem Beifall
begrüßen und sich
von dem glück-
lichen Humor des
Künstlers gern un-
terhalten lassen.
Von der andern
Wasserkante Euro-
pas hat Allers eine
noch größere Reihe
von Skizzen und

Kunstblättern
heimgebracht, die
unter dem Zauber-
worte „Capri" unter
einer Decke sich

zusammenfinden. Die Firma Hanfstängl hat dies Werk
mit allem Luxus ausgestattet, der ihr zu Gebote stand:
eine Reihe von Aquarelldrucken, wohl mit Zinkfarben-
platten ausgeführt, sind dieser Sammlung einver-
leibt; es ist wohl einer der ersten Versuche in
Deutschland, in dieser Technik das Aquarell nach-
zuahmen. Freilich sind für einige Zeitschriften der-
artige Versuche schon seit mehreren Jahren unter-
nommen; aber die Resultate befriedigten nur dann
und wann. Von dem italienischen Farbenzauber
und der Naturpoesie Capris ist in den farbigen
Darstellungen nach Allersschen Aquarellen nicht
so viel übergegangen als man sonst in süditalienischen
Landschaften sucht; dagegen haben die physiogno-

Probeabbildung aus Fröschls Kleinen Gesellen
(Leipzig, Seemann, 8 Mark.)

mischen Studien, denen der vielgewandte Zeichner
dort sichtlich mit großer Liebe obgelegen hat, reiche
Erfolge gehabt: denn die Typen der anmutig zer-
lumpten, in malerischer Unordnung sich gebärden-
den glücklichenEin-
, wohner dieses un-

vergleichlichen Ei-
lands hat er vor-
trefflich wiederge-
geben. Nicht min-
der gelingen ihm
aber auch die wech-
selnden Gestalten,
die Don Pagano's
wirtliches Haus auf
einige Zeit besu-
chen und die vielen
Augenblicke, die
sie im Paradiese
leben, gar nicht so
teuer bezahlen als
anderswo, z. B. in
Neapel. Auch hier
begegnen uns eine
ganze Zahl heite-
rer Szenen, die für
C.W. Allers charak-
teristisch sind und
seine Werke so sehr
von anderen unter-
scheiden; z. B. die
deutsche Mutter, die
den ragazzi die
Nasen putzt, die
V erhandlungen mit
dem Lazzarone, der
als Cicerone dienen
soll u. a. m. Den Beschluss des Werkes bildet eine
Blütenlese von Epigrammen und Randzeichnungen
aus Pagano's Fremdenbuch, an dem man allein ein
Viertelstündchen seine Freude haben kann.

DIE DRITTE MÜNCHENER JAHRESAUS-
STELLUNG.

VON ALFRED GOTTHOLD MEYER.
(Schluss.)

Wenn die bisher genannten Münchener schon
durch die Wahl ihrer Stoffe mehr traditionelle, Bah-
nen der deutschen Genremalerei einschlugen, so
fehlte es doch auch diesmal nicht an einzelnen Pic-
nieren der „neuen" Schule, die auch inhaltlich ähn-
 
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