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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0063

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113

Korrespondenz. — Kunstlitteratur.

114

„Ja, wie erfahre ich denn aber, in welchem Saal
die Engländer sind und wie komme ich dahin?" „Da
müssen's halt frogen, bis Sie da sind!" Eine nette
Einrichtung, ein Plan ohne Erläuterung. In den
Sälen selbst, durch die man sich durchfragt, stehen
richtig über den Thüren die betreffenden Zahlen;
aber damit genug. Auch hier keine Inschrift,
welche auf die Nation der Künstler hinwiese, deren
Werke hier aufgestellt sind; kein Hinweis, wo man
sich befindet, man steht und sucht aus den Bildern
zu erkennen, ob man in Skandinavien oder Spanien
ist. In gut organisirten Ausstellungen pflegt am
Sockel der Säle oder über den Thüren der Name
des betr. Landes angebracht zu sein, wodurch jeder
Besucher sofort orientirt ist.

Als einzige allerdings etwas umständliche Me-
thode, die Bilder einer Nation zu finden, habe ich
die erprobt: man sucht irgend einen Meister der
betreffenden Nation im Katalog, dort findet man
die Nummer des Saales, in dem sich seine Bilder
befinden, sucht dann auf dem Plan die betreffen-
den Saalnummer, fragt sich — da Wegweiser nicht
vorhanden sind — bis zu dem betreffenden Saal durch
und sucht dann auf den vier riesigen Wänden das Bild
nach der Nummer. Aus der Beschreibung ist dann
weiter festzustellen, ob dies auch wirklich das betref-
fende Bild ist, da die Namen der Künstler grundsätzlich
nicht an den Bildern angebracht zu sein scheinen.
Nur die Franzosen und manche Engländer huldigen
der guten Sitte, dem Publikum das Auffinden der
Bilder durch Anbringung der Künstlernamen zu er-
leichtern und den Genuss nicht dadurch zu verküm-
mern, dass man fortwährend in dem Katalog suchen
muss. Allerdings zwingt man durch diese Einrich-
tung jeden Besucher, einen Katalog zu kaufen und
darauf läuft dieselbe wohl hinaus: aber es ist kaum
anzunehmen, dass die Anbringung der Künstler-
namen den Absatz der Kataloge vermindern würde.
Im Gegenteil, es würde die Brauchbarkeit derselben
erleichtern und eher zur Vermehrung des Verkaufs
beitragen; mich hatte man z. B. gewarnt, den Ka-
talog zn kaufen, da ja doch nichts damit anzu-
fangen sei. Sehr wichtig wäre auch die Anbringung
von Wegweisern, welche die Besucher auf die ver-
schiedenen Gruppen hinleiteten. In der diesjährigen
Ausstellung existiren nur solche, die auf die — Restau-
ration hinweisen, diese aber in reicher Anzahl:
kaum ein Saal entbehrt einer solchen. Es sind dies
überhaupt die einzigen — sit venia verbo — monu-
mentalen Plakate in der Ausstellung — Goldschrift
auf .schwarzem Grund — während alle anderen au!

Kataloge, Rauchverbot, Lotterie etc. bezüglichen auf

j gewöhnliches Papier gedruckt sind.

Es schien mir nicht unwichtig, auf diese Übel-
stände hinzuweisen. Die Münchener Jahresaus-
stellung ist ein so wichtiger Faktor in unserem
Kunstleben geworden und wird immer größere Be-
deutung gewinnen, dass man in München alle Ur-
sache hat, den zahlreichen Besuchern die Besichtigung

j der Ausstellung möglichst zu erleichtern. Hoffentlich
fallen diese Bemerkungen auf einen guten Boden
und tragen bis zum nächsten Jahre Früchte.

KUNSTLITTERATUR.

Sn. Anton Springers Selbstbiographie ist soeben in der
Orote'schen Sammlung von Werken zeitgenössischer Schrift-
steller (39. Band) erschienen. Sie umfasst vierzehn Kapitel und
endet mit der Berufung Springers nach Leipzig im Jahre
1873. Den Anfang bilden zwei Festreden des berühmten
Kunsthistorikers (Unsere Friedensziele, akademische Festrede
gehalten zu Bonn am 22, März 1871 und die Rede zur Ein-
weihung der Straßburger Universität am 1. Mai 1872), ein
Springer als Historiker und Journalist würdigender Aufsatz
von Gustav Freytag und ein anderer von Hubert Janitsckek,
der dem Kunsthistoriker Springer gewidmet ist, dazu ein
Schlusswort von Jaro Springer. Das Buch, das schon durch
den Zauber des Vortrags jeden denkenden Leser fesselt,
wird nicht nur um der Persönlichkeit willen, sondern mehr
noch wegen seiner zeitgeschichtlichen Bedeutung weit über
den Kreis der Freunde und Verehrer des merkwürdigen
Mannes hinaus dankbare Aufnahme finden.
Katechismus der'Ornamentik. Von F. Kanitx. 4. verbesserte
Auflage. Mit 131 in den Text gedruckten Abbildungen.
183 S. Preis in Originalleinenband 2 Mark. Verlag von
J. J. Weber in Leipzig.

z. — Dieses kleine Buch orientirt in einem Frage- und
Antwortspiel über die historische Entwickelung des Orna-
ments und scheint, da es bereits die vierte Auflage erlebte,
einem vorhandenen Bedürfnisse zu entsprechen. Mehr als
allgemeine Begriffe von den Eigentümlichkeiten der verschie-
denen Stile wird der Leser sich daraus freilich nicht an-
eignen können, da dazu die Ausführungen des Verfassers
und auch das knappe Anschauungsmaterial nicht ausreichen_
In dem bibliographischen Anhange, der eine systematische
Übersicht über die einschlägige Litteratur giebt, hat der
Verfasser manche Lücke gelassen und die wichtigeren neueren
Erscheinungen nicht berücksichtigt. So fehlen z. B. Meyers
Ornamentale Formenlehre und dessen Handbuch der Orna-
mentik, Meurers Italienische Flachornamente u. s. w.

« Unter dem Titel „Der Aktsaal" veröffentlicht der
durch seine plastisch-anatomischen Werke rühmlichst be-
kannte Prof. Chr. Roth in München bei Ebner & Seubert
(P. Neri) in Stuttgart eine Auswahl von Aktstudien, welche
jungen Künstlern als Hilfsmittel bestens zu empfehlen sind
und namentlich dem Anfänger zeigen können, wie er sich die
Kenntnis und das volle Verständnis des Nackten zu eigen
machen soll. Es sind Lichtdruckreproduktionen (aus der
Bruckmannschen Anstalt in München) von Kohle- und Rötel-
zeichnungen in der Bildgröße von 50x00 cm, welche der
Autor als die passendste erkannt hat, um das Detail bis in
alle Feinheiten zu verfolgen und zugleich noch eine gute
Übersicht zu ermöglichen. Die Ausführung ist vorwiegend
 
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