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Vom Christmarkt.
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vielen Wandlungen, die der Museumsgedanke in
Leipzig durchgemacht hat, vereinigt. Nach dem
ersten Anlauf, der nach kurzer Zeit erlahmte, kon-
stituirte sich 1828 im November die sogenannte
Sonnabendsgesellschaft, die lediglich einen Vereini-
gungspunkt für die Kunstliebhaber Leipzigs bilden
sollte und nicht mehr als den Austausch der Mei-
nungen über Kunst bezweckte, „wobei auch wohl
dies und jenes, welches Teilnehmer der Gesellschaft
etwa besitzen, vorgezeigt werden sollte." Der etwas
kühne Versuch der Leipziger Bürgerschaft, im Jahre
1831 einen Grundstock für eine öffentliche Kunst-
sammlung in Leipzig dadurch zu erwerben, dass
ursprünglichen Kurs, der auf ein städtisches Museum
gerichtet war, stetig festhielt und dem Ziel unter Unter-
stützung der Behörden immer näher kam. Wesentlich
gefördert wurden diese Bestrebungen durch die großar-
tigen Schenkungen Heinrich Schletters, von dem der
zweite Abschnitt des Werkes ausführlich handelt. Er
vermachte der Stadt seine Sammlungen von Kunstge-
genständen, 89 Ölgemälde, 8 Statuen, Vasen, Krüge
etc. und dazu ein Haus im Taxwerte von 45000
Thalern unter der Bedingung, -dass binnen fünf
Jahren „für die vollständige Herstellung und Ein-
richtung eines geeigneten Lokals zu einem Museum
Sorge getragen werden solle.'1
Verstohlener Gruß, von Pötzelisergek. Aus dem Werke: Im Zauber der Dichtung. (Dresden, Universum.)
man um Abgabe eines Teiles der Dresdener Galerie
bat, fiel natürlich erfolglos aus, aber der Zeitpunkt, wo
ein Kunstverein in Leipzig erfolgreich blühen konnte,
war gekommen und seine Ausführung ist hauptsäch-
lich der Energie Carl Lampes zu verdanken, der
mit Hermann Härtel, Rud. Brockliaus, G. Harkort, G.
M. Clauß eine Vereinigung zu stände brachte, die
am 1. März 1831 ihren ersten öffentlichen Appell
an die Bürgerschaft richtete. Im November des-
selben Jahres zählte sie schon 981 Mitglieder, die zu-
sammen 1474 Aktien gezeichnet hatten. Es ist sehr
interessant zu lesen, wie der Verein mit jedem Jahres-
ringe neue kräftige Ausbildung erfuhr; wie er an dem
Schletters Testament wurde im Januar 1854 ver-
öffentlicht und binnen fünf Jahren musste das Mu-
seum eröffnet sein, da sonst die ganze Schenkung
der Stadt verlustig ging. Unter mancherlei Hader
und Meinungsverschiedenheiten über die Frage des
Neubaues, des geeigneten Platzes, wobei die wunder-
lichsten Dinge zu Tage kamen, gewann der Gedanke
des Neubaues Gestalt in dem veränderten Entwürfe
des Münchener Architekten Julius Lange, dessen
Ausführung 1856 begonnen und gegen Ende 1858
vollendet wurde. 202 Gemälde, 55 Zeichnungen und
Aquarelle und 40 plastische Arbeiten bildeten den
künstlerischen Bestand der Sammlung. Es würde
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vielen Wandlungen, die der Museumsgedanke in
Leipzig durchgemacht hat, vereinigt. Nach dem
ersten Anlauf, der nach kurzer Zeit erlahmte, kon-
stituirte sich 1828 im November die sogenannte
Sonnabendsgesellschaft, die lediglich einen Vereini-
gungspunkt für die Kunstliebhaber Leipzigs bilden
sollte und nicht mehr als den Austausch der Mei-
nungen über Kunst bezweckte, „wobei auch wohl
dies und jenes, welches Teilnehmer der Gesellschaft
etwa besitzen, vorgezeigt werden sollte." Der etwas
kühne Versuch der Leipziger Bürgerschaft, im Jahre
1831 einen Grundstock für eine öffentliche Kunst-
sammlung in Leipzig dadurch zu erwerben, dass
ursprünglichen Kurs, der auf ein städtisches Museum
gerichtet war, stetig festhielt und dem Ziel unter Unter-
stützung der Behörden immer näher kam. Wesentlich
gefördert wurden diese Bestrebungen durch die großar-
tigen Schenkungen Heinrich Schletters, von dem der
zweite Abschnitt des Werkes ausführlich handelt. Er
vermachte der Stadt seine Sammlungen von Kunstge-
genständen, 89 Ölgemälde, 8 Statuen, Vasen, Krüge
etc. und dazu ein Haus im Taxwerte von 45000
Thalern unter der Bedingung, -dass binnen fünf
Jahren „für die vollständige Herstellung und Ein-
richtung eines geeigneten Lokals zu einem Museum
Sorge getragen werden solle.'1
Verstohlener Gruß, von Pötzelisergek. Aus dem Werke: Im Zauber der Dichtung. (Dresden, Universum.)
man um Abgabe eines Teiles der Dresdener Galerie
bat, fiel natürlich erfolglos aus, aber der Zeitpunkt, wo
ein Kunstverein in Leipzig erfolgreich blühen konnte,
war gekommen und seine Ausführung ist hauptsäch-
lich der Energie Carl Lampes zu verdanken, der
mit Hermann Härtel, Rud. Brockliaus, G. Harkort, G.
M. Clauß eine Vereinigung zu stände brachte, die
am 1. März 1831 ihren ersten öffentlichen Appell
an die Bürgerschaft richtete. Im November des-
selben Jahres zählte sie schon 981 Mitglieder, die zu-
sammen 1474 Aktien gezeichnet hatten. Es ist sehr
interessant zu lesen, wie der Verein mit jedem Jahres-
ringe neue kräftige Ausbildung erfuhr; wie er an dem
Schletters Testament wurde im Januar 1854 ver-
öffentlicht und binnen fünf Jahren musste das Mu-
seum eröffnet sein, da sonst die ganze Schenkung
der Stadt verlustig ging. Unter mancherlei Hader
und Meinungsverschiedenheiten über die Frage des
Neubaues, des geeigneten Platzes, wobei die wunder-
lichsten Dinge zu Tage kamen, gewann der Gedanke
des Neubaues Gestalt in dem veränderten Entwürfe
des Münchener Architekten Julius Lange, dessen
Ausführung 1856 begonnen und gegen Ende 1858
vollendet wurde. 202 Gemälde, 55 Zeichnungen und
Aquarelle und 40 plastische Arbeiten bildeten den
künstlerischen Bestand der Sammlung. Es würde