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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Woermann, Karl: Frimmels kleine Galeriestudien
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0140

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267

Vom Kunstmarkt.

268

Radirungen vertreten ist, Margarete von Frankenberg, Helene
Jversen, Hildegard Lehnert, Klara Lobedan, sämtlich in Ber-
lin, die regierende Fürstin von Lippe-Detmold, Anna Peters
in Stuttgart und Hermine von Preuschen in Rom besonders
ausgezeichnet haben. Unter den Landschaften sind zwei
venezianische Ansichten von Ijuise Begas-Parmentier, zwei
Hochgebirgslandschaften und eine Küstenpartie aus Devon-
shire von Marie von Keudell, drei Gebirgslandschaften von
Paula Bonte, eine Ansicht des Mausoleums Kaiser Friedrichs
vom Marlygarten in Potsdam von Elise Habelt, ein Blick in
ein holländisches Fischerdorf und eine mit Obstbäumen be-
setzte, ganz in Sonnenlicht getauchte Wiese von Berta
Sehrader in Dresden und ein Bauernhaas im Spreewald mit
einem grünenden Kornfeld davor, eine fein gestimmte Frei-
lichtmalerei von H. Westphal-Loesser, die hervorragendsten.
Die Bildnismalerei hat dagegen nur sehr wenig bemerkens-
werte Leistungen aufzuweisen. Durch Feinheit der Charak-
teristik, scharfe Er-
fassung des geistigen
Lebens und durch
Schmelz des Kolo-
rits ausgezeichnet
ist das Bildnis einer
Dame in mittleren
Jahren von Marga-
rete Oosselmann, und
in dem lebensvollen
kleinen Bildnisse
eines Herrn in gan-
zer Figur hat Frau
von Wartenberg ge-
zeigt, dass sie mit
glücklichem Erfolg
ähnliche Porträt-
schöpfungen der al-
ten Niederländer
und unseres Meisters
Knaus studirt hat.
Das beste Porträt
der Ausstellung ist
ein plastisches: die
Marmorbüste des
Bildhauers N. Geiger von der Hand seiner Gattin Henny
0eiger-Spiegel, die ihrem Lehrer und Gemahl in realistischer
Wahrheit und resoluter Wiedergabe der Natur sehr nahe
kommt, wofür auch ihre Büste des Architekten Bruno Schmitz
Zeugnis ablegt. Hohe Anerkennung verdienen auch die mit
der Feder gezeichneten, ungemein scharf und geistvoll cha-
rakterisirten Porträtstudien von Bertha Froriep in Weimar.

%* Zur Weltausstellung in Chicago. Auf ein Gesuch
des Hauptvorstandes der allgemeinen deutschen Kunstge-
nossenschaft hat die Reichsregierung 75000 M. bewilligt, um
.eine würdige Beteiligung der deutschen Kunst an der Aus-
stellung zu ermöglichen. Da bis jetzt 1600 Gemälde ange-
meldet, aber nur Raum für 850 vorhanden ist, wird eine er-
hebliche Einschränkung erfolgen müssen. Um dieses Ziel
zu erreichen, hat der Hauptvorstand der Genossenschaft ein
Rundschreiben an die Lokal vereine erlassen, das zunächst
die Raumfrage aufklären soll.

VOM KUNSTMARKT.

Im Rudolph Lepkesehen Kunstauktionshause zu Ber-
lin wird demnächst das Werk des Daniel Chodowiecki, an
welches sich eine umfangreiche Kupferstichsammlung an-

Chodowieckis Familie (Auktion Lepke).

schließt, zur öffentlichen Versteigerung gelangen. Ersteres,
fast komplett, zeichnet sich durch treffliche Erhaltung und
Vorzüglichkeit der Drucke aus. Der kleine L'hombre-Tisch
E. 13, ein ohnehin gesuchtes Blatt, ist in eminent seltenem
Ätzdruck vertreten, und auch ein männlicher Kopf, zu La-
vaters physiognomischen Fragmenten, die sogen. Grausamkeit,
E. 139, welche zu den größten Raritäten gerechnet wird
sowie zwei komplette Folgen zu Lessings Minna von Barn-
helm, vor und mit der Schrift, befinden sich in der Samm-
lung. Das Hauptinteresse für alle Chodowiecki-Liebhaber
dürften jedoch die schönen Blätter mit den prächtigen, oft
die Hauptdarstellung an Geist und Leichtigkeit der Radir-
nadel übertreffenden Einfällen sein. Es findet sich von diesen
Abdrucksgattungen eine sehr große Anzahl; dieselben
sind gegen Ende der Kollektion etwa von Nr. 477 an ver-
zeichnet, während einige Porträts des Meisters den Reigen
in würdiger Weise eröffnen. — In der umfangreichen Kupfer-

sticbsammlung tre-
ten uns gleich zu
Anfang hervorra-
gende Namen älte-
rer und neuerer
Künstler entgegen,
von denen Des-
noyers, Ea.rlom,
Larmessin, Mandel,
Morghen, Rem-
brandt, Schmidt,
Waterloo, Ridinger,
Bartolozzi, Debu-
court, Angelica
Kauffmann, Strange,
Aldegrever, Beham,
Pencz, Elstrake, Dü-
rer, Dyck, Hollar,
Ostade, Leyden und
Wille genügen dürf-
ten, um den Inhalt
der Sammlung zu
charakterisiren. —
Die erste Abtei-
lung enthält sitten-
bildliche und galante Darstellungen, wobei seltene fran-
zösische Kostümblätter und Buntdrucke, die zweite Orna-
mentstiche sowie Vignetten, eine folgende alte Handzeich-
nungen und die vierte und letzte ist mit alten und moder-
nen Grabstichel blättern und Radi rungen überschrieben. Am
Schluss des Kataloges ist eine große Anzahl von Kupferstich-
konvoluten verzeichnet. — Die Auktion findet statt am Mon-
tag den 29. Februar und an den folgenden Tagen von 10—
2 Uhr im Rudolph Lepkesehen Kunstauktionshause zu Ber-
lin, Kochstrasse 28. 29. B.

W. Eine Versteigerung kostbarer Kupferstiche veran-
staltet H. Gr. Outekunst in Stuttgart am 15. März. Der
fleißig redigirte und vornehm ausgestattete, mit sieben Licht-
druckkopien der seltensten deutschen Kupferstiche des
15. Jahrhunderts verzierte Katalog enthält nahezu 1000 Num-
mern und ist Kunstsammlern bestens empfohlen. Wie in
demselben sehr viele Seltenheiten vorkommen, so sind auch
die besten Stecher vom 15. bis 18. Jahrhundert mit bestens
erhaltenen und kostbaren Hauptblättern vertreten. Nament-
lich werden Freunde klassischer Stiche unter den deut-
schen Meistern vielfach Begehrenswertes finden, da z. B.
Dürer, die Kleinmeister und Monogrammisten, van Meckenem
und Schongauer zahlreiche Blätter ihrer Werke aufweisen,
 
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