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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Haendcke, Berthold: Ein Zeitblom (?) in Luzern
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0146

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279

Bücherschau.

280

Ulm 1484 zuerst, wird (nach Janitschek) 1484 in
Ulm Bürger; nach den andern Notizen erst 1504.
Im Jahre 1487 war der Maler in Kirchheim; 1499
erscheint sein Name in der Urkunde, die die Maler-
innung für das Kloster Wengen ausstellte. In den
Zinsbüchern der Frauenpflege wird unser Künstler
von 1503—1512 genannt. Er zinste mit Daniel Schüh-
lein zusammen. Als Hausbesitzer wird Zeitblom in
dem Stiftungsbrief von 1501 erwähnt. Im Jahre
1516 ist er Bürge für Jörg Bochsdorfer. Im folgen-
den Jahre für Hans Schäfer, Messerschmied. Nach
Janitschek ist der Künstler „gegen 1517" gestorben.
Im Jahre 1518 lebt aber Zeitblom noch; denn sein
Name kommt in diesem Jahre mit dem M. Schaffners
in einer Hüttenrechnung vor, nach der ihm 28 Pfd.
27 Sch. 6 Pfg. bezahlt wurden. Der Künstler muss
zwischen 1518 und 1521 gestorben sein, denn in
diesem letzteren Jahre tritt als Bürge für Jörg
Bochsdorfer an Stelle Zeitbloms der Notar May ein.

Komplizirt wird die Frage für die Jahre 1484
und 1501. Nach einer freundlichen Notiz des Herrn
Landgerichtsrats a. D. Berzing, eines Beamten im
Archive in Ulm, fehlt das Steuerbuch von 1484
jetzt und aus dem betreffenden Bürgerbuche sind die
„Jahrgänge 1483 bis 1492 herausgeschnitten;l. Jenes
Steuerbuch kann früher vorhanden gewesen sein,
resp. ist jetzt nicht gleich auffindbar; denn das Ulmer
Archiv scheint sich nicht in jeder Richtung der
vollkommensten Ordnung zu erfreuen. Auffallender
ist Janitscheks Angabe, dass Zeitblom 1484 in den
Bürgerbüchern erscheint. Sollten die betreffenden
Jahrgänge erst vor so kurzer Zeit herausgerissen
worden sein? Mir scheint vielmehr diese Be-
hauptung wie auch — sicher — die das mutmaß-
liche Todesjahr betreffende unrichtig zu sein. Es
wäre wünschenswert, dass die Zeitblomforscher die
Lebensdaten des Künstlers einmal klar stellen würden.

Bern, Januar 1892. BERTHOLD IiAENDCKE.

BÜCHERSCHAU.

Amateur-Kunst. Siebenunddreißig Photogravüren
nach Naturaufnahmen aus der unter dem Protekto-
rate Ihrer Kais. Hoheit der Frau Erzherzogin Maria
Theresia veranstalteten internationalen Ausstellung
künstlerischer Photographien zu Wien 1891. Pho-
togravüren von H. Paulussen in Wien. Text (künst-
lerischer Teil) von Jak. v. Falke, (technischer Teil)
von /. M. Eder. Format 36x48 cm. Preis: Luxus-
ausgabe 60 M.; Ausgabe auf chines. Pap. 40 M.
Verlag der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst.

Wie reich und mannigfach auch die Natur dem
Künstler vor Augen liegen mag, so findet er auf
seinen Studienwanderungen doch nur selten ganz
fertige Motive vor, die in Komposition und Beleuch-
tung allen Anforderungen eines Bildes entsprechen.
Die Studie braucht zwar noch kein Bild zu sein,
sie bildet mehr oder minder die reale Grundlage zur
weiteren künstlerischen Verarbeitung; aber sie wird
zum Kunstwerk, wenn sie Stimmungen und Erschei-
nungen festhält, die das Auge nur in flüchtig vor-
übereilenden Momenten beobachtet und alles abson-
dert, was die Harmonie des Ganzen stört. Zum
Fixiren solcher Momentbilder, denen die Technik
unmöglich nachkommen kann, gehört nun freilich
mehr, als die Fertigkeit des Abschreibens der Wirk-
lichkeit; es gehört dazu ein künstlerisches Gedächt-
nis, die Gottesgabe bevorzugter Talente. Wie weit
es das menschliche Auge durch konsequente Studien
im Ablauschen, respektive dem freien Wiedergeben
der feinsten Naturlaute bringen kann, das bezeugen
ja genugsam unsere modernen großen Stimmungs-
landschafter, mit den Achenbachs, Gude etc. an der
Spitze. Auch die Photographie, wenngleich sie noch
ohne Farbe arbeitet, vermag unter günstigen 'Um-
ständen Naturbilder in künstlerischer Fassung fest-
zuhalten, und es hatten ja vom ersten Auftreten der
Lichtkunst an ihre Vertreter kein anderes Ziel, als
Bilder in künstlerischer Vollkommenheit zu erstre-
ben. So lange mit dem alten Kollodionprozess „nass"
gearbeitet wurde, war dies namentlich in der Land-
schaft mit großen Schwierigkeiten verbunden. Ab-
gesehen von den Temperaturdifferenzen, welche oft
Aufnahmen überhaupt unmöglich machten, war es
vornehmlich die schwerfällige und umständliche Ma-
nipulation, der Transport der ganzen Hexenküche
mit all den Flaschen und den lichtscheuen Geistern,
was solchen Unternehmungen entgegenstand. Künst-
lerisch gestimmte ilomentbilder aus der Natur her-
auszufassen, war geradezu ein Ding der Unmöglich-
keit, und so gefielen sich die Photographen haupt-
sächlich in der scharfen Wiedergabe trocken be-
leuchteter Sonnenbilder und dem peinlich korrekten
Abklatschen menschlicher Antlitze, an denen übri-
gens moderne Retouche häufig verdarb, was der
Apparat dazu übrig ließ. Die Sache ist jedoch an-
ders geworden, seit die zuerst in England erprobten
haltbaren Bromsilber-Gelatineplatten allgemeine Ver-
breitung gefunden haben und wegen der leichten,
handlichen Manipulation bei den Aufnahmen ein
Heer von Amateurs mit künstlerisch geschulten
Augen, und mit der nötigen Zeit und auch dem
 
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