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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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331

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Nachrichten.

332

der etwa 50 Nummern umfassenden Ausstellung bilden die
Blätter von Hans von Bartels und Hans Herrmann, deren Mo-
tive zumeist aus Holland, Nordfrankreich und Rügen ge-
schöpft sind. Hans Herrmann ist gegenwärtig unter den
deutschen Malern der genialste Schilderer holländischer
Straßen-, Kanal- und Strandansichten mit ihrem geschäftigen
Treiben bei allen möglichen Licht- und Luftzuständen und
ihren Verwicklungen, mögen sie auch noch so seltsam und
schwierig darzustellen sein. Auch bei stärkster Betonung
der Stimmung, der die Umrisse auflösenden Einwirkung der
Atmosphäre giebt er niemals die plastischen Elemente seiner
Stadtbilder auf, wofür der Singel in Amsterdam bei Abend-
dämmerung, eine Partie von der Heerengracht in Amster-
dam, der Fischmarkt daselbst, die Maas bei Dordrecht mit
dem Treiben der Milchverkäufer und ein Berliner Straßen-
bild: der Verkehr an der Potsdamer Brücke bei Schnee-
wetter interessante Beispiele bieten. Wie Herrmann entwickelt
sich auch H. v. Bartels zu immer größerer plastischer Kraft,
wobei er freilich in der Pinselführung mehr in die Breite
geht als jener. Die Hast der Produktion, die nur noch im
Hinblick auf den lärmenden Markt der internationalen Aus-
stellungen oder auf das immer noch zugkräftige Mittel der
Sonderausstellungen arbeitet, lässt die Künstler nicht mehr
zur Vertiefung kommen, und man giebt sogar die Reinheit
der Technik auf, weil man mit Deck- und Gouachefarben
schneller für den Tagesmarkt fertig wird, als mit der müh-
samen Aussparung der weißen Lichter aus dem ungedeck-
ten Papier. In dieser ersten Ausstellung der deutschen Aqua-
rellistenvereinigung befindet sich kaum ein einziges Blatt,
das ein reines Aquarell in der ursprünglichen Bedeutung
dieser Technik ist. Am weitesten in ihrer Verleugnung ist
F. Skarbina gegangen, ein unruhiges, immer experimentiren-
des Talent, ein Mann, ganz im Stile der französischen Cher-
cheurs, der immer interessirt, oft auch choquirt, aber nur
sehr selten völlig befriedigt. Sein Truc ist gegenwärtig die
Wiedergabe der komplizirtesten natürlichen und künstlichen
Lichteffekte. Er hat sich darin auf einer Reihe von Aqua-
rellen (einer Boudoirszene zwischen zwei Damen in lebhafter
Unterhaltung, einem Ausschnitt aus dem Berliner Weihnachts-
markt, einem hell von der Sonne beleuchtenden Waldpfade
mit zwei Mädchen, einer Kaffeegesellschaft in Posthof bei
Karlsbad u. a.) mit ungleichem Erfolge versucht. Man wird
von diesen Versuchen nur sagen können, dass sie den Ka-
pricen des Franzosen P. A. Besnard nahe kommen und dass
es Skarbina gelungen ist, mit Gouachefarben die flackernde,
grelle und harte Wirkung der Pastellzeichnung zu erreichen.
Das ist ein Virtuosenstück, von dem die Kunst keinen Ge-
winn hat!

,% Ueber die Verwendung des Aluminiums im Kunst-
gewerbe hat Professor Bculeaux im Verein für deutsches Kunst-
gewerbe in Berlin einen Vortrag gehalten, dem wir folgendes
entnehmen. Er gab zuerst eine Uebersicht über die Geschichte
der Entwicklung der Aluminiumindustrie. Nachdem Wöhler
in Göttingen 1828 das Aluminium aus der Thonerde entdeckt,
sind zahlreiche Versuche zur Verwertung dieses Metalles
gemacht worden. Ein hüttenmännisches Verfahren hat zuerst
1854 Delville angewendet, dessen „Silber aus Lehm" auf der
ersten Pariser Weltausstellung großes Aufsehen erregt hat.
Aber erst seit 1885 ist es unter Benutzung des elektrischen
Stromes gelungen, das Aluminium so billig herzustellen, dass
an dessen Nutzbarmachung für technische Zwecke gedacht
werden konnte. Im Vordergrund dieser Unternehmungen steht
die Gewinnung des Aluminiums in der großen Fabrik zu Neu-
hausen am Rheinfall, wo durch Anwendung der Jouval-
Turbinen eine so gewaltige elektromotorische Kraftmenge

hervorgerufen wurde, dass dort täglich 1000 Kilogramm
reinen Aluminiums erzeugt werden können, während alle
übrigen Aluminiumfabriken der ganzen Welt zusammen-
genommen nur 500 Kilogramm täglich zu gewinnen vermö-
gen. 54% des gesamten, so nahezu rein hergestellten Alu-
miniums wird, da es das Blasenwerfen beim Schmelzen ver-
hindert, jetzt zur Stahlfabrikation verwendet, der Rest ge-
hört der eigentlichen Aluminiumindustrie. Die überschweng-
lichen Hoffnungen, die anfangs an dieses Metall, das nur ein
Drittel des Gewichts des Eisens hat, geknüpft worden sind,
dürften allerdings wohl niemals in Erfüllung gehen, da das
Aluminium nur V8 so fest ist, als Stahl. Aber wenn auch
keine großen Bauwerke damit auszuführen sind, so ist es
für die Industrie doch schon jetzt von ungeheurer Wichtig-
keit geworden, nachdem auf den Mannesmannwerken ein
Verfahren entdeckt worden ist, durch welches das Alumi-
nium in derselben Weise verarbeitet werden kann, wie jedes
andere Metall. Die erste Errungenschaft des Mannesmannschen
Verfahrens ist gewesen, dass man das Aluminium zu lot-
freien Röhren gewalzt und so zu allen möglichen Gebrauchs-
gegenständen verarbeitet hat. Reuleaux zeigte verschiedene
Erzeugnisse der Mannesmannschen Aluminiumindustrie vor:
Blumentische, Staffeleien, Spazier-, Schirm- und Billardstöcke,
Angelruten, Krücken, Vogelbauer, Rauchtischchen u. s. w.
In letzter Zeit hat man auch Mittel und Wege gefunden,
das Aluminium für das eigentliche Kunstgewerbe zu ver-
werten. Seine Treibbarkeit ist zwar geringer, als diejenige
des Kupfers, aber sie reicht aus, um alle kunstgewerblichen
Formen damit zu erzeugen; besonders, da man jetzt im
stände ist, es ohne Mühe zu löten. Auch das Oxydiren, Po-
liren, Mattiren, Ciseliren und Emailliren lässt sich leicht be-
werkstelligen, so dass das Aluminium alle Aussicht hat, im
Kunstgewerbe eine hervorragende Stellung einzunehmen.
Auch diesen Teil des Vortrages belegte der Redner durch
zahlreiche Muster: Kronleuchter, Vasen, Photographierahmen
und' selbst figürliche Darstellungen, die sämtlich in Wien
angefertigt sind und, obwohl sie in den Formen oft noch sehr
schwerfällig erscheinen, doch für die große Gestaltungs-
fähigkeit des Aluminiums sprechen. Zum Schluss warnte
Reuleaux davor, das Metall zu Zwecken zu verwenden, die
außerhalb seiner Eigentümlichkeit lägen, etwa gar an
Stelle des Silbers. Nur wenn man das Aluminium als selbst-
ständiges Metall mit all' seinen Vorzügen und Fehlern auf
den ihm gebührenden Platz stelle1, sei für seine Industrie
eine segensreiche Entwickelung zu hoffen.

„% Der Oesetxentwurf über die Erhaltung der in Italien
vorhandenen Denkmäler von künstlerischem und geschicht-
lichemWert ist nunmehr vom italienischen Unterrichtsminister
vollendet worden. Danach soll, wie der „Kölnischen Zeitung"
geschrieben wird, auf die Ausfuhr von Kunstwerken eine Ab-
gabe von 15 Prozent des Wertes gelegt werden, durch welche
einesteils die Entfernung von Kunstwerken erschwert, andern-
teils ein Fonds geschaffen werden soll, aus welchem künst-
lerische Erwerbungen für den Staat gemacht werden können.
In diesen Fonds fließen auch die Eintrittsgelder der staat-
lichen Museen, die Gebühren für photographische Verviel-
fältigung, die Erträge aus dem Verkauf von Stichen der
königlichen chalkographischen Anstalt und anderer Kunst-
werke sowie die Strafgelder wegen Zuwiderhandlungen gegen
das neue Gesetz. Diese Strafen können von fünfzig bis zu
zehntausend Lire steigen, gegebenenfalls kann auch Be-
schlagnahme von Kunstwerken als Strafe erfolgen. Das Ge-
setz beseitigt das absolute Ausfuhrverbot auf Kunstdenk-
mäler und erkennt grundsätzlich das Recht des Privateigen-
tümers an, in jedem Falle seinen Kunstbesitz zu veräußern.
 
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