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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Neuaufgedeckte romanische Wandmalereien in Österreich
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0183

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HERAUSGEBER:

CARL VON LÜTZOW und ARTHUR PABST

WIEN KÖLN

Heugasse 58. Kaiser-Wilhelmsring 24.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Garteostr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. III. Jahrgang. 1891/92. Nr. 21. 14. April.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Inserate, a 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Ver-
lagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Kud. Mosse u. s. w. an.

NEUAUFGEDECKTE ROMANISCHE WAND-
MALEREIEN IN ÖSTERREICH.

Die österreichischen Lande sind bekanntlich nicht
arm an Denkmälern frühmittelalterlicher Wand-
malerei, von denen hier nur an das figurenreiche
Werk in der Vorhalle des Domes von Gurk in Kärn-
ten erinnert werden mag: eine Schöpfung von ebenso
großartiger Komposition wie von hohem Schwung
und Zierlichkeit in der Ausführung. Vor kurzem
ist aus Steiermark ein kaum weniger beachtenswerter
Freskencyclus näher bekannt geworden: es ist der
Wand- und Gewölbeschmuck in der kleinen Johannes-
kirche zu Pürg (bei Stainach) unweit von Aussee,
auf dessen Existenz man bisher nur nach wenigen
unter der späteren Tünche hervorschauenden Farben-
resten schließen konnte.

Es ist das Verdienst Ihrer Durchlaucht der Frau
Fürstin Marie zu Hohenlohe-Schillingsfürst in Wien,
welche in der Nähe begütert ist, die Reste der alten
Malereien unter der im 17. Jahrhundert darüber gedeck-
ten Tünchewiederaufgefunden zuhaben, und dem rast-
losen und opferwilligen Eifer dieser kunstsinnigen
Dame sowie den Bemühungen des Herrn Dr. A. Ilg
in Wien, welcher das Interesse der k. k. Centrai-
kommission für die Angelegenheit zu erwecken und
eine Subvention von derselben zu erlangen wusste,
ist die Bloßlegung des lange verborgen gewesenen
Schatzes gelungen. Im Jahre 1889 wurde der Maler
Theophil Melicher, ein früherer Schüler des Profes-
sors M. Trenkwald an der Wiener Akademie, mit
Ausführung dieser schwierigen Arbeit betraut und
noch in demselben Jahre erfolgte zunächst die Bloß-
legung der Wandgemälde im Schiffe der kleinen

Kirche. Dieselbe erstreckte sich auf die zwei Lang-
wände des oblongen Raumes und auf die dem Schiffe
zugekehrte Triumphbogenwand. Die Malereien an
der gegenüberliegenden Eingangswand der Kirche
waren leider, weil diese gegen die Wetterseite ge-
kehrt ist, schon vor längerer Zeit abgefallen. Die
Resultate waren überraschend: es kam eine romanische
Dekoration zu Tage, welche sowohl durch den ge-
dankenvollen Inhalt ihrer Darstellungen als auch
durch ihre reiche farbenprächtige Durchführung für
einen hervorragenden Meister zeugt und in der Reihe
der nun schon zu beträchtlicher Zahl angewachsenen
Denkmale der frühmittelalterlichen Wandmalerei
einen Ehrenplatz beanspruchen darf. Die oberen Teile
der Malereien an den Langwänden wareu zum Teil
durch ein spitzbogiges Gewölbe verdeckt, welches
im 17. Jahrhundert (wohl gleichzeitig mit der Über-
tünchung der Mauern) an Stelle der ursprünglichen
flachen Holzdecke eingebaut worden war. Im
Jahre 1890 ist jenes Gewölbe wieder beseitigt und
unter Leitung des Herrn Professor Deininger die
flache Holzbedachung wieder hergestellt worden.
1891 erfolgte darauf endlich die Bloßlegung der
Wand- und Gewölbemalereien im Chorquadrate der
Kirche. Hier war die Aufgabe von ganz besonderer
Schwierigkeit, da das Ablösen der Tünche infolge
der Bildung von ölsaurem Kalk weder auf chemi-
schem noch auf mechanischem Wege sich bewerk-
stelligen ließ, so dass fast alles aus freier Hand ab-
genommen werden musste. Trotzdem darf die Ar-
beit auch in diesem Räume als durchaus gelungen
bezeichnet werden. Wir wenden uns jetzt der Be-
trachtung des aufgedeckten Freskenschmuckes zu
und zwar auf Grund der von Herrn Th. Melicher
 
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