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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Schmidt, Wilhelm: Albrecht Dürer in Basel und Venedig
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0277

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Albrecht Dürer in Basel und Venedig.

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ländische eben auch nicht. Für den Aufenthalt in
Italien, bezw. Venedig, Ende des Jahres 1494 und
im Jahre 1495 giebt es eine erdrückende Zahl von
Beweisen.

Zuerst litterarische. Die bekannte Stelle in dem
Briefe an Pirkheimer vom 7. Febr. 1506. „Das Ding,
das mir vor 11 Jahren so wohl gefallen hat, gefallt
mir jetzt nicht mehr", kann sich nur auf Kunstwerke
bezieben, die Dürer eben wieder sieht. Er sagt es
ja selbst „wenn ich es jetzt nicht selbst sähe, hätte
ich es keinem geglaubt"; er hatte also die betreffen-
den Sachen vor eigenen Augen gehabt. Auch steht
diese Stelle mitten in Äußerungen, die sich auf ita-
lienische Kunst beziehen. Die zweite Stelle ist die,

hatte! Die dritte Stelle ist die, wo Dürer von de Jacopo
de Barbari spricht, dass dieser ihm die menschlichen
Proportionen gezeigt habe, als er noch jung war
und von solchen Dingen noch nie gehört hatte.
Diese Begegnung in die dem Jahre 1495 folgenden
Jahre zu versetzen, ist deshalb unwahrscheinlich,
weil Dürer sich gerade damals viel mit nackten
Figuren beschäftigte, also ihn die menschlichen Pro-
portionen bereits lebhaft interessirten. Am einfach-
sten ist die Erklärung, dass er den Meister Jakob
eben in Venedig hatte kennen gelernt, wo es ganz
glaublich war, dass ihm dem 23jährigen diese Dinge
noch vollkommen fremd waren.

Zu diesen litterarischen Zeugnissen treten aber

Zeichnung von Albrecht Düker zu „Der Eunuch"; Akt IV, Szene 7.

wo Scheurl von Dürer im Jahre 1506 schreibt: Qui
quum nuper in Italiam rediisset. Burckhardt ver-
steht das freilich dahin, Dürer habe von April bis
August 1506 Venedig zeitweilig verlassen und sich
in die Tiroler Berge begeben, und auf die Rückkehr i
von dieser, an sich ja nicht unmöglichen Abwesen-
heit bezöge sich das „redire". Das scheint mir aber
doch zu subtil. Das „rediisset" wird eben durch
„wieder gekommen war" zu übersetzen sein und auf
den ersten frühern Aufenthalt sich zurückbeziehen,
aber nicht auf einen im Jahre 1506 unternommenen
„Ausflug". Wer wird denn da „in Italiam redire"
sagen, wo Dürer Italien, selbst Burckhardts Hypo-
these angenommen, doch kaum wirklich verlassen

in reichlicher Fülle die künstlerischen. Da sind die
beiden Kopien nach Mantegna's Kupferstichen von
1494, der Orpheus ebenfalls von 1494, das Christus-
kind aus einem Gemälde des Lorenzo di Credi von 1495,
die Zeichnung nach einer vornehmen Venezianerin
von 1495, (Dürer hat das Motiv später für das baby-
lonische Weib benutzt; Entwurf für dieselbe, wie
Thausing will, ist sie aber sicher nicht; die Tracht
ist undeutsch), das Studienblatt in den Uffizien (1494
oder 1495), die Zeichnung mit Apollo und Diana in
London (1494 oder 1495), die Zeichnung mit der
Inschrift „Lutus" in der Albertina (1494 oder 1495),
die Gebirgslandschaften (Trient, Innsbruck etc. des-
gleichen). Dass alle diese Dinge nur auf einer Reise
 
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