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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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Der Schluss der Londoner Kunstsaison
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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0016

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2(i

stammt aus der Odiot-Sammlung in Paris; es ist viel-
leicht das beste Exemplar seiner Gattung. Die
Farbe des Kruges kann als rotgelb bezeichnet werden,
mit geometrischen eingelegten Verzierungen in dunkel-
braun und in verschiedenen Mustern. Ein nicht
minder umstrittener Kunstgegenstand, mit Darstel-
lungen aus der Apokalypse, war die große 1858 von
Martial Courtois angefertigte ovale, emaillirte Limoges-
schüssel, welche 1225 L. brachte. Gleiches Interesse
erregte ein sehr schöner, getriebener Brustharnisch
mailändische Arbeit
von Paolo de Negroli,
aus dem 16. Jahr-
hundert, der mit420L.
bezahlt wurde. Das
in dem Panzer befind-
liche Schussloch soll
von einer Kugel her-
rühren , die Moritz
von Sachsen in der
Schlacht von Sievers-
hausen traf. Ein sehr
kunstvoller Becher,
Silber vergoldet, mit
Deckel, getriebenen
Blumen, deutsche Ar-
beit aus dem 17. Jahr-
hundert, erzielte einen
Preis von 310 L. Der
Kopf eines Bischof-
stabes aus dem Jahre
1280 von vorzüglich-
ster Arbeit, stellt die
Auferstehung der bei-
den Lokalheiligen von
Limoges dar, und
zwar die der heiligen
Valerie und des hei-
ligen Martial.

Von besonders
hervorragenden Kunstgegenständen mögen noch
folgende erwähnt werden: ein für Franz I. ange-
fertigtes Jagdhorn, 21 englische Zoll lang, 1530
von Leonard Limousin, eine seiner schönsten Ar-
beiten. Dargestellt sind St. Hubertus, umgeben
von seinen Hunden, knieend vor dem Hirsch, David
und Goliath, Jagd- und andere Scenen. Verkaufs-
preis 6615 L. Eine Limogesplatte von demselben
Künstler mit Porträts von Karl IX. von Frank-
reich und Elisabeth von Österreich, 1573, wurde
für 3150 L., und das Pendant hierzu, der Kardinal

Franz Mieris. Der verliebte Kavalier.

von Guise und seine Mutter, Anna von Este-Ferrara,
1557, wurden für 3050 L. zugeschlagen. Unter den
Elfenbeinschnitzereien ist noch ein sehr bekanntes
Stück aus dem Nachlass des Kardinals von York,
des letzten Stuart, hervorzuheben, bestehend in einem
Kasten aus dem 14. Jahrhundert, als Schmuck die Le-
gende vom H. Eustachius enthaltend; das Kunstwerk
gehörte früher Maria Stuart. Der Verkaufspreis betrug
2040 L. Von kleineren Gegenständen mögen noch
folgende Preise verzeichnet werden: eine Truhe von

Buchsbaumholz, 15.
Jahrhundert, 185 L.,
ein Reliquienschrein
mit Juwelen, 1470,
Schweizer Arbeit, 680
L.; ein venezianisches
Kelchglas, 1480, 215
L.; desgleichen ein sol-
ches von Diamantglas,
250 L.; eine kleine
Hängelampe, sehr
seltenes arabisches
Glas , 1356, aus der
Moschee des Sultans
Hassan in Kairo, 225
L.; eine Mailänder
Rüstung, 1570, mit
Figuren und Arabes-
ken in Basrelief, 740
L.; eine zweihenklige
Vase, spanisch - mau-
risch, 15. Jahrhundert
700 L. Sechs alte
Schweizer Glasschei-
ben mit Wappen 420
L.; ein alter Aubus-
son-Teppich 480 L. —
Die Versteigerung
der „Dudley- Gallery"
bei Christie, über wel-
che die Kunstchronik schon berichtet hat, war
wohl eine der bedeutendsten, die seit zehn Jahren
in London stattgefunden, und brachte an einem Nach-
mittage 101 320 L. Lord Dudley war ein ebenso
großer wie generöser Liebhaber, so dass er häufig
enorme Preise für Bilder anlegte; indessen machte
er auch mitunter ein glückliches Geschäft; so ver-
kaufte er bekanntlich seinen kleinen Raffael, die drei
Grazien, für 24 000 L. an den Herzog von Aumale,
obgleich ihm dieses Bild nur mäßiges Geld ge-
kostet hatte; aber die Regel war, dass er nicht danach
 
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