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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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145

Nekrologe. — Preisverteilungen. — Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen.

14G

volle Arbeit verdienen. In erster Linie dürften die noch
wenig bekannten älteren Epochen der österreichischen Kunst-
geschichte, welche hier zum erstenmal in zusammenfassen-
der Behandlung vorliegen, das lebhafteste Interesse der
Leser erwecken.

NEKROLOGE.

Ernst Klimt f. Einer der begabtesten und hotliiungs-
vollsten .jungen Künstler Wiens, der Maler Ernst Klimt, ist
am '.). Dezember im Alter von 29 Jahren gestorben. Er war
der jüngste in dem künstlerischen Dreibunde der Gebrüder
Klimt und Franz Matsch, die sich durch ihre gemeinsamen
Arbeiten zum Schmucke der Treppenhäuser des neuen Burg-
theaters und des Kunsthistorischen Hofmuseums rasch eine
hervorragende und geachtete Stellung in den Wiener Kunst-
kreisen erworben haben. Alle drei sind Wiener. Ernst
Klimt wurde am 3. Januar 18(14 geboren, während sein
Bruder Gustav um anderthalb Jahre älter ist; ihr Vater ist
der in seinem Fache gleichfalls sehr tüchtige Graveur Ernst
Klimt. Die beiden Brüder Klimt studirten genieinsam mit
dem etwas älteren Franz Matsch an der Kunstgewerbeschule
des Österreichischen Museums unter Laufberger und Beiger
und traten dann auch gemeinsam und einander glücklich
ergänzend in die künstlerische Thätigkeit ein. Ihre ersten
Arbeiten waren die Vorhang- und Deckengemälde für die
Theater in Reichenberg, Fiurue und Karlsbad. Auf Eitel-
berger's Empfehlung übertrug ihnen dann Baron Hasenauer
die Ausführung der Deckengemälde in den beiden Treppen-
häusern des neuen Burgtheaters — Darstellungen aus der
Geschichte des Theaters — und den kunsthistorischen Fries
im Treppenhause des Kunstmuseums. Ernst Klimt führte im
Burgtheater als eigene Arbeiten die Deckengemälde: „Hans-
wurst auf der Jahrmarktbülme" und „Die Aufführung von
Moliere's ,Eingebildetein Kranken' aus. Nun ist in das
schöne und einträchtige Verhältnis der drei Künstler gerade
durch den Tod des jüngsten von ihnen eine Lücke gerissen
worden, wodurch die beiden anderen gewiss auf das schmerz-
lichste betroffen worden Bind. (N. Fr. Presse.)

%* Der Archäologe Friedrich Wieseler, Professor an der
Universität Göttingen, ist daselbst am 10. Dezember im
82. Lebensjahre gestorben.

PREISVERTEILUNGEN.

%* Von der Berliner Kunstakademie. Das Stipendium
der Dr. Adolf Menzel-Stiftung im Betrage von 1000 M. ist
durch Beschluss des Kuratoriums der Stiftung für das Jahr
1803 dem Maler Fritz Grotemeyer aus Münster in Westfalen
verliehen worden.

DENKMÄLER.

*,* In betreff des in Berlin zu errichtenden National-
dmkmalt für Kaiser Wilhelm I. hat der Kaiser, wie schon
in voriger Nummer gemeldet worden, die Entscheidung zu
Gunsten eines von Professor Begas ganz neu entworfenen
Planes getroffen. Dieser Entwurf unterscheidet sich sowohl
in der figürlichen Darstellung wie im architektonischen Auf-
bau nicht unwesentlich von den früheren Entwürfen. Ins-
besondere hat das hoch sich aufbäumende Ross, dessen Leib
die Gestalt des Kaisers dem Anblick teilweise entzog, weichen
müssen; an seine Stelle ist ein ruhig dahinschreitendes Ross
getreten. Beibehalten ist dagegen der Siegesengel, der das
Pferd am Zügel führte und zur Linken des Kaisers einher-
ging. Auch die Haltung und der Ausdruck des Kaisers
haben keine wesentliche Änderung erfahren. Ferner sind

die Friedensgenien, die Gruppen an der Vorder- und Rück-
seite des Sockels, sowie die vier auf den Stufen lagernden
Löwen in dem neuen Entwürfe geblieben. Weggefallen
sind dagegen die auf beiden Seiten aus Nischen hervorstür-
menden antiken Siegeswagen. Die Quadrigen sind durch
allegorische Gestalten abgelöst, und die um sie früher grup-
pirten Paladine des Kaisers haben jetzt besondere Stand-
bilder vor den Säulen einer halbkreisförmigen Halle erhalten,
die als architektonischer Aufbau das Denkmal umgiebt. Die
j Säulenhalle ist in solchen Grenzen gehalten, dass eine grö-
ßere Einengung des Spreebettes vermieden ist. Der ganze
architektonische Teil des Entwurfes hat eine wesentliche
Vereinfachung erfahren, und auch die kostspielige Brücke,
die zu der geplanten „verlängerten Behren strafte" führen
sollte, ist jetzt endgültig aufgegeben. Die Kosten der Aus-
führung werden sich nach der „Frankf. Zeitung" auf lüMill.
Mk., nach der Nordd. Allg. Z. auf kaum 8 Mill. Mk. belaufen.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

*„* Die Berliner Gemäldegalerie ist, wie die „National-
Zeitung" berichtet, in diesen Tagen in den Besitz eines
Hauptwerkes von Albrecht Dürer gelangt, eines Madonncn-
bildes, das Dürer während seines Aufenthaltes in Venedig
im Jahre 1500 ausgeführt hat. Die Komposition stimmt
fast genau mit der Mittelgruppe des „Rosenkranzfestes"
Dürer's im Kloster Strahow zu Prag überein Das Gemälde
ist von Geh. Rat Bode aus Privatbesitz in Schottland er-
worben worden.

H. A. L. Für die Kgl. Gemäldegalerie in Dresden ist
Mitte Dezember das seit dem Jahre 1888 bekannte Gemälde
Fritz von Uhde's „Die heilige Nacht'' mit Genehmigung
Sr. Majestät des Königs angekauft worden. Uhdc hat das
Mittelbild seines Werkes umgeändert und die beiden Flügel
neu gemalt. Die alten Flügel hat ein Dresdener Kunst-
freund erworben. Außer der „Heiligen Nacht" waren der
Galeriekonimission noch das bekannte „Abendmahl'1 und
zwei weitere Bilder: „Obdachlos" und „Zur Sommerszeit"
angeboten worden.

*„* Die unter dem Namen „Saliatormuseiim" bekannte
Kunst- und Naturaliensammlung des Herrn Schaufuß ist
durch Schenkung des Besitzers in das Eigentum der Stadt
Plauen im Vogtlande übergegangen. Man schätzt ihren
Wert auf 4—500000 M.

H. A. L. Sächsischer Kunstverein in Dresden. Während
die Ausstellungsräume des sächsischen Kunstvereins in der
ersten Etage des Brühl'schen Palais in der ersten Zeit nach
der Wiedereröffnung noch ziemlich dürftig beschickt waren,
haben sie sich gegen Ende des November sehr reichlich mit
Bildern gefüllt, von denen einige auch für die Kunstfreunde
außerhalb Dresdens Interesse haben dürften. Zu diesen mehr
als gewöhnlichen Gemälden müssen wir zunächst das Früh-
lingsbild Karl Noah Bantxcr's zählen. Bantzer ist unter den
jüngeren Malern Dresdens weitaus das am meisten ver-
sprechende Talent, aber von einigen kleineren Arbeiten ab-
gesehen, ist es ihm bisher noch nicht gelungen, eine voll-
kommen befriedigende Leistung hervorzubringen. Wir nehmen
von diesem Urteil weder seine „Wallfahrer am Grabe der
heiligen Elisabeth" in der Dresdener Galerie, noch seine „hes-
sischen Bauern beim Abendmahl", für die er in diesem
Jahre in München durch Verleihung einer Medaille ausge-
zeichnet worden ist, aus. Denn beiden Gemälden fehlt
trotz ihrer technisch vorzüglichen Durchführung das eigent-
lich Packende, und das hat seinen Grund darin, dass Bantzer
in ihnen versucht hat, einen seelischen Vorgang zur Dar-
 
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