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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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Nekrologe. - Personalnachriehten. — Sammlungen und Ausstellungen.

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selben ein abgeschlossenes Ganze bildet. Immer, wo er im
Begriff ist, das Höchste leisten zu können, bricht er jäh ab."
— „Es fehlte ihm die rücksichtslose Selbstberrlichkeit; er
konnte nicht herrschen, er gehorchte. Unter den Künstlern
vom ersten Adel ist Donatello nicht zu suchen."

NEKROLOGE.

St. In Paris ist im Alter von 74 Jahren der Bildhauer
/htbray, Schöpfer zahlreicher Statuen (Napoleon I. in Rouen)
und Reliefs (Jeanne d'Arc in Orleans) gestorben.

•x. Der bekannte Schlachtenmaler Georg Bkibtrcu ist
am Iii. Oktober in Charlottenburg gestorben.

St. In Paris starb im Alter von 88 Jahren der Maler
Emil Signol, ein Schüler des Baron Gros.

St. In Paris starb im Alter von 73 Jahren der Maler
Charles Girand, einer der bekanntesten Maler von Interieurs
unter dem zweiten Kaiserreich.

*Aitgmt Essenirein, der erste Vorstand des germanischen
Museums in Nürnberg, ist dortselbst am Vi. Oktober nach-
mittags im Alter von Ol Jahren gestorben. Seinem künst-
lerischen Berufe nach Architekt, wandte er sich aber auch
in jungen Jahren bereits mit Erfolg kunstgeschichtlichen
Studien zu und war namentlich ein eifriger Pfleger des roma-
nischen Stiles und seiner Erforschung. Von 1856—1866 wirkte
Essenwein in Österreich, zuerst in Wien, dann zwei Jahre in
Graz, und beteiligte sich lebhaft an dem damaligen Auf-
schwünge der mittelalterlichen Archäologie und an der
Wiederbelebung des modernen Kunstgewerbes, für welches
er seine Kenntnisse des romanischen Stiles mit Vorliebe
fruchtbar zu machen suchte. Sein großes Werk über die
mittelalterlichen Kuustdenkmale der Stadt Krakau und die
Arbeit über die Backsteinbaukunst des Mittelalters ent-
stammen jenen Jahren. 1866 als erster Vorstand des germa-
nischen Museums nach Nürnberg berufen, vollendete Essen- i
wein den Ausbau der Nürnberger Karthause, in welcher sich j
das Museum befindet, und organisirte dessen gegenwärtige |
großartige Entwicklung, sowie er auch durch zahlreiche I
Publikationen und kleinere Arbeiten für die litterarische Nutz-
barmachung des Museums unausgesetzt thätig war. Außer-
dem fallen in die letzten Dezennien Essenweins Entwürfe
für die Restaurirung mittelalterlicher Kirchen in Nürnberg,
Köln, Bonn und andern Orten.

PERSONALN A CHRICHTEN.

%* Im Lekrkörper der m/t der Berliner Akademie der
Künste verbundenen Unterrichlsanstallrn treten mitBeginn des
Winterhalbjahres einige Änderungen ein. An der Hochschule
wird die Leitung der Modellirklasse, welche durch den Tod
des Professors Albert Wolff erledigt ist, vom Bildhauer Gerhard
Jaensch übernommen werden. Durch diese Berufung ist die
Stelle eines Hilfslehrers im Bildhaueraktsaal frei geworden,
der nach dem Ausscheiden des Prof. Schaper unter Leitung
von Prof. Herter steht. Dieses Hilfslehreramt ist dem Ber-
liner Bildhauer Peter Breuer übertragen worden. Das bisher
von Professor Julius Schräder geleitete Meisteratelier für Ge-
schichtsmaler geht auf Professor Paul Thumann über, den
früheren langjährigen Lehrer der Antikenklasse, der nach
mehrjährigem Aufenthalt in Italien wieder seinen Wohnsitz
ln Berlin genommen hat.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

St. In Winterthur ist eine Ausstellung von Gemälden
aus Privatbesitz, die eine stattliche Anzahl guter Bilder
ans Licht gefördert hat, eröffnet worden.

*Die Wiener Mademie der bildenden Künste begeht am
26. Oktober ihr zweihundertjähriges Stiftungsfest, zu welchem
der Kaiser sein Erscheinen zugesagt hat. In der reichge-
schmückten Aula, an deren Decke an diesem Tage die Feuer-
bachschen Malereien zum erstenmal sich der Öffentlichkeit
zeigen werden, wird eine plastisch verzierte Gedenktafel ent-
hüllt, welche in ihrer Mitte die Reliefmedaillons des Kaisers
Franz Joseph I. und des Kaisers Leopold I., des Gründers
der Akademie, zeigt. Eine Gedenkmünze und eine Denk-
schrift, in welcher letzteren über die Wirksamkeit der An-
stalt eingehender Bericht erstattet wird, sollen das Ge-
dächtnis an die Feier bewahren.

St. Christiania, Am 1. Oktober wurde die Landeskunst-
ausstellung eröffnet worden; ausgestellt haben 82 Künstler
mit 181 Kunstwerken; darunter 64 norwegische Maler mit 140
Bildern; von Skulpturen finden sich nur 14 Werke auf der
Ausstellung.

St. Breslau. Die Herbstausstellung des Schlesischon
Kunstvereins ist eröffnet worden.

St. Paris, Der Prinz Lobanoff hat dem Museum Carna-
valet eine Sammlung von 6 Aquarellen, die sich auf den
Prozess Moreau Pichegru-Cadoudal (1804) beziehen, geschenkt,
Gent. Die unter Mitwirkung des belgischen Staates vor
kurzem eröffnete internationale Kunstausstellung hat sich zu
einer der bedeutendsten Ausstellungen Belgiens gestaltet.
Künstler Deutschlands, Österreich-Ungarns, Frankreichs,
Englands, Hollands, Belgiens, Dänemarks und Norwegens
haben sich an ihr beteiligt; 1185 Kunstwerke, darunter 894
Gemälde, sind ausgestellt; überdies 171 Aquarelle und
Pastellgemälde, 98 Bildhauerwerke und Kupferstiche, Litho-
graphien und Bauzeichnungen. Da die Säle mit Kunstwerken
überfüllt sind, so ist es schwierig, eine vollständige Ubersicht
zu gewinnen. Deutschland ist ganz ansehnlich vertreten und
weist tüchtige Leistungen auf. Liebermann's Marktbild aus
Haarlem, in gewohnter Manier und Meisterschaft gemalt, von
Meckel's (Karlsruhe) W asserschöpfer und arabische Schach-
spieler, Normann's (Berlin) Sturm am Nordkap und Abend
an der norwegischen Küste, Vogels (Berlin) Am Meeresufer
und Marinebild, Schlichting's (Charlottenburg) Ansichten des
Seebades Heyst, Schröter's (Karlsruhe) Abend am Ufer des
Michigansees, Kallmorgen's (Grötzingen) Dorfbrand und
grünende Bäume, Vetter's (München) Genrebild, Tacke's
(Braunschweig) Faust und Mephistopheles in der Walpurgis-
nacht, die Porträts von Block (München) und Ondrusek
(Augsburg), Laubmann (München), sind ganz besonders
hervorzuheben. Die Düsseldorfer Malerschule hat sich
stark beteiligt; es ragen hervor: die Landschaftsbilder von
Floekenhaus, Winter_und Jernberg, Holländische Dünen,
Arnz, Stillleben, Schottischer Auerhahn; Sonderland, Unnütze
Ermahnungen, Bolder, Siesta und Erdmann, Feindesrache.
Während die Werke deutscher Maler eifrige Würdigung
finden, haben die von Paris und aus Frankreich eingesandten
außerordentlich zahlreichen Gemälde eine gewisse Enttäu-
schung bereitet; fast sämtliche französische Gemälde, unter
denen es hervorragende Kunstleistungen giebt, waren schon
in den Pariser Salons ausgestellt. Die Porträts von Bonnat
(Renan), Chabas, Dagnan-Bouveret, Besnard, die nackten
Frauengestalten von Roll, Raffaeli's Pariser Typen, die schön
gestimmten Landschaften von Adolphe und Viktor Binet
seien besonders erwähnt. Mit tüchtigen und zahlreichen
 
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