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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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Koehler, S. R.: John Webber und die Erfindung der Lithographie, [4]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0058

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103

Bücherschau. — Nekrologe. — Personalnachrichten

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einer „soft - ground" - Radirung zu thun hat, unter-
liegt aber trotzdem keinem Zweifel. Man braucht
nur die Striche der Zeichnung mit den Strichen in
älteren Lithographieen ähnlicher Art, etwa den land-
schaftlichen Darstellungen Wagenbauer's, zu ver-
gleichen, um sich des Unterschiedes bewusst zu werden.
Webber's „Weichgrund-Strich" ist sanft und weich,
das Korn ineinander fließend, der lithographische
Kreidestrich ist verhältnismäßig hart und sandig und
im Korn getrennt. Noch lehrreicher aber sind die
schwarzen Stellen. Diese sind bei "Webber tief und
sammetartig, da sie eben das Resultat tiefgeätzter
Linien sind, in der Lithographie hingegen sind sie
flach und hart, als notwendige Folge des Druckes
von der Oberfläche. Die gewöhnliche Rauheit eines
Abdrucks von einer tiefgeätzten oder gestochenen
Platte zeigt sich freilich in Webber's Arbeit nicht,
da eben eine Weichgrund-Radirung keine sehr tiefe
Ätzung verträgt. Betrachtet man aber die dunklen
Stellen unter dem Vergrößerungsglas, so erhält man
doch den Eindruck leichter Erhöhung der Linien,
während dagegen die dunklen Stellen einer Litho-
graphie, ebenso betrachtet, vollkommen flach bleiben.
Als weiterer Beweis dafür, dass das Webber'sche Blatt
von einer tiefgeätzten Platte gedruckt ist, kann end-
lich das Vorkommen von „creves" angeführt werden.
Ein „creve" entsteht, wenn die Wände zwischen
mehreren eng neben einander liegenden Linien, welche
zusammen einen schwarzen Fleck ergeben sollen,
niederbrechen, respektive von der Säure weggefressen
werden. Es resultirt alsdann eine verhältnismäßig
große seichte Stelle, welche die Schwärze nicht mehr
halten kann und daher grau druckt, indem der
Lappen oder die Hand beim Wischen der Platte in
dieselbe eindringt und die Schwärze wegnimmt.
Solcher „creves" zeigen sich mehrere auf dem mir
vorliegenden Webber'schen Drucke.

& R. KOEHLEB.

BÜCHERSCHAU.

Der Bau des Wohnhauses vom gesundheitstechnischen
Standpunkte. Vortrag, gehalten von Ferdinand Urach, dipl.
Architekten, Wien 1891, Verlag der Wiener freiwilligen
Rettungsgesellschaft.

Der hauptsächlich mit den hygienischen Einrichtungen
des modernen Hauses beschäftigte Autor findet doch auch
Gelegenheit, ein Gebiet zu streifen, das den Kunstfreund und
Künstler nicht als gesundheitsbedürftigen Menschen, sondern
als Liebhaber der Schönheit berührt. Die unserm Organismus
so gefährlichen Feinde des Mauerfraßes oder übergroßer
Feuchtigkeit sind auch wahre Vandalen gegen Bilder aller
Art, gegen Stiche, Gipse, Stoffe, Waffen, Geräte und Schmuck
in Metall, Holzmöbel u. s. w. Wie viele Kostbarkeiten dieser
Richtungen durch die genannten Gefahren schon zerstört

wurden und noch immer zum großen Teil infolge von Fahr-
lässigkeit zerstört weiden oder wenigstens arg gelitten haben
und in ihrem Fortbestande gefährdet wurden und werden,
ist wohl nicht zu ermitteln. Die peinlichste Untersuchung
der Mauern und Wände, an denen Kunstwerke Aufstellung
finden, ist Pflicht eines jeden im Interesse des Bildes oder
was es sonst immer ist, sowie in seinem eigenen Interesse.
Nach Westen freiliegende — nicht angebaute — Mauern
müssen schon außerordentlich solid gearbeitet und sehr gut
trocken sein, wenn sie nicht in zarten Niederschlägen an die
Rückwand der Bilder Wasser abgeben sollen, wodurch infolge
der in der günstigen Atmosphäre wuchernden und sich zahl-
reich entwickelnden Pilzkolonien Stiche und Aquarelle
schimmeln, Metalle rosten oder wenigstens matt werden,
das Holz aber schwammig, wertvolle Stoffe und Leder mufflich
werden und zerfallen. Mögen also unsere Sammler, die großen
wie die kleinen, diese Punkte ja nie aus dem Auge verlieren.
Im übrigen ist Brach's Vortrag so voll von trefflichen Winken
für die Vereinigung ästhetischer und praktischer Bedürfnisse
und für die Verwirklichung des Satzes, dass nur in einem
gesunden Hause sich ein gesunder Körper entwickeln kann,
dass wir schon deshalb das mit viel Ernst und Humor zugleich
geschriebene Broschürchen nur warm empfehlen können.

BK.

NEKROLOGE.

J*, Der französische Kunstschriftsteller Alfred Michiels
ist. Ende Oktober in Paris, wo er zuletzt Bibliothekar an der
Ecole des beaux-arts war, im 80 Lebensjahre gestorben. Er
hat sich vornehmlich durch eine zehnbändige „Histoire de la
peinture flamande" (1844—1875), die er im Auftrage der
belgischen Regierung verfasste, durch eine Biographie von
Rubens und ein Werk über van Dyck bekannt gemacht.
Diese Schriften zeichnen sich aber mehr durch Lebendigkeit
und Eleganz der Darstellung als durch ihren wissenschaft-
lichen Gehalt aus, der vor ernster kritischer Prüfung nicht
besteht.

PERSONALNACHRICHTEN.

* Über den französischen Maler Georges Rochegrosse,
i dessen „Ende Babylons" kürzlich in Wien ausgestellt
| war, bringt der Pariser Korrespondent des dortigen „N. W.
I Tagblatts" einige auch für unsere Leser interessante Mit-
teilungen, denen wir das Nachstehende entnehmen: „Roche-
grosse zählt trotz der vielen und gewaltigen Leistungen,
deren er sich bereits rühmen darf, kaum 33 Jahre und macht
durch sein ganzes, wie von poetischem Schimmer verklärtes
Wesen den Eindruck jener Männer, welche noch jünger
scheinen, als sie sind. Uberaus frappant und charakteristisch
ist sein Kopf mit dem sich glatt anschmiegenden Haare,
das tief in die Stirne sie fast ganz bedeckt; es ist
absolut der Kopf eines Assyriers, wenn man dieses merk-
würdige, ovale, von einem spitz zulaufenden Bart um-
rahmte Gesicht in seinem matten Teint betrachtet, aus
welchem zwei große, dunkle, mandelförmige Augen milde
hervorleuchten. Die Figur ist mittelgroß, elegant und wohl-
proportionirt." Schon sein erstes Bild, welches 1882 im Salon
ausgestellt wurde: „Vitellius. durch die Straßen Roms gezerrt",
trug dem Künstler eine Medaille dritter Klasse ein. Ein Jahr
später erlangte er mit seiner „Andromache" eine Medaille
zweiter Klasse und den Prix du Salon. Es folgten „La
Jacquerie" und „La Folie du Roi Nabuchodonosor", endlich
„La mort de Babylon", für welches letztere Bild er den Orden
| der Ehrenlegion und in München die goldene Medaille er-
 
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