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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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Seemann, Ernst A.: Wettbewerb um eine Malerradirung
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Nautilus, ...: Vom Christmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0064

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15

Vom Christmarkt.

116

Urteil des Preisgerichts.

Die unterfertigten Preisrichter für den vom Ver-
leger dieser Zeitschrift ausgeschriebenen Wettbewerb
um eine Malerradirung haben von den 49 rechtzeitig
eingelaufenen Arbeiten von 26 Bewerbern

keine des ersten Preises würdig
befunden, weil in keiner derselben sich diejenige
Verbindung technischen Könnens mit Eigenschaften
rein künstlerischer Art vorfindet, welche die voll-
kommen gelungene Malerradirung besitzen muss.

Sie einigten sich jedoch über die Verleihung
von drei Preisen zweiter Ordnung und empfahlen
außerdem vier Blätter dem Verleger der Zeitschrift
zum Ankauf. Nach Eröffnung der Couverts ergaben
sich folgende Namen als Einsender der hiermit aus-
gezeichneten sieben Radirungen:

Für den zweiten Preis:

, Von oben" C. Th. Meyer-Basel in München.
„Am häuslichen Herd" Jos. Dornberger
in München.

„Dideldum" Fritz Vüllmy in München.

Für den Ankauf:

„Am Wasser" 0. TK. Meyer-Basel in
München.

Nr. 4
Nr. 41

Nr. 1

Nr. 5

Nr. 11 ,Am Strande von Göhren" (Rügen) Alb.

Krüger in Berlin.
Nr. 37 „Carpe diem" Karl Jahnch in München.
Nr 34 »Frisch gewagt" (Hohe Politik) von
J. Neumann in München,
gez. J. V. Berger. gez. K. Koepping. gez. W. Unger.
o-ez. C. v. Lützow. gez. E. A. Seemann.

Zu dem Urteil ist noch zu bemerken, dass es
nicht durchweg einstimmig gefällt wurde. Nr. 1
„Dideldum" erhielt von fünf nur drei Stimmen.
Dafür fielen auf Nr. 5 „Am Wasser" zwei Stimmen.
Außer den oben zum Ankauf empfohlenen Blättern
wird von Herrn Professor Koepping in Berlin noch
Nr. 20 „Landweg" zur Erwerbung für die Zeitschrift
für bildende Kunst vorgeschlagen.

Die Verlagsbuchhandlung wird den Urhebern
der Radirungen, soweit deren Arbeiten nicht preis-
gekrönt oder durch Kauf erworben werden, die ein-
gesandten Blätter wieder zustellen. Sie beabsichtigt
vorerst, die ganze Reihe im Leipziger Kunstverein
auszustellen, was im Laufe des Januar geschehen soll.

Leipzig, d. 9. Dezember 1892.

E. A. Seemann.

VOM CHRISTMARKT.

Unser diesjähriger Rundgang um den littera-
rischen Weihnachtsmarkt lässt sich etwas politisch
an. Das erste Werk, das uns zur Hand kommt,
zeigt uns den Fürsten „Bismarck und seine Leute",
das zweite hat eine gewisse Ähnlichkeit mit einer
Militärvorlage. Doch sollen unsere Leser nicht
fürchten, dass wir ihnen hier so „ein garstig Lied,
ein leidig Lied" anstimmen könnten. Man hat
daran im täglichen Leben genug, und es scheint
uns politisch, nicht auch noch hier Politik zu treiben.

Das Werk, das C. W. Allers über „Bismarck
in Friedrichsruh" herausgegeben hat1), konnte kaum
zeitgemäßer kommen. Der reißende Absatz, den es
findet, beweist, dass diese Voraussicht zutrifft. Es

1) Stuttgart, Union. Imp.-Fol. Geb. M. 50.

Aus HaufTs Werkeu, TU. Prachtausgabe, Deutsche Yerl.-Anst.

ist hier und da schon in der Öffentlichkeit von dem
Werke die Rede gewesen, und die Erwartungen
waren deshalb sehr hoch gespannt. Vielleicht fin-
det sich nun mancher enttäuscht, der wunder was
für Geheimnisse darin vermutete. Allers führt uns
die Umgebung des Fürsten, die landschaftliche frei-
lich weniger als die menschliche, bis hinab zum
Koch und Portier vor. Deputationen, audienzen-
heischende Zuschauer, Momentphotographen sind
darin so gut vertreten, wie- Nachbarn, Freunde und
Verwandte des Fürsten. Der Künstler, dessen Blei-
stift wie eine Zauberwurzel alle Thüren sprengt, hat
sein Möglichstes geleistet. Die Charakteristik des
Fürsten, Lothar Bucher's, Lenbach's und Schwenin-
ger's sind vorzüglich. Auch an scherzhaften Wen-
dungen fehlt es nicht. Es ist merkwürdig, dass
Fürst Bismarck, der für die bildende Kunst so ver-
 
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