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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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Nekrologe. — Personalnacbrichten.

— Preisverteilungen. — Denkmäler.

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Eine durchgreifende Revision war besonders in der letzten
Zeit eine stark fühlbare Notwendigkeit, denn bei den viel-
fachen Veränderungen in der Aufstellung der Kunstwerke
in staatlichen und besonders in Privatgalerien versagte das
Register gar häufig. Diesem Übelstand ist durch die Unter-
stützung von italienischen Gelehrten abgeholfen und das
Register ist zugleich auch etwas übersichtlicher angeordnet, als
es vordem war. Der Herausgeber Geheimrat Bode hat sich
bei dem massenhaft zuströmenden Material genötigt gesehen,
einige Mitarbeiter heranzuziehen, die besondere Studien auf
einzelnen Gebieten machen konnten. Bode hat vor allem
die Skulptur und Malerei der Renaissance überarbeitet, als
deren Kenner er ja allgemeines Ansehen genießt. Aber auch
sonst ist seine bessernde und sichtende Hand zu erkennen.
Eine dankenswerte Neuerung ist auch die Lostrennung des
Registers von dem eigentlichen Werke. Das Register kann
nun bequem in der Tasche mitgeführt werden.

* Soeben ist ein neuer Katalog des archäologischen Na-
tionalmuseums in Athen aus der Feder des gegenwärtigen
Ephoros der Altertümer Griechenlands, P. Kavvadias, er-
schienen. Der bisher vorliegende erste Band (504 Seiten 8°)
umfasst 1044 Werke, von denen eine genaue Beschreibung
nebst Angabe der Maße, des Materials, der Erhaltung u. s. w.
unter Hinzufügung der wissenschaftlichen Litteratur geboten
wird. Der in griechischer Sprache verfasste Katalog steht
vollkommen auf der Höhe der heutigen Wissenschaft. Die
Prolegomena enthalten eine kurzgefasste Geschichte des Mu-
seums. Auch ein Plan desselben ist beigefügt.

NEKROLOGE.

*j* Der norwegische Genre- und Architekturmaler Vinzent
Stoltenberg-Lerche, gewöhnlich St. Lerche genannt, ist am
28. Dezember v. J. in Düsseldorf, wo er seit 1856 ansässig
war, gestorben. Einem Nekrologe der „Köln. Ztg." ent-
nehmen wir folgendes über seinen Lebensgang: Zu Tönsberg
in Norwegen 1837 geboren, studirte der Verstorbene nach
absolvirtem Gymnasium auf der Universität in Christiania,
beschloss indessen schon im Alter von 19 Jahren, sich der
Malerei zu widmen, und kam 185G nach Düsseldorf, wo er
Schüler der Kunstakademie wurde und bis 1858 blieb. Seine
ersten selbständigen Arbeiten waren Architekturbilder, ins-
besondere Interieurs von Klöstern und Kirchen, die wegen
ihrer gediegenen und von eingehendem Verständnis zeugen-
den Wiedergabe sowie der feinen malerischen Behandlung
halber vielen Beifall fanden. Später wandte er sich mit
gleichem Erfolge der Genremalerei zu und leistete durch
die Verbindung beider Treffliches. Mit Vorliebe malte er
Genrebilder aus der Rokokozeit, welche er fein humoristisch
behandelte. Infolge eines Staatsstipendiums hielt Lerche sich
längere Zeit in Venedig auf und machte Studienreisen in
Deutschland, Frankreich, Holland und Skandinavien. Die
Frucht dieser Studienreisen war eine reiche Ausbeute, wert-
volles Material für seine späteren Arbeiten, namentlich vor-
zügliche Architekturstudien, von denen er viele später als
Ölgemälde und Aquarelle ausführte. Ein Hauptwerk von ihm.
„Das Innere der Lambertuskirche", besitzt das Stadtmuseum
in Bergen (Norwegen). Von seinen bekanntesten größeren
Bildern sind zu nennen: „Der Zehntentag im Kloster", „Die
Klosterbibliothek", „Ein Wirtshaus zu Köln zur Zeit der
französischen Occupation", „Der Besuch eines Kardinals im
Kloster" und die bereits erwähnten humoristischen Rokoko-
Genrescenen. Lerche beteiligte sich auch an der Ausschmük-
kung des Gürzenichsaales in Köln durch die großen Wand-
bilder, das Fest der Vollendung des Domes darstellend. Als

Illustrator war der Verstorbene ebenfalls sehr geschätzt und
war als solcher Mitarbeiter bedeutender deutscher, schwe-
discher und norwegischer illustrirter Zeitungen; auch als
Schriftsteller machte Lerche sich bekannt durch zwei Bände
Reiseskizzen, die 1872 und 1874 erschienen sind, zwei Hefte
Kinderreime und Volksweisen, Arabesken u. s. w.

*t* Der Architekt Rudolf Speer, Lehrer am Kgl. Kunst
gewerbemuseum in Berlin, ist in der Nacht zum 6. Januar
plötzlich an einem Herzschlage gestorben. Am 4. März 1849
zu Waren in Mecklenburg geboren, war Speer seit Jahren
für die Architektenfirma Gropius und Schmieden thätig. Wie
wir der „Nordd. Allg. Ztg." entnehmen, war er schon an
der Ausarbeitung der Entwürfe für den Bau des Kunst-
gewerbemuseums beteiligt, und als Martin Gropius noch vor
Vollendung dieses seines letzten Werkes 1880 starb, trat
Speer in die Lücke ein, um seitdem an den weiteren Ar-
beiten des nun Schmieden und Speer'schen Ateliers hervor-
ragend beteiligt zu bleiben. An der Unterrichtsanstalt des
Kunstgewerbemuseums wirkte Speer seit 1879.

PERSONALNACHRICHTEN.

*»* Die Münchener Künstlergenossenschaft hat Direktor
A. von Werner und Professor Karl Koepping in Berlin zu
Ehrenmitgliedern gewählt.

*** Zum 50jahrigen Doktorjubiläum des Archäologen
Heinrich Brunn in München hat die griechische Regierung,
wie der „Vossischen Zeitung" berichtet wird, ein sinniges
Geschenk gemacht. Sie hat zur Ausführung der Büste des
Jubilars, die seine Schüler und Verehrer darbringen wollen,
feinen antiken Marmorblock gespendet.

* Dr. Robert Stiassny, unser geschätzter Mitarbeiter,
wurde zum Kustosadjunkten an den kunstgewerblichen Samm-
lungen des k. k. österreichischen Handelsmuseums — ehemals
Orientalischen Museums — in Wien ernannt. Es freut uns,
diesen begabten jungen Gelehrten damit nun auch an einer
der großen Wiener Sammlungen angestellt zu wissen, wenn-
gleich es allerseits Wunder nimmt, ihm nicht einen Wirkungs-
kreis angewiesen zu sehen, der seinem bisherigen Studien-
gebiete näher gelegen wäre, als die im Handelsmuseum im
Vordergrunde stehende ostasiatische und sonstige exotische
Kunst.

PREISVERTEILUNGEN.

*,„* Von der Berliner Kunstakademie. Der 1000 M. be-
tragende Preis der Ginsberg-Stiftung, die zum Andenken an
den beim Erdbeben von Ischia gestorbenen Maler Ginsberg
begründet wurde, ist in diesem Jahre dem Maler Ernst
Wilhelm Müller-Schönfeld und dem Bildhauer Karl Jermann
zuerkannt worden.

DENKMÄLER.

*„* Uber den neuen Entwurf zum Nationaldenkmal für
Kaiser Wilhelm I. in Berlin, den Prof. R. Begas auf Befehl
des Kaisers angefertigt hat und der, soweit die plastischen
Teile in Betracht kommen, der Ausführung zu Grunde ge-
legt werden soll, bringen die Berliner Zeitungen jetzt fol-
gende nähere Mitteilungen: „Das (auf dem Platze der jetzigen
Schlossfreiheit zu errichtende) Standbild erhält als Hinter-
grund eine nach dem Schlosse zu geöffnete Säulenhalle, die
sich in ihrem Stile dem Charakter des Schlosses und des
Eosander'schen Portales anschließt. Der Kaiser reitet auf
das Schloss zu und tritt soweit aus der Halle hervor, dass
er auch von beiden Seiten frei gesehen wird. Die beiden
 
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