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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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Rosenberg, Adolf: Der neue Dürer im Berliner Museum
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Die Académie de France in Rom und die Académie des Beaux-Arts in Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0109

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205

Die Academie de France in Rom und die Academie des Beaux-Arts in Paris.

206

auch die drei obenerwähnten Bildnisse, die hervor-
ragendsten Originalzeichnungen des Meisters aus dem
Besitze des Kupferstichkabinetts und die bedeutendsten
seiner Kupferstiche in prachtvollen Abdrücken zu
einem überaus anziehenden und lehrreichen Gesamt-
bilde vereinigt worden sind.

ADOLF ROSENBERG.

DIE ACADEMIE
DE ERANCE IN ROM UND DIE ACADÜMIE
DES BEAUX-ARTS IN PARIS.

* Die Pariser „Encyclopedied'Architecture" bringt
in einigen Heften des letzten Jahrgangs (1891) eine
Reihe von Artikeln aus der Feder des Architekten
P. Gout, welche für die Beurteilung der französischen
Kunstlehranstalten wichtig und auch für deutsche
Leser mannigfach interessant sind. Wir entnehmen
denselben einige der bemerkenswertesten Mitteilungen.

Am 7. November 1890 richtete der französische
Unterrichtsminister, Mr. Leon Bourgeois, eine Zu-
schrift an die Pariser Academie des Beaux-Arts mit
Vorschlägen zu einer Revision der Satzungen,
welchen die Academie de France in Rom ihren alten
Ruhm verdankt. Es sei in Erinnerung gebracht,
dass die Academie de France in Rom unmittel-
bar der Pariser Academie des Beaux-Arts untersteht,
und dass diese letztere in aller Welt hochangesehene
Körperschaft sich für eine derjenigen obersten Stellen
ansieht, welche berufen sind, in Sachen der Kunst
Vorschläge zu machen, Rat zu erteilen, nicht aber
sich von irgend einer Behörde oder Persönlichkeit
beeinflussen, geschweige denn leiten zu lassen. Als
daher der Minister sich veranlasst sah, Abänderungen
in den Statuten der Academie de France in Rom zu
beantragen, war er genötigt, sich damit zunächst an
die Pariser Academie, beziehungsweise deren stän-
digen Sekretär, den Grafen Henri Delaborde zu
wenden. Er hat vor diesem Forum keine Gnade ge-
funden! Die Pariser Academie hegt die römische
Anstalt wie ihr Schoßkind. Sie will nichts an ihrem
Wesen geändert wissen.

Und worin bestanden die Vorschläge des Mi-
nisters? Zunächst wollte er den Studienkreis der
römischen Stipendiaten geographisch ausgedehnt
wissen. Nach § 16 der Statuten sollen die Stipen-
diaten nur Italien, Sizilien und Griechenland zu ihrer
weiteren Ausbildung durchreisen. Der Minister
wünschte Spanien und Holland hinzugefügt, und zwar
mit der durch eine Modifikation des § 17 einzu-
führenden Bestimmung, dass der Stipendiat, nachdem
er während des ersten Jahres in Rom und Mittel-

I italien geweilt, darauf im zweiten und dritten das
weitere Italien, Griechenland und Sizilien bereist
hätte, dann sich für das vierte Jahr ein Land frei

j wählen dürfe, in welchem er die für seine Begabung
und Vorliebe passendste weitere Ausbildung sich er-
werben könne.

Den zweiten, das Gastrecht der römischen
Academie berührenden Vorschlag übergehen wir und
wenden uns zu der Änderung im § 28 der Statuten.
Dieser Paragraph legt den Malern der Academie de
France die Verpflichtung auf, im ersten Jahre eine
lebensgroße Figur, entweder aus der Mythologie oder
aus der alten Geschichte, zu malen. Nach der Ansicht
des Ministers nun sollte die Wahl der Darstellung
nicht auf die alte Geschichte allein beschränkt
bleiben, sondern auch auf die moderne ausge-
dehnt werden. — Derselbe Spielraum sei auch den
Bildhauern zu gewähren (§ 29). Was sodann die
Architekten betrifft (§ 30), so sollten diese bei den
von ihnen zu liefernden detaillirten Darstellungen

j alter Monumente nicht an die antiken Denkmäler ge-
bunden bleiben, sondern auch die Bauten des Mittel-
alters und der Renaissance mit in ihren Studienkreis
einbeziehen und auch außerhalb Italiens, Siziliens und
Griechenlands liegende Monumente zu Gegenständen
ihrer Restaurationsentwürfe machen dürfen. Endlich

j sollte auch den Kupferstechern, Medailleuren und

| Steinschneidern (§ 31 und 32) gestattet werden, das

; Studium moderner Vorbilder neben dem der antiken

i zu betreiben.

Soweit der Minister, der seine Vorschläge zugleich
mit der Pariser Akademie auch dem höheren Un-
terrichtsrat zur Begutachtung überreichte. Die Ur-
teile des von dieser Behörde bestellten Referenten,
des Senators Bardoux, stimmten im Wesentlichen mit
den Äußerungen des Sekretärs der Academie, des

I Grafen Delaborde, überein; beide verhielten sich
den Änderungsvorschlägen des Ministers gegenüber
im Wesentlichen ablehnend. Beide halten an der
Überzeugung fest, dass für die höhere Ausbildung
der Künstler die Kunstwelt Italiens und Griechen-
lands genüge. Delaborde erinnert in seinem Gut-
achten daran, dass Italien für die Maler aller Zeiten,
von Rubens, van Dyck, Velazquez, Ribera und Rey-
nolds angefangen bis auf Cornelius und Overbeck,
als das gelobte Land der Kunst gegolten habe. Er
spricht sich entschieden gegen das Reisen der Pen-
sionisten während der Zeit ihres römischen Studien-
aufenthaltes aus. Erst nach Beendigung desselben
können die Reisen begonnen werden, damit nicht

I der Hauptzweck des römischen Studiums, für den
 
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