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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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Leopold Müller's Nachlass
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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0131

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.

Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HERAUSGEBER:

CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSENBERG

WIEN BERLIN BW.

Heugasse 58. Teltowerstrasse 17.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenatr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. IV. Jahrgang.

1892/93.

Nr. 16. 23. Februar.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshand-
lung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

LEOPOLD MÜLLER'S NACHLASS.

mit abbildungen.

Es ist ein Büschel farbiger Blüten, was jetzt in
Wien aus der Verlassenschaft unseres unvergess-
lichen Leopold Müller zum öffentlichen Aufschlag
kommt. Obgleich in Dresden (1834) geboren,
war Müller doch ein echtes Wiener
Kind, von Familie und von Geblüt,
und wurzelte lange Jahre auch mit
seinem Schaffen fest im Wiener Boden.
Wie man weiß, gehörte er zu den
glücklichsten Illustratoren des,, Figaro"
und seine früheren Bilder sind dem
heimischen Stoffkreis entlehnte Genre-
darstellungen. Erst als reifer Künst-
ler kam er ins Ausland, zuerst 18C7
nach Paris, dann Anfang der sieb-
ziger Jahre nach Italien und Sicilien,
endlich nach Ägypten. Und hier,
unter dem lichten Himmel, in der
farbigen Welt des Nillandes, fand er
die eigentliche Domäne seiner Kunst,
die ihn zum bewährten Meister, zu
einem der gesuchtesten Schilderer des
orientalischen Lebens machte.

Der uns vorliegende, von //. 0. Miethke mit ge-
wohntem Geschmack ausgestattete Katalog des Müller'-
schen Nachlasses, aus dessen reichem Bilderschmuck
wir den Lesern einige Proben bieten, umfasst in
seiner ersten Abteilung 149 in Ol gemalte Studien,
Skizzen und fertige Gemälde in Rahmen, woran
sich in der zweiten Abteilung noch 54 gleichfalls

Ein Student in Kairo.
Naturstudie von LEOPOLD MÜLLER,

in Öl gemalte Studien und Skizzen in Passepartouts,
in der dritten 44 Zeichnungen und Skizzenbücher,
in der vierten endlich einige wenige Möbel und
Kostümstücke aus dem Atelier des Künstlers an-
schließen.

Dem Stoffe nach gehören die weitaus zahl-
reichsten und künstlerisch wichtigsten Stücke des
Nachlasses dem Orient an. Es sind
darunter einige ganz fertige Bilder,
nebst einer Anzahl unvollendeter. Das
lebhafteste Interesse der Sammler
werden jedoch die schönen Studien
und Skizzen erregen, weil sie für
Müller's ganze Art zu schaffen und
zu studiren ungemein bezeichnend
sind. Die Skizzen sind fast sämtlich
von seltenem koloristischen Reiz:
man sieht, dass der Künstler vor
allem das Malerische suchte und der
Natur abzugewinnen verstand. Dazu
kommt die größte Sorgfalt im Studium.
Die typischen Köpfe und Gestalten
der bunten orientalischen Welt sind
mit liebevollster Genauigkeit durchge-
bildet, bis in alle feinen Besonderheiten
des Charakters und des Ausdrucks. In
der warm und lebendig geschriebenen Charakteristik
Müller's, welche der berühmte Ägyptolog Georg
Ebers, ein langjähriger Freund des Verstorbenen,
dem Kataloge beigefügt hat, betont er mit Recht
den unermüdlichen Fleiß Müller's als eine seiner
hervorstechenden Eigenschaften und führt mehrere
von Müllers Äußerungen an, welche diese Seite seines
 
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