Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

DOI Artikel:
Karl von Gontard
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0142

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
272

wandert sein dürften. Es existiren mehrere Linien;
einer derselben, der Mannheimer, entstammt unser
Künstler, der am 13. Januar 1731. geboren ward und
frühzeitig mit seinem Vater nach Bayreuth kam, wo
letzterer in kurfürstlichem Dienste eine ähnliche
Stellung bekleidete wie später der Sohn. Hier kam
dieser in jungen Jahren in Berührung mit Alessandro
und Carlo QaM-Bibiena. Seine eigentlichen Lehrer
aber waren Joseph Saint Pierre (fälschlich Sempier)
und der Hofbauinspektor Rudolph, Heinrich Richter.

Holland und kehrte nach einer circa zweijährigen
Studienfahrt nach Bayreuth zurück, wo er von 1753
an wahrscheinlich an der inneren Ausstattung des
während seiner Abwesenheit fertiggestellten neuen
Schlosses gearbeitet haben dürfte. Bald darauf, 1754,
genoss er die Gnade, vom Markgrafen Friedrich und
seiner Gemahlin Wilhelmine, der Lieblingsschwester
Friedrichs des Großen, auf eine Reise nach Frank-
reich und Italien mitgenommen zu werden. Als ein
charakteristisches Pröbchen des „aufgeklärten Des-

Entwnrf zu einer Kirche in St. Johann an der Saar. Von GuTH-Charlottenburg. Deutsche Konkurrenzen H. t.

1750 ging Gontard als Stipendist nach Paris, wo er
bei Jaques Francois Blondel arbeitete, dem etwas be-
rüchtigten Restaurator der Metzer Kathedrale, der
einen hohen Ruf als technischer Schriftsteller genoss.
Gleichwohl hat Gontard nicht viel von diesem
Lehrer angenommen und der Schluss, ihn als fran-
zösischen Meister zu bezeichnen, ist neben der Ver-
lockung durch seinen fränkischen Namen auf die voll-
ständige Unkenntnis der wahren Verhältnisse zurück-
zuführen, in die Peter Walle endlich Licht gebracht hat.
Während der Pariser Studien bereiste Gontard auch

potismus" diene die Erwähnung des Umstandes, dass
die Mittel zu dieser mit einem Gefolge von fünfzig
Personen angetretenen außerordentlichen Reise durch
eine Kopfsteuer beschafft wurden. Wie einfach!
Unter den Eindrücken dieser Reise rief der Markgraf,
kaum zurückgekehrt, 1756 eine Akademie der Künste
in Bayreuth ins Leben, die leider unter seinem Nach-
folger 1764 einging, was Gontard, der als Lehrer an
dieser Anstalt gewirkt hatte, veranlasste, einem Rufe
nach Berlin, an den Hof Friedrich's des Großen,
Folge zu leisten. Doch war er nicht der einzige in
 
Annotationen