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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0151

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Vom englischen Büchermarkt.

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die Stuart-Epoche Bezug haben, besitzt der Herzog
von Buccleuch und Lord Galloway, während die
seltensten Kupferstiche in dieser Hinsicht sich in der
Sammlung des Herrn A. Morrison befinden. Das
älteste Kunstwerk jenes Zeitabschnittes ist jedenfalls
das Ciborium, welches Malcolm, König von Schott-
land (1056), besessen haben soll. Dem Interesse für
die Reliquien der Maria Stuart kommt am nächsten
das für Karl L, ihren unglücklichen Enkel, und
dessen Kinder. Sobald wir uns aber dem Ende des
17. Jahrhunderts nähern, mehren sich die Denk-
mäler zwar der Zahl nach, nehmen aber dafür an
Formvollendung und Schönheit entschieden ab. Der
dem letzten Mitgliede aus dem Königshause der
Stuarts, dem Kardinal von York, einst gehörige,
prachtvoll geschnitzte Elfenbeinkasten wurde im
vorigen Jahre für einen sehr hohen Preis bei Christie
öffentlich verkauft.

Der Verfasser der Vorrede zu obigem Werk,
John Skelton, der viele Jahre dem Studium der Lebens-
geschichte der Maria Stuart gewidmet, wird eine
Biographie der Königin herausgeben, welche in der
Hauptsache eine Verteidigung derselben bildet.
Die Porträts und Illustrationen sind nach Originalen
angefertigt, welche die Königin Viktoria, die franzö-
sische Regierung, Lord Salisbury und die hervor-
ragendsten „Stuart-Sammler* zu diesem Zwecke zur
Disposition gestellt haben. —

Das „Handbuch der griechischen Kunst und Archäo-
logie" von A. S. Murray, dem Kustos der griechischen
und römischen Altertümer im British Museum, ist
sicherlich in seiner Art das bedeutendste neuere
Werk in englischer Sprache. Der Verfasser sagt in
der Einleitung: .Unter dem Einfluss der Entwicke-
lungslehre hat sich das Studium der griechischen
Kunst in Geschichte und Wissenschaft verwandelt."
— Das Werk beginnt mit der Kunst der frühesten
Zeiten und der primitivsten Form in Griechenland,
und führt uns mit Meisterhand bis auf den Zenith
der Schönheit. Der Autor trägt uns mit bewunderns-
werter Sicherheit und Methode überwältigendes Mate-
rial in entzückender Form vor, indem er mit den
neuesten Resultaten der Entdeckungen in Hissarlik,
Mykenae, Tiryns und Olympia schließt. Das bei John
Murray herausgekommene Buch ist mit zahlreichen
Illustrationen geschmückt und behandelt jeden Zweig
griechischer Kunst in ihrer Entstehung und Vollen-
dung, so besonders Vasen, Bronzen, Gemmen, Skulp-
turen, Terrakotten, Wandmalereien, Architektur
und viele andere Dinge. Allein ausgenommen sind
die griechischen Münzen. Mr. A. S. Murray erklärt in

richtiger Erkenntnis: »Die griechischen Münzen in
ihrer Reichhaltigkeit und Wichtigkeit erfordern für
sich allein ein Buch."

Die Direktion des British Museum hat soeben
denjenigen Teil des Generalkataloges der Bibliothek
neu herausgegeben, der über den Artikel „Bibel"
handelt. Der von dem Bibliothekar Mr. Martineau
verfasste Band enthält 242 Spalten mit 2700 Nummern.
Diese Zahl repräsentirt nur diejenigen Bücher, denen
das alte und neue Testament vollständig vorliegt.
Unvollständige Ausgaben, einzelne Bücher der Bibel
sowie die besonderen Ausgaben des alten und neuen
Testaments erhalten einen eignen Band im Katalog.
Ebenso hat das zum British Museum gehörige, aber
in einem besonderen Gebäude, in Cromwell Road,
untergebrachte „Naturhistorische Museum" einen
neuen von Mr. Lydekker redigirten Katalog herausge-
geben, der sehr schöne Holzschnitte aufweist. Dieses
Werk ist deshalb von ungewöhnlichem Interesse,
weil es mit viel Geschick vollständige Restaurationen
und Rekonstruktionen von Tieren veranschaulicht,
von denen nur einzelne Teile aufgefunden wurden.

Ein für Kunstliebhaber und Sammler sowie für
Verwaltungen von Kunstinstituten und Händler fast
unentbehrliches Buch hat Mr. Bedford herausgegeben.
Leider ist die erste Auflage sofort vergriffen worden,
und eine neue Ausgabe dürfte vor geraumer Zeit
nicht zu erwarten sein. Dieses Werk, welches mit
vielen Illustrationen versehen ist, giebt genauen Auf-
schluss über die hervorragendsten Verkäufe von
Kunstgegenständen in der Zeit von 1628—1888. Die
Anhäufung des Stoffes ist mit großer Gründlichkeit
und Sachkenntnis bewältigt. Die Gegenstände, der
erzielte Preis, der Käufer und Verkäufer sind, soweit
dies nur irgend möglich war, genau bezeichnet.

„Die Grenzsteine Northumberlands" nennt sich
ein von John Bates verfasstes und von der antiqua-
rischen Gesellschaft herausgegebenes Werk, welches
uns neuen Aufschluss über mittelalterliche Architek-
turverhältnisse Englands bietet. Die genannte Land-
schaft stellt hinsichtlich ihrer überreichen mittelalter-
lichen Erinnerungen etwa'dasselbe in England dar,
wie dies in Frankreich mit der Touraine der Fall ist.
Merkwürdigerweise ist gerade in demselben Augen-
blick ein ähnliches Werk in englischer Sprache von
Cook herausgekommen, betitelt „Die alte Touraine".
In jenem interessanten Werke werden 300 Schlösser,
feste Plätze und Türme in der Grafschaft Northumber-
land sehr eingehend besprochen. In dem zweiten
Buch handelt es sich im unbewussten Gegensatz zu
jenen rauhen und felsigen Elementen um das schöne
 
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