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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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Die Märzausstellung der Düsseldorfer Künstler
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0171

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Bücherschau. — Kunstblätter. — Personalnachriehten. — Sammlungen und Ausstellungen.

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worden war. Einige ernstdenkende Künstler in
München erwogen deshalb, auf welche Weise eine
Rückkehr zur Natur bewerkstelligt werden könne.
Wie ein deus ex machina kam die in Frankreich
auftauchende Hellmalerei diesen Bestrebungen zu
Hilfe, und der bekannte Umschwung vom Asphalt
zum Kremserweiß war alsbald eingetreten. Dass
dieser Sprung aus dem Dunkeln ins Helle nur als
ein Läuterungsprozess betrachtet und gemacht wer-
den darf, das haben allerdings viele nicht ein-
gesehen.

Alle diejenigen, welche nicht wieder heraus-
kommen, werden unfehlbar allmählich von der Bild-
fiäche verschwinden, diejenigen aber, die in richtiger
Verbindung des Alten — was beim Teufel auch
verflucht viel Schönes geleistet hat! — mit dem
Neuen ihre Kunst weiter pflegen, werden bahn-
brechend für die Zukunft sein.

Ich habe mir gesagt seiner Zeit, wenn ich mich
nicht ganz in diesen Läuterungsprozess hineinstürze,
so würde ich die konventionelle Farbe niemals los-
werden, und so setzte ich mich vor die Natur und
malte mal im Juni und Juli wirklich grüne Bäume
und Wiesen mit wirklich blauen Schatten, wenn der
Tau noch darauf lag. Warum malte ich und andere
dieselben Wiesen und Bäume früher zur selben
Jahreszeit braungrün und gelbbraun ? Weil uns ge-
lehrt ward, das seien vornehme Farben. (!)

So waren wir unrettbar der Unwahrheit ver-
fallen, und als dann die Wahrheit in ihrer vollen
Reinheit geübt werden sollte, da schmeckte sie uns
nicht recht, weil wir „bessere Kost" gewohnt
waren. Aber sie wurde trotzdem gepflegt, bis zum
äußersten, nur mit dem Unterschiede, dass ich z. B.
mein künstlerisches Sehen, welches von Kindheit an
auf das Schöne in der Natur hin gebildet worden
ist, plötzlich mir nicht abgewöhnen konnte und
also in der Wahl der Motive, die ich wahrheits-
getreu malte, immer dem Schönheitsgefühl Rech-
nung getragen habe. Ich habe also mein Sehen
nur in Bezug auf die Richtigkeit der Töne, der
Farben zu bessern gesucht und mich sorgfältig ge-
hütet, es in Bezug auf die Form (Geschmack) zu
verschlechtern. Ich habe mich aber, was also Farbe
anbelangt, übertrieben hineingestürzt in das Helle,
nur reinen Sonnenschein gemalt, jede dunklere Be-
leuchtung vermieden und so erreicht, dass ich die
asphaltsaucige Manier glücklich losgeworden. Im
zweiten Jahre modifizirte ich dieses übertriebene
Hellsehen, und zur Zeit glaube ich den Beweis ge-
liefert zu haben, dass ich auf richtigem Wetre

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wandele. Meine dermaligen Schüler machten den
Prozess mit mir durch und danken mir heute noch
dafür. Diese werden sicher keine Pleinairisten im
schlimmen Sinne, wohl aber gesunde Naturbeob-
achter. — —"

Es ist überflüssig, der klaren Sprache eines der
ersten Landschafter Deutschlands noch ein Wort
hinzuzufügen, und darum Schluss für diesmal.

—nn.

BÜCHERSCHAU.

Im Verlage von J. H, Ed. Heilt» (Heitz & Mündel) in
Straßburg erscheinen zur Zeit als Teil eines größeren Werkes
über die Büchermarken oder Buchdrucker- und Verleger-
zeichen, die italienischen Buchdrucker- und Verlegerzeichen
bis 1525, herausgegeben von Dr. P. Kristeller. Das Werk
bietet eine möglichst vollständige Zusammenstellung aller
von italienischen oder in Italien thätigen Verlegern und
Buchdruckern bis um das Jahr 1525 verwendeten Signete
mit allen Varianten. Nur ein kleiner Teil dieser Buch-
druckerzeichen ist bisher in älteren Sammlungen von Sig-
neten oder in bibliographischen und kunstwissenschaftlichen
Veröffentlichungen bekannt gemacht worden. Die außer-
| ordentliche Seltenheit eines großen Teiles der Signete dieser
Zeit, besonders derjenigen aus dem Anfange des 15. Jahr-
hunderts, wird dieser Veröffentlichung noch einen beson-
deren Wert verleihen; sie wird den Bibliographen und Bücher-
freunden ein wertvolles Material liefern, dem Kunstfreunde
und Forscher eine Fülle originaler und künstlerisch wert-
voller Ornamentformen und Darstellungen aufweisen.

KUNSTBLÄTTER.

Adam Kraft's weltbekanntes steinernes Sakramentshiius-
1 ehen in der Lorenxkirehe xu Nürnberg ist von dem Maler
Paul Ritter in einem großen, jetzt in Privatbesitz zu Berlin
befindlichen Ölgemälde dargestellt worden, und sein Bruder
Lorenz hat danach eine 38 cm breite, 53 cm hohe Radirung
gefertigt. Das Sakramentshäuschen ist mit vollem Verständ-
nis für die Einzelformen und ihre künstlerischen Eigentüm-
lichkeiten, sowie die plastische und malerische Gesamt-
wirkung, umgeben von Altären, Chorstühlen, Glasgemälden.
; Grabmälern, Totenschildern nachgebildet worden. Die
j Radirung giebt das Ölgemälde mit allen seinen Einzelheiten
in seiner malerischen Gesamtwirkung treu wieder. r. b.

PERSONALNACHRICHTEN.

%* Dem Archäologen Prof. Heinrich Brunn ist aus An-
lass seines 50jährigen Doktorjubiläums vom deutschen Kaiser
die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft verliehen
worden.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

A. R. In der Berliner Nationalgalerie ist eine Sonder-
ausstellung der nachgelassenen Arbeiten der jüngst verstor-
benen Landschafts- und Architekturmaler Eduard Biermann
(1803—1892) und Paul Graeb (1842—1892) veranstaltet wor-
den, nicht, wie früher üblich gewesen, im obersten Stock-
werk, sondern im zweiten der beiden Corneliussäle, die mehr
 
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