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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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Wilhelm Lübke
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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0175

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.

Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HERAUSGEBER:

CARL VON LUTZOW

WIEN
Heugasse 58.

und DR. A. ROSENBERG

BERLIN SW.
Teltowerstrasse 17.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. IV. Jahrgang.

1892/93.

Nr. 21. 13. April.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang hostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshand-
lung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

WILHELM LÜBKE f.

Im sonnigen Süden, am grünen Felsenstrand
von Abbazia trifft uns, doppelt schmerzlieh, die
erschütternde Kunde von dem Tode des alten
treuen Genossen, in dem die deutsche Gelehrten-
welt eine ihrer Zierden, jeder, der ihm näher
stand, einen warmherzigen, edelgesinnten Freund
zu betrauern hat !

An dem gemeinsamen Werke, dem wir
dienen, der Verbreitung und Vertiefung des
ernsten Sinnes für Kunst und Kunstgeschichte,
haben viele erlesene deutsche Männer unseres
Jahrhunderts mitgewirkt. Keiner aber durfte
sich dabei solcher Erfolge rühmen, wie unser
eben dahingeschiedener Freund, dem zu der So-
lidität streng wissenschaftlicher Grundlage, zu
nimmer müdem Fleiß und weitausschauender
Vielseitigkeit auch die seltene Gabe gefälligster
Darstellungskunst in reicher Fülle zu eigen war.
Ohne Lübke's Werke, welche diesem glücklichen
Verein wissenschaftlicher und künstlerischer
Eigenschaften ihren gerechten Ruhm verdanken,
hätte sich die junge kunstgeschichtliche Disciplin
in Deutschland nimmermehr die hohe Stellung
im litterarischen Leben der Nation erobert, welche
sie gegenwärtig einnimmt.

Wilhelm Lübke, geb. am 17. Januar 1826 in
Dortmund, hat sich aus kleinen, drückenden Ver-
hältnissen mühsam emporgearbeitet. Als der

Sohn eines braven Volksschullehrers, dessen
fromme, geistesklare und energische Natur er
uns in seinen „Jugenderinnerungen" ergreifend
geschildert hat, war er früh schon für den Lehrer-
beruf bestimmt und begann auf der Universität
Bonn mit philologischen Studien. Kinkel's be-
geisterndes Wort entzündete zuerst den Sinn des
Jünglings für die mittelalterliche Kunst des
Vaterlandes; Kugler's, Guhl's, dann Schnaase's
und Waagen's Einfluss brachte dann später in
Berlin in Lübke den Entschluss zur Reife, die
Kunstgeschichte zu seinem Lebensberufe zu er-
wählen.

In Lübke's litterarischen Arbeiten, die mit
dem Jahre 1853 beginnen, lassen sich zwei
Gruppen unterscheiden, deren eine der Spezial-
forschung, namentlich der deutschen Denkmäler-
welt, deren andere der universellen kunstge-
schichtlichen Darstellung angehört. Die erstere
wird besonders durch sein grundlegendes Buch
über die mittelalterliche Kunst in Westfalen re-
präsentirt; für die letztere bietet seine allbekannte
Architekturgeschichte (1855) das glänzendste
Beispiel. Es war ein besonders glücklicher Um-
stand, dass Lübke zu der universalhistorischen
Behandlung der Baukunst sich vor allem hin-
gezogen und befähigt fühlte. Hier konnte sich
sein Talent klarer Massengliederung, scharfer
Charakteristik und Stilkritik am freisten und
wirkungsvollsten enthalten. In diesen Kardinal-
 
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