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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0211

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Nekrologe. — Personalnachrichten. — Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen.

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nisclien Situlae die erwünschten Anhaltspunkte. Dabei
wird der Fortschritt von dem poetischen Realismus
des homerischen Schildes des Achill zu den Anfängen
mythologischer Darstellung, auf dem Hesiodischen
Schilde des Herakles entsprechend gewürdigt. —
Eine besonders wichtige, an mannigfachen neuen
und überraschenden Perspektiven reiche Abhandlung
ist das Kapitel über die Erstarkung des hellenischen
Geistes gegenüber den fremden Einflüssen. Hier
wird zunächst Phönizien in seiner ausschließlich ver-
mittelnden Stellung auf das richtige Maß von
Bedeutung zurückgeführt und Assyrien gegenüber
sogar die Rückwirkung des Hellenentums auf den
Stil der Bildwerke von Kujundschik mit sehr beach-
tenswerten Gründen behauptet. Vortrefflich ist die
daran geknüpfte Analyse der Funde von Cypern.
In ihrer bunten Mannigfaltigkeit und Stilmischerei
weist Brunn das siegreiche Hervorbrechen hellenischer
Kunst nach und legt vornehmlich an dem Herakles-
relief von Golgoi schlagend die Hellenisirung assy-
rischer Vorbilder dar. — Einen Hauptabschnitt des
letzten Kapitels bildet die geistige Rekonstruktion
des Thrones von Amyklae und des Kypseloskastens.
In der Ausstattung des letzteren sehen wir das, was
am Schilde des Hesiod als Keim hervortrat, zur
vollen Blüte gediehen: die Sagenwelt der Hellenen
hat sich der bildnerischen Phantasie bemächtigt.
Damit war die poetische Grundlage für die eigentlich
hellenische Kunst gewonnen.

Brunn hofft die weiteren Bücher, welche uns aus
der Vorhalle in das innere Heiligtum des großen
Kunstvolkes führen sollen, in nicht zu langen
Zwischenräumen vollenden zu können. Mögen ihm
alle guten Geister dabei zur Seite stehen!

C. v. L.

— Im Verlage von M. Puhl in Leipzig ist bereits in
zweiter Auflage ein Werk: „Die Wappen der wichtigsten
Städte Europas" erschienen. Die Tafeln bringen in treff-
licher farbiger Reproduktion und historischer Treue die
Wappen von 192 Städten Kuropas.

NEKROLOGE.

%.* Der Münchener Porträtmaler Max Qudden, ein Sohn
des mit König Ludwig II. umgekommenen Obermedizinalrats
Dr. von Gudden, ist Anfang Mai im Alter von 35 Jahren
gestorben.

PERSONALNACHRICHTEN.

*** Dem Bildhauer Otto Geyer, Dozenten an der Tech-
nischen Hochschule in Berlin, ist das Prädikat Professor
beigelegt worden.

DENKMÄLER.

y Das Kaiser Wilhelm-Denkmal in Ems, das letzte
vollendete Werk des jüngst verstorbenen Berliner Bildhauers

Prof. Paul Otto, ist am 7. Mai enthüllt worden. Es stellt
den Kaiser in Civilkleidern dar, die er während seines
häufigen Kuraufenthalts in Ems zu tragen liebte. Die in
etwas über Lebensgröße gehaltene Figur, die in weißem
carrarischen Marmor ausgeführt ist, steht auf einem Sockel
von rötlichem Granit. Die beiden Seiten des Sockels sind mit
zwei Bronze-Reliefs geschmückt, von denen das eine den
Kaiser, von seinem Generaladjutanten Grafen Lehndorff und
Leibarzt Dr. von Lauer begleitet, am Brunnen darstellt,
während das andere an die Begegnung des Kaisers mit dem
Kronprinzen Friedrich Wilhelm und dem Prinzen Wilhelm
in Ems (6. Juli 1885) erinnert.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

—nn. Düsseldorf. In der Kunsthalle ist seit kurzem
neben dem F. Röber'schen Cyklus ein großes Gemälde von
Professor Peter Janssen zur Aufstellung gelangt. Es ist für die
städtische Galerie von Herrn Weiler als Geschenk bestimmt
und behandelt ein geschichtliches Ereignis, welches für die
Stadt Düsseldorf von besonderer Bedeutung geworden: „Die
Schlacht bei Worringen". Sie wurde im Jahre 1288 als eine der
blutigsten Schlachten des Mittelalters zwischen Siegfried, Erz-
bischof von Köln, und Herzog Johann von Brabant ausge-
fochten. Durch das Eingreifen der bergischen Landleute wurde
die für den Herzog Johann schon verloren geglaubte Schlacht
gewonnen und der Erzbischof Siegfried gefangen genommen.
In dankbarer Erinnerung an diesen Sieg erhob Graf Adolf
von Berg Düsseldorf zur Stadt. Professor Janssen hat den
Moment dargestellt, in welchem der Mönch Walter Dodde
durch seine feurige Ansprache das bergische Landvolk zum
Eingreifen in die Schlacht begeistert. Das Bild ist energisch
in der Komposition, kräftig und gesund in der Farbe und
mit technischer Meisterschaft durchgeführt. Daneben ist
eine Kollektion kleiner Gouachebilder von Professor Ernst
Pöber (Bruder von F. Röber) und der ganze Nachlass von
Studien in Öl und Aquarell des im vorigen Jahre verstorbe-
nen norwegischen Malers Vincent St. Lerche ausgestellt,
welcher fast sein ganzes Leben in Düsseldorf zugebracht
hat. Unter den E. Röber'schen Bildern sind einige stark
„böcklinisirt", andere wieder originell und schwungvoll und
von reizvoller Stimmung. So der Kampf zweier Tritonen
um einige am Gestade des Ufers liegende Weiber und der
Überfall einer Meerfrau durch einen Satyr, der sie am langen
goldenen Haare gepackt hat, in dem Augenblick, wo sie
sich in ihr nasses Element stürzen will. — Die drei Putten,
welche mit neugierigem Staunen einen Pfeil Amor's betrach-
ten, mit dem der Schalk sechs rote liebeskranke Herzen
durchschossen hat, ist auch ein mit liebenswürdigem Humor
behandeltes Blättchen. Die Technik ist durchweg flott und
es zeigt sich auch hier dasselbe Gefühl für Schwung und
Bewegung, welches die großen Kompositionen von Fritz.
Röber auszeichnet. — Drei Porträts in Gouache sind lebendig
und ähnlich. — Die Lerche-Ausstellung zeigt wieder einmal
recht deutlich, wie viel bedeutender und interessanter die
Naturstudien und Skizzen bei manchen Malern sind und
wirklich bleibenderen Wert haben, als ihre fertigen Bilder.
Unter den Aquarellen von Interieurs aus allen möglichen
Schlössern, Bibliotheken, Küchen und Kellern sind feine,
prächtige koloristische Stücke. Die Technik des Aquarells
hat der leider zu früh verstorbene Künstler in meisterhafter
Weise beherrscht.

0 /m Ehren des Marine- und Landschaftsmalers Prof.
Hermann Eschkc in Berlin, der am 6. Mai seinen 70. Ge-
burtstag gefeiert hat, haben seine Schüler bei Schulte eine
Ausstellung veranstaltet, um dem großen Publikum eine
 
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