Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0218

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
423

Sammlungen und Ausstellungen.

424

Wendung von Gips und Schilf mit Holzgorippe in griechischem
Stil mit Säulenhalle, Festsaal mit Kuppel und ohne Restau-
rationsräume hergestellt. Bis zur Eröffnung der Ausstellung
wird ein nebenan liegendes Cafe des Eigentümers des Aus-
stellungsareals fertig, und zwischen beiden Gebäuden soll
eine Verbindung durch einen Restaurationsgarten hergestellt
werden. Das Areal ist den Sezessionisten auf 5 Jahre un-
entgeltlich eingeräumt.

Wien. — Wie seit einer Reihe von Jahren, so eröffnete auch
heuer wieder der Aquarellisten-Club der Genossenschaft der
bildenden Künstler Wiens eine Spezialausstellung von Aqua-
rellen und Pastellen, über die wir wegen damaliger
Verhinderung unseres Referenten erst jetzt zu berichten in
der Lage sind. Die Ausstellung wurde am 15. Januar 1893
eröffnet und war von ungefähr 120 Künstlern aus Österreich,
Deutschland, Holland und Italien mit 325 Werken beschickt
worden. Hochinteressant für den raschen Entwickelungsgang
und bezeichnend für die weitreichende Domäne der moder-
nen Aquarellmalerei war der mächtige Vorstoß des Gouache,
respektive die engste Vereinigung des letzteren mit dem sog.
reinen Aquarell: eine Verbindung, die nur von größtem
Vorteil für die weitestgehende Ausdrucksfähigkeit ist, eine
Errungenschaft, die wir französischen und deutschen Künst-
lern, unter diesen besonders Hans von Bartels und Eugen
Kampf, die auch vorzüglich vertreten waren, verdanken. Unter
den Wiener Aquarellisten waren vorzüglich der Architekt
Gustav Bamberger mit prächtigen Architekturbildern aus
Wien, so mit der Minoritenkirche und dem monumentalen
Thor des Liechtenstein'schen Majoratshauses, Hugo Charlc-
mont mit Motiven aus den Donau-Auen und dem altersgrauen
Kreuzgang in Hillstatt vertreten, sowie ein neuer Stern der
Blumenmalerei, Rosa Mayreder, mit duftig gemalten Rosen.
Hermann Giesel hatte eine Auerhahnjagd ausgestellt, in
der die Frühmorgenstimmung auf das empfindungsvollste
wiedergegeben war. Ein kraftvoller „Schiffzug an der Do-
nau", im Dämmer eines nebligen Tages, gemalt von Stefan
Simony, vertrat sehr glücklich das Tierstück. Von Pastell-
malern haben in einer Reihe Porträts Bunxl, Fröschl, Goltz,
Mehoffer und Veit//, letzterer in einer reizenden Farbendich-
tung: ,Das Abendlied" das Beste geleistet. Von deutschen
Meistern neben den obengenannten war Hermann Baisch
vorzüglich, besonders durch seine „Holländische Viehweide"
vertreten; allzu salopp und gleichgültig, besonders im Figür-
lichen, Hilde in seinem Pastell „Frühherbst". So trefflich
die Farbenstimmung war, so roh und unwahr waren die zwei
in der Silhouette ganz verwischten Kinder; so sieht niemand
— der Meister selbst nicht, ünter den holländischen Meistern
waren Rochusscn vorzüglich durch seinen „Oberfall von
Rotterdam" und Alma Taderna durch ein antikes Genrestück
vertreten, in welchem der von Tadema so geliebte Marmor
wieder eine große Rolle spielte; dasselbe gilt von Mesdag mit
seinem Scheveningerstrand. — Auch die Düsseldorfer hatten
sich korporativ beteiligt, und es waren hauptsächlich land-
schaftliche Stimmungsbildchen mit kleiner Staffage vor-
handen, auch einiges Militärische, das durch Lins, Rocholl,
Kampf ausgestellt war. Auch der alljährlich vorzüglich
vertretene Gustav Simony aus Rom hatte eine grandiose
Architektur mit Staffage ausgestellt. — Auf dem jetzt be-
. tretenen Wege weiterschreitend, ist es sicher, dass „die ver-
einigte Aquarell-Gouachemalerei" dem Ölbild noch weiterhin
Territorium abgewinnen wird. 7?.

— Lübeck. Am 10. Mai ist das neue Museum eröffnet
worden. Es ist unter Führung der „Gesellschaft zur Beför-
derung gemeinnütziger Thätigkeit" zum großen Teil aus
einem Vermächtnis von 150000 M„ das der Lübecker Bürger

G. Blohm 1878 seiner Vaterstadt zur Förderung des Ge-
deihens vaterstädtischer Angelegenheiten hinterließ, errichtet
worden. Den Bau leitete der Stadtbaudirektor Schwinge.
Derselbe enthält im Erdgeschoss rechts die Säle des Museums
für Völkerkunde, links das Gewerbemuseum und die schöne
Halle für kirchliche Kunst mit ihrem einzig dastehenden
Inhalt aus den reichen Schätzen der alten Lübeckischen
Kirchen. Das Obergeschoss enthält das sehr bedeutende
naturhistorische Museum und das Handelsmuseum, das Dach-
geschoss mit gutem Oberlicht die ziemlich umfangreiche
Sammlung von Gipsabgüssen, die Kupferstich- und Münz-
sammlung und die Gemälde.

Düsseldorf. Im Treppenhause der Kunsthalle ist gegen-
wärtig eine Gesamtausstellung der Arbeiten des jüngst ver-
storbenen August Wittig, teils Entwürfe, teils fertige Sachen
und Abgüsse seiner größeren Werke veranstaltet. Sie giebt
ein anschauliches Bild von dem Schaffen des Dahingeschie-
denen und bietet viel des Interessanten für den Kenner.
Sie zeigt den Ideenreichtum und die ideale Auffassung des
auf klassischem Boden gebildeten Künstlers. Zwei Porträts
(das eine im Jünglingsalter, das andere, von Rethel gemalt,
in reiferen Jahren), sowie eine Bleistiftzeichnung auf dem
Totenbett von Carl Gehrts sind der Ausstellung beigefügt.
— Ferner ist das große Bild von Arthur Kampf: „Rede
Friedrich's des Großen an seine Generale auf dem Kranken-
bett zu Köben an der Oder" im Hauptsaal zur Auf-
stellung gelangt. Es wird dieses Jahr zur Münchener Aus-
stellung gehen und dann endgültig seinen Platz in der
städtischen Galerie einnehmen, in deren Besitz es durch
Schenkung des Herrn Malers Georg Oeder übergegangen
ist. Kampf ist einer von den jüngeren Künstlern, die nur
eins kennen: das von Ehrgeiz und Liebe zur Kunst getriebene
rastlose Schaffen! Ein positives Können und Wissen spricht
aus allen seinen Arbeiten und der Fleiß, von dem schon
Wilhelm Kaulbach behauptete, „dass er die bessere Hälfte
des Genies sei". Dass Kampfs figurenreiche Kompositionen
hin und wieder etwas überladen erscheinen, etwas zu viel des
Guten geben, muss man ihm, angesichts der Qualität des Ge-
botenen, schon nachsehen. Es scheint bei Kampf das Zeichen
einer überschüssigen Produktionskraft zu sein. Sein vorjäh-
riges Bild (Professor Steffens' Rede an die Freiwilligen, 1813)
litt stark an diesem Übermaß; bemerkbar, wenn auch weniger
störend, ist es auch in diesem Gemälde bei der Gruppe der
Generale, so gut sie sonst gemalt sind. Ein Meisterstück ist der
halbaufgerichtete kranke Monarch, dessen Augen im Fieber
glänzen, während er mit Energie die Worte spricht, welche
unter dem Gemälde auf einer Tafel geschrieben sind):
„Sagen Sie meinen braven Soldaten, dass es keine eingebil-
dete Krankheit ist — dass ich eher nicht ruhen werde, bis
alles wieder hergestellt ist und dass mich nichts als der
Tod von meiner Armee trennen soll." Kampf hat den seeli-
schen Vorgang dieses historischen Moments mit genialem
Empfinden zum Ausdruck gebracht, und sein eminentes
Können leistete ihm dabei wieder treffliche Dienste. — Wir
möchten unseren heutigen Rundgang durch die Kunsthalle
nicht schließen, ohne eines kleinen, aber interessanten Genre-
bildchens zu gedenken, welches den Namen Jernberg trägt.
Diesmal also keine Landschaft, sondern ein feingestimmtes
Interieur mit einer Figur darin, deren komische Haltung
sich bei näherer Betrachtung erklärt. Der Mann in roter
Weste und graugrünem Rock hat seine Meerschaumpfeife
auf den Boden fallen lassen, in zwei Stücken liegt sie zu
seinen Füßen. Die Bestürzung ist prächtig zum Ausdruck
gebracht, nicht im Gesicht, denn das ist durch einen breit-
krämpigen Strohhut verdeckt, sondern in der Stellung und
 
Annotationen