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rvcrdcn, desto hökcr wcrdcn die Anspriiche an ibrc Leistuiigcn
gcstellt nnd diese sclbst gehobcn werdein Ls.

lioinpositions von A. Mantel in Lt. Gallcn, iNuster-
journal siir ^tickereicn, Mebcreien, Driickereicii mid Zcichner.
Die Oorlagen sind kiihn iu der Koinposition, graziös iind ein-
beitlich iin Gedaiikcn. Lie lcbnen an die französische Dekoratioiis-
weise an und bebandelii die Bluiiicii teils »iit einer plastischcn
Oerticsiiiia durcli Lchatten in einer N?eise, die das Ivesen der
Fläche aufbcbt uud dcn Ltoff lediglich als Niatcrial fiir dic
Darstellung liistigcr pchantasicgcbilde ansiebt. Ligcntiiinlich
berübrt die rvillkürliche Niischung von Bluiiie und Vriiaincilt,
naturalistische Nebertrcibung einerseits — schoiiiingslose Vcr-
gewaltiguiig der Biaturforiiien andercrseits. IIui so über-
raschcnder wirkt das Gesaintcrgebnis, deni nian einc gewifsc
inncrc Gröste, cine aninntige Gcfälligkeit nnd Lichcrbcit in
^ dcr Bcrcchnung des Gindrucks nicht absprcchcn kann.

Lbbardts tiandavbeiten, läeft k, löoblsäuiner und
I Leinendurchbriich von Brigitta Bochfclden sBerlin, Franz Gb-
bardt L Go.). Unisichtig angclegt und tiichtig dnrchgcfübrt.
Das IDerkchcn giebt nebcn ciner svsteniatisch voni Leichten znin
chchweren fortschreitcndcn ^lnieitnng zur Ausfübrung dcr bsohl-
sanin- und Diirchbrucharbcitcn einen geschichtlichcn ilcbcrblick
iibcr Gntstcbiing und Gntwickclnng dcr Lccbttik voin einfachen
Boblsanin bis znr genähten Lpitze. Die ^lbbildnngen sind klar
und bis in dic klcinste Linzclbcit binein sorgsältig ausgcfülirt.
Einc Ginschränkuiig vcrdicnt vielleicht die Anffassnng, dic den
ilrsprung dcr Lpitzcnarbciten überbanpt ans die Dnrchbruch-
arbciten ziirückzuführen gcncigt ist. ^ür kiandarbcits- nird
chraircniiidilstrieschnlen ist das löeftchen scbr wertvoli, da es
nebcn dcr praktischen Brauchdarkcit dcn Dorzug gcwährt,
künstlcrisch schöne Dorlagen zu geben. ls.

Sprechscral.

In dcni 2. April-Bcfte des „krnnstgewcrbcs" bcfindct sich
cin anrcgcndcr Aufsatz „Aeber klialerfachschulcn" von b)r. sd.
Lchuniann. Dcr Berfasscr bat schon ersolgrcich inanche Lanzc
für das freie und künstlerische Ltudicrcn nach dcr Natur gc-
brochcn und gegen eine zu weitgcbende Ailwendung von Bor-
lagcn in Lchulen init Recht gesprochen. Auch ini geiianntcn
Aufsatze, in dein er von künstlerischer und praktischer Ans-
bildnng spricht, bctont cr, dafz nian künstlcrische Anregung
nur nach der Natur cnipfange nnd daß nian dnrch Aopicren
von Vorlagen und Gipscn nur Bandwerkcr bleibe. Lr rügt
ini Anschluß daran, daß in der Drcsdcner Lcbrlingsfachschule,
deren Leistnngeii cr ini übrigen hoch ancrkennt, nicht nach dcr
Biatur gearbeitct werde. DAr schätzcn das Biatnrstndiuin auch
über allcs, babcn aber trotzdcni die Aiiffassung, daß cinc Fach-
schule für Lebrlinge doch nicht zu scbr frei künstlerischc Gc-
sichtspunkte zu vcrfolgen hat. Daß dicsclbe, wic Dr. ifich.
sagt, nnr tüchtigc Bandwcrkcr ausbildct, ist kcin direktcr Blach-
tcil, da sie doch nicht iinstandc wäre, angchende Rünstler hcr-
anszubildeii. Ls liegt uns fern, das Biivcan der Lebrlings-
schulcn kerabdrückcn zn wollcn, abcr geradc keiltzntage ist es
viel wert, in cineni gewisscn, weiin anch cngcn Rabinen cincn
sichercn Abschluß zn errcichcn. Bon ciner Fachschule wird nian
vcrlangcn, daß dic Lchüler auf wcnig Aniwcgcn das lernen,
was sic in der jdraris anwendcn könncn. Dcr Dckorations-
inaler wird vor allcn Dingen das stilistische Grnaincnt branchen.
Lclbst der größte Freund des Biatnralistischcn wird zngcben,
daß unsere Bautcn, Aknsecn, Theater cte. stilistisch ornainental
und in den sclteilsten Fällcn natnralistisch gcschniückt wcrdcn,
daß also dic jdraris dcni Dckorationsmaler das Mrnanient
aufzwingt. Bimr wärc es ja ganz richtig, wenn nian be-
incrken würde, daß dic Ratnr die tBiutter dcr vcrschiedcnen

Ltilcpochcn sei. Das Nrnanicnt, wie es sich ini Laufe der
Iahrkundcrtc heransgebildci hat, abcr dnrch Baturstudicn
hcute zu crroichcn, würdc bei der Kürzc dcr Zcit, die dcn
Lchrlingsfachschulcn bcinesscn ist, sö gekürzte Lemestcr, wöchent-
lich 2 Tage) zu weit führen, da sich die (Drnainentfornicn
so wcit von der Blatur cntfcrnt habcn, daß wir dicsc nnr
bei ciiigehcnden, oft wissenschaftlichen Ltudien als tNuttcr
noch crkciinen mögen. Das Vrnaincnt ist selbständig gcworden.

Bor allen Dingen sprechen aber pädagogische Fragen bei
eincr Lchnle init. Aler cinnial Lebrlings- nnd Fortbildnngs-
schnlcn keniren gclernt, wird die Lchwicrigkciten nicht unter-
schätzcn, die dem Lehrer cntgegentrcten. Dic Batnr, so anregend
sic auch auf den Gcbildctcn wirkt, für dic meisten Lehrlinge,
denen oft noch Lauberkeit i n hohen Grade fehlt, die noch kcin
Augenniaß n. s. w. haben, ist sie noch ein verschlosscnes Buch
nnd selbst wenn der Lchrer cs ihnen öffnetc, sic könnten noch
nicht darin lesen. Batürlich gebcn wir vollständig zu, daß
nian sich nicht zu langc niit Vorlagcn heruinqilälen und bald
ziini plaftischcn stdrnaincnt übergehen soll. töier tritt sicher
abcr schon ein kirnstlerischcs tlloincnt dein Lchüler entgcgcn,
da das tBiedergcben von Lichtwirkiingen, das Zilsaininenhalten '
dcrsclben, das plastische Alalen schon freic nnd iiidividnelle
Anffassung vcrlangt. Blichts wird für dcn augehcnden Dcko-
rationsinaler fachlich geeigncter scin, uin ihn iiber die elenieiitaren
Begriffe von Lirbt nnd Lchatten klar zu inachen, als das
Atalcn nach Gipsornanienten, das kann die schnell verwelkcnde
Bluinc init ihrcr farbigen und dcshalb täiischenden tvirtnng
nicht. Aus dicsen Gründcn finden wir es bcrechtigt, wcnn
dic tBlalerfachschulc bci der Aürzc der Zeit nnr in dcr gutcn
und vcrstandcncn tltiedergabe von Grnainente» ihren ^lbschluß
sucht nnd dicjcnigen ihrer Lchüler, die sich weitcr ansbilden
wollcn, auf die Agl. Uunstgewcrbcschule verweist, welche den
vorgebildcten Lchülcr nun in das Biaturzcichneii cinfübrt. Zur
Aiinstgcwerbeschiilc führtcn 2 -lvege, dio praris oder dic vor-
schule. Lctztcrc ist nichl spczifisch fachlich cingerichtct, da sie
für alle kunstgcwerblichen Fächer vorzubcreitcn hat. tvas
I)r. Sch. abcr übcr die tlnwcndnng dcs >.)osniannschen tvcrkes
sagt, ist richtig. Greift inan cininal znin Batnralistischen, wic
es die chachschnlc ja auch schüchtern und vcrcinzclt gethan,
nnn, so soll man möglichst direkt Biatur wählen, obwohl anch
hier zugegcben wcrden kann, daß einc Blunicnvorlage ini
tvinter, der uns ja kcinc Blumen gibt, einein Lehrling spätcres
Baturstudiilin erlcichtern kann. Aber, wie schon gesagt, die
Dresdcncr Fachschule begeht keincn F'ebler, wcnn sie das dirckte
kiinstlerische Ztudiuin höhcren Lchnlen übcrläßt und nur die
fachlichcn Anfangsgründe, dicsc aber ordcntlich, lehrt. Ia,
wcnn übcrall das Bliiincnmalcn auf Aostcn des Briiainentes
zu sehr bevorzugt würde, so dürften tüchtigc Grnanientistoll
bald gesuchte Leute sein, dcnn es ist cine altc Grfahrnng, daß
dcin, der sich viel mit der Natnr beschäftigt, das Grnainent
nicht mchr recht schmecken will. Die Zllknnst wird iiberhaupt
wohl nur noch Lpezialistcn nach ainerikanischeni Lystcin aus-
bildcn. Bei den Isolz-und Marmorinalern u. s. >v. haben wir
dics jetzt schon bci uns. — Mag inan das Biatnralistische anch
schon in Bolksschulen sz. B. Lcipzig), die auf eine bestinimte
jdraris keinc Rücksicht zu nehmen haben, anwenden und das
Grnainent init Recht odcr Anrccht als Aost bczeichnen, die
andcre schon genosscn nnd dic wir nur iviedcrkaiien sdas niciste
ist in nnsercm Lcben „wicdergekaut" nnd selbst das freie Amerika
kann sich nicht vom enropäischcn Ltiloriiainent frei inachcn),
cine Dekorationsnialer-Fachschulc niuß aber dcmselben einen
hervorragenden jdlatz anwcisen, iinisomehr, wcnn sie iiber
wcnig Zeit zn verfügen hati dcnn der, wclchcr vicl Biatnr
stndiert, kann nocb lanqe kcin Grnament nialcn. Lt.
 
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