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Halbmonakliche ^undschau.

Mnkeo Wikiviokinlg des WegvundLvs Mevdimnid MvLiimnllZ hevmiZgegedeii iwn

P -i u I Z rl; u m u n n.

k. ^uii-Hefk f894. 4- >hng!Mi!, Hofk V-

Lrscheint Anfang u u d
Mitte jedcs lAonats.

Vehellgeld: f d). 60 Kf. lüenkklzöhnl.

A ii z e i g c ii :

40 fdf. f. d. 4gesp. gietitzcile.

Kunstqewerbe in beu KuustaussttUuugen.

Line entscheidende Tkat für die Aiestreknnaen, die
Ulnft zwischen hoher nnd gewerklicher Aunst endlich
wieder ausznfnllen, ist der Beschlnst, zn den alljähr-
lichen Rnnstansstellnngen anch kunstgewerkliche Ännst-
gegenstände zuznlassen. In fdaris, Berlin, Uäünchen
nnd Dresden hat nian diesen Schritt zn gleicher Zeit
getkan. Am erfolgreichsten ist die Anregnng, wie es
scheint, in Paris gewesen.

Udahrhaft hervorragend ist ini Ai a r s f e l d-
s a l o n die Akteilnng der Obsets 6'.-Vrt . der Merke,
die wir als Lrzengnisse des Annsthandwerkes kezeichnen
nnd die in Mirklichkeit lekensvolle Ainder des edelsten
Aunststrekens sind. Diese Merke in den Aahnien des
„Salons" ansgenoninien zn haken, ist nnd kleikt die
entscheidende, vielleicht sogar epochemachende Tlkat der
Marsfeldgesellschaft. Mas wir kedanern ist nnr, dast
deutsche Aünstler noch iininer nicht in den edlen Mett-
streit eintreten, der hier neu entbrennt. Anierikaner,
Lngländer, Ztaliener, Belgier, chkandinavier nnd
Aünstler ans den verschiedensten «fändern keteiligen
sich schon an der Ansstellnng von Obsets 6'4Vrt. Mes-
halk keine Dentschen? Der Änn für innige Dnrch-
dringnng von ksandwerk nnd Annst, die schöne, sinnige
Ansgestaltnng des ksausgeräts nnd nnserer ganzen
Uingekung war von seher in Dentschland heiinisch.
Meshalk finden wir nicht das dentsche Ziininer iin
Pariser Annstpalaste vertreten?

Die Annst, so schreikt Or. j)anl Goldinann in der
Frankfnrter Zeitung weiter, niinint ak. Der diesjährige
Salon des Mtarsfeldes steht, was Bilder anlangt,
keineswegs so hoch wie der vorige. Mtanche Meister
fehlcn, viele stehen still, wenigc gehcn vorwärts, aker
langsain, langsani. Nicht viel Nenes nnd keine Gffen-
karnng. Vder nein: die Annst niniiiit nicht ak. Ls
sieht vielniehr so ans, als halte sie inne. Ans Ziel
des Meges gelangt, den sie ini letzten Zahrzehnt init
Niesenschritten dnrchstürnit, inacht sie ksalt nnd lngt
ins Land: „Mas nnn?" Ls ist eine illnsstellnng, die

inanche Lntwiekelnng abznschließen scheint ein 8s.Ion
ün 6'spocfue.

Mas nun? Ans der einen ^eite haben sie ke-
reits eine Antwort anf diese Lrage gefnnden. Die
Antwort ist ekenso ükerraschend, als überzeugend.
Linige von den grofien Dalenten der Malerei nnd
kesonders der ^knlptur haben sich anf das A n n st-
g e w e r k e geworfen. Die nierkwürdigste Akteilung
des Salons ist die Ansstellnng von Möbelstüeken nnd
anderen ööekranchsgegenständeii, die kereits iin Dor-
jahre als kleiner Anner vorhanden war, diesnial aker
ein keachtenswertes Mast angenoininen hat nnd ge-
kieterisch die Anfinerksanikeit anf sich zieht.

Doll von Deutnngcn ist die Lntwieklnng, die da
vor sich geht. Die Annst kehrt hier znin löandwerk
zurüek, aus dein fie hervorgegangen. Denn sicherlich
war der erste Maler nieniand anders, als ein ke-
gakter Anstreicher, war der erste Bildhaner ein ke-
gabter ^teininetz, der erste Architekt ein kegakter
Manrer. Und das erste Annstkedürfnis war der
Munsch, die Dinge zu verzieren, die nian gekranchte.
Die Rnnst ist in ihren Anfängen nnd noch kis an die
^-chwelle nnserer Zeit nichts als die Fertigkeit gewesen,
das Nützliche schön zn inachen. Und aus diesein Zn-
saniinenhange »iit deni Nützlichen zog sie eine nnge-
henre Stärke. Denn das Nützliche - das sind jene
nnter den Dingen, die das Leben krancht, nin sich
zn vollziehen, nnd in die es sich daher ain nnnnttel-
karsten ükerträgt, — das sind jene nnter den Dingen,
die ans den Mnrzeln des Lekens selkst heranswachsen,
aus den Bedürfnissen. Ao war die Rnnst dein Leken
nahe ivie nie und wnrde von seiner ganzen Fülle
durchströint. Das Uünstlergehirn gnälte sich nicht ak
in Lrdichtnngen nnd illkstraktionen: die R u n st
klühte aus d e n Di n g e n. Der Uünstler war
ein iöandwerker, das gak ikin eine Uraft, die seitdeni
verloren gegangen nnd deren verlust nicht tief genng
ketranert werden kann: die llnkewnßtheit. Lr ahnte
nicht, daß er Uunst inachte, nnd so war sein Schasfen
 
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