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HalbmonZkliche I^undschou.

Uulrr Witmirluuui des Vegriiiidius Merdiiiaiid Wvenruiiils hei'aiisgeAebeil uoii

PKu 1 ö ch u m s n n.

l. ^optembcn-Hofk f894-

4. ^alivgam,, Hrfk 2Z.

Lrscheint Anfang und! Is^kffellueld

Niittc jedcs Nlanats. , ^ ^

f d). 60 )§>f. vielMfghl''l.

A n z c i g e n:

!-,o j)f. f. d. qgcsx. Pctitzeilc.

Vom Stockc.

Zwei Zwecken hat der lr-tock von jeher gedient:
als Waffe und als Stütze. Beides geht in die
ältesten Zeitcn zurück. An altegyptischen Bildwerken
und auf Mandgeinälden finden wir dcn Stock als
Stütze; bekannt ist auch das Rätsel der thebaischen
Aphinr: wclches Tier geht inorgens auf vier, nuttags
anf zwei, abends auf drei Beinen? sowic dessen
Liösung, daß der Mensch als Rind auf allen viereu,
als Bkanu aufrecht, als döreis auf deu Btab gestützt,
sich fortbewegt. (Ls bedarf keiner wissenschaftlichen
Lorschung zu der Tinsicht, daß der ir>tock als Stütze
allenthalbcn und von allen Bölkern instinktiv benützt
worden ist, dast cs dazu keiner Überlicferung von
volk zu Volk u. s. w. bedurfte. Lbcnso selbstver-
ständlich ist es, daß ein kräftiger dlst, voin Bauin
gebrochen, die erste Lfiebwaffe des Urnienschen war.
Lbenso leuchtct es cin, daß der Stock als Zeichen
der Mürde von deni Stocke als Mehr und Maffen
abstaninit. Schon ini patriarchalischen Laniilienleben
stand dein Bater das Züchtiguugsrccht, sonüt als Zeichen
seiner Macht uud Mürde der ir>tock zu. An die Spitze
des Bolksstainines, der sich aus der Faniilie entwickelte,
trat selbstverständlich überall der stärkste als 0äuptling;
seine Maffe, der lr>tock oder die Keule, die längste
und schwerste, die eben nur dcr stärkste Rrieger
tragen konnte, wurde bald zuni Synibol seiner Macht
und wandelte sich nut der Zeit zuin özepter der
Aönige. Szepter ist das griechische Mort sbeptron,
welches nichts anderes als Stab bezeichnet. Ursprüng-
lich aus köolz wurde er als Zeichen der Mürde später
von Gold oder Llfenbein gefertigt oder gar nüt
Diainanten besetzt. „Die rönüschen Aönige entlehnten
das Azepter aus Ltrurien und von ihnen ging es
auf die Lonsuln, ferner auf die triuniphierenden Feld-
herren und die Kaiser über. Bei letzteren beiden war
es auf der chpitze init einem Adler verziert; auch
wurde es von deu Röinern nicht selten verbündeten
auswärtigcn Lürsten zur Auszeichnung und als Zeichcn
der Frcuudschaft geschenkt. Zni Akittelalter war das

V._'_ ' _

Neigen des (?zepters das Zeichen der gcwährten
königlichen Gnade, das Rüssen desselbeu Zeichen der
Unterwürfigkeit."

Zni Altertuni spielt der 5tock überall eine große
Rolle; der Stab Akosis vereinigte alle drei erwähnten
löblichen Ligenschaften, nämlich als Atütze des be-
rühinten Zsraelitenführers, als Zeichen seiner Mürde
und als Maffe, deren Zauberkraft sowohl dein pharao
so verhängnisvoll wurde als auch sonst noch oft gute
Dienste leistete. Auf Befehl seines Wrm verwandelte
er sich in eine Dchlange und wurde wieder zuni Atabe;
nüt seinem Äabe schlug Ukoses Masser aus dein
Felsen. Den Stab als Zeichen nnd Gerät des Zaubcrs
trug auch schon ini alten Lhaldäa die „Danie (Gättin)
des niagischen ötabes", weiter Zoroaster und auch
in der griechischen Akythe Lsernies, der nüt dessen
bsilfe „(5>chluniiner gibt und aufhebt". Der Dtab des
Ukarschalls ist ein verküinmerter Rest des einstigen
kjäuptlingsstabs, dss Dtocks, der Reule, die den Un-
gehorsainen niederschlug, der Stab des Thürhüters
erinnert an dcn Zauberstab, vor deni sich selbst Felsen
aufthaten. Auch war der Dtab einst das Zeichen der rit-
terlichen und oberherrschaftlichen Gewalt und trug dann
an der öpitze die kjaud als Dchwur- und Akachtsvmbol.

2lls der Urinensch sich an sanftere Ätten ge-
wöhnte, war der Leitstab das Zeichcn des bMers,
des Besitzers der Lserde. Tr war uni so schöner
und prächtiger, je reicher der ksirtenbesitzer war. Auch
diesen Lsirteustab finden wir heute noch idealisiert als
Nebenbuhler des Szepters. Der dlbtstab, der Bischof-
stab, der Kruniinstab sind Abzeichen kirchlicher Mürden:
„Meide ineine Läninier", sprach der Lserr zu petrus.
Die obere , runde Arücke des Uruninistabes ist nichts
anderes als eine entartcte Lsirtenkrücke, nüt der inan
das einzelne Tier aus der kjerde hervorholte. Aber
auch untergeordnete Airchendiener trugen den Stab,
so die Dorsänger den Uantorstab und die Rirchen-
diener den Aüsterstab (bätou üe beüeau).

dln die Dtelle des Stockes als Maffe trat später
 
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