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Halbmonskliche ^undschou.

Uuter Mitivirkuug des WegviindLrV UlxxdinLud Mveuaviuk> hevailsgLgLbeu uou

Prlul Zchumsnn.

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INittc jcdcu Mouats.

Vchellgeld: h d). 60 Vlevkeljähvt.

A üzeigcu:

40 Pf. f. d. 4gesp. fdctitzeilc.

Unsere lreutige Kunst uud uuser keutiges Kuultlr.ludwerlr.

Line recht sondcrbare nnd bezeichnende Lrschein-
nng tritt nns entgegcn, wenn wir, veranlaßt etwa
dnrch dcn 2?esuch einer Ilnnstansstellnng, cininal das
Lebcn unserer heutigen „böhercn" Knnst init dcm
nnseres lientigcn Unnstgewcrbes vergleichen. Ls ist
sörinlich, als ob gar kein innercr Znsaininenhang
zwischen diesen beiden Gebieten inenschlicher Geistes-
oder Scelentbätigkeit bestcbe, sie. schesnen sast jo weit
von einander entsernt zn sein, wic etwn ein Schnell-
danipser dcr hentigen Zeit nnd ein alter Linbanin nnd
doch ninßte ein solchcr Znsaninienbang cigentlich ein-
sache Natnrnotwendigkeit scin. Ulan solltc glanben,
da es volle, verniittelnde Glicder gibt zwischen deni,
was inan bestiinint nnt dein Negriff „Rnnsttbätigkeit"
sasscn kann nnd deni, was ebenso bestiinnit nnr „kunst-
gewerbliche Tbätigkeit" ist, daß alles, was sich aus
deni Gcbiete reiner Runst als Grnndsatz, als Nichtnng,
als Nencrnng zeigt, ans deni Gebiete des Runstgcwerbes
sein ^eitenstück ffnden niüsse. chchreitet nian bcnte
abcr dnrch eine Rnnstausstellnng, die nns das bsiu
und U?ider, das Lür und Gegen unserer hcutigen
Rnnst, nainentlich nnserer bentigen Malerei, vor
Augen sührt, dieses Ningen bisweilen sür die wider-
sprechendsten Grnndsätze, dieses ^uchen auf ganz ver-
schiedenen Megen, dieses Arbeiten an den entgcgcn-
gesetztesten Ausgaben, dieses dlnseinanderprallen aller
niöglichen bochgespannten Rünstlerpersänlichkeiten nnd
-besonderbeiten, diese Ncrsnche der Nereinignng ans-
cinandergebcnder Nichtungen, knrz all dies lebbaste,
nervöse INeben nnd ^treben, das so bezeichnend sür
unsere nach geistiger Aelbständigkeit nnd Unabhängig-
keit ringende hcntige Rnnst ist, nnd studiert nian dann
cininal die kunstgewerblichen ^chansenster unserer
Großstadtläden, die Merkstätten nnscrer Runsthand-
werkcr oder auch dic Nilder unserer knnstgeiverblichen
Zeitschristen eine ganz andere IVelt, ganz andere
Nestrebnngen, ganz andere Gedankenkreise treten uns
entgegen. Fragen, über welche inan in der Rnnst
schon lanqe znr Taaesordnnna überaeqangen ist,

V _'_

spielen hier noch die größte Rolle, Grnndsätze, welche
in der Runst als selbstverständlich schon lange aner-
kannt sind, werden hier noch griininig angeseindet,
wir sind iin Runstgewerbe uin ein paar Zahrzehnte
znrückgeblieben.

Daher konnnt auch die weniastens von inir des
österen beobachtete Thatsache, daß cinerseits Alaler
nnd Bildhauer nicht iinstande sind, anf knnstgewerb-
lichein Gebiete initznsühlen nnd initznsprechen, daß sie,
die in der Debatte übcr Runstsragen so wackcr sich
und ihre Ueberzeugnna verteidigten, völlig den Boden
verlieren, sowie inan die Debatte ans knnstaewerb-
liches Gebiet hinüberzieht, es ist ibnen soznsagen ein
böhinisches Dors, das kennen zn lernen sie gar keine
Lust verspüren. Gibt es dein, der anch nnser Rnnst-
gewerbe znr zeitgeinäßenFortentwicklung bringen inöchte,
der sühlt, daß sein Gebiet gleichsalls cin wichtiger
^saktor sür das biöherstreben dcr nicnschlichcn Rultur
ist, der vielleicht gar nberzeugt ist, daß Rnnst nnd
Runstgewerbe eins sein niüssen nnd in Zeiten gesnnder
Runstblüte allzeit eincs Geistcs gewescn sind, ja, der
etwa gar das Rnnstgewerbc, wie es ja auch der,^all
ist, sür die Akntter der „höheren" Runst ansieht nnd
ein gesnndes Rnnstgewerbe sür die nötiqe Unterlage
zuin Zlusban eincr wahrhaft gesnnden Runst hält,
aibt es dein, sage ich, nicht niit einein Akale einen
Nnck, wenn er beinerkt, daß ein Rünstler, der in der
Rnnst die absolute geistiqe Sclbständiakeit nnscrer Zeit
vertritt, iin Runstgewerbe plötzlich sür die Nachahinnng
alter ^tilarten zu schwärinen beginnt, hier das „ssest-
halten ain Alten", besser aesagt „Festkleben ain Alten",
sür richtig hält, an jenein „Alten" , das er sür sein
Gebiet vielleicht für lächerlich erklärt? Zst cs nicht
wahrhast znin Lachen reizend, wenn ein fanatischer
jAeinairist sich beispielsweise in einein „stilvollen"
Ncnaissance- oder Rokokosalon höchlichst behaglich sühlt?
Zst es nicht sonderbar, ivenn ein Rünstler nnserer
inodernen Phantasieknnst neben seine Nadierung etwa
ein Gedicht setzt in einer Schrift, welche ein Gewerbe-

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