DalbmonAtlicke Ikundscbau.
Anter MiNvirkung des Kegründers Ferdinrrnd Nvennrtus berausgegeben von
l. zfebrnar-Dett tSS4.
Vaul Scbnmann.
vierter Aabrgang.
o iW
Lrscheint Anfang und
Mitte jeden Monats.
Westellgeld: l lD. 60 Dk. vierteljabrl.
Anzeigen:
HO Pf. f. d. 1 gesp. petitzeile
Istundscbau
* vergangenbeit und Lukuntt der Lpttze.
j)n den restaurirten Sälen des „Ljotels Ravenstein" in
Brüssel ist am t6. d. M. die schon seit Langem an-
gekündigte Spitzenausstellung eröffnet worden. Man
erinnert sich wohl noch des großen Lrfolges, welchen
die letzte im Iahre t88t in Brüssel stattgehabte Aus-
stellung aufzuweisen hatte. Die Ausstellung im „ksöiel
Ravenstein" wird zwei interessante fragliche punkte
wieder in Lrwägung bringen: ob Flandern oder Italien
die Heimstätte der geklöppelten Spitze ist und
wie sich die handgenähte, also echte Spitze,
zu der Maschinenspitze verhält. Der erste jdnnkt
ist noch immer nicht endgiltig entschieden; Mr. Lugsne
Nuntz nimmt sstaliens partei, Mme. Bury-palliser,
welche im Zahre t8S0 bei Firmin-Didot ein kverk:
„lilistoire äs lu clsntalle" herausgab, bringt auf
historische Daten sich stützende Beweise, die zu Gunsten
Dlamlands sprechen. Unser hervorragendster Sammler,
Baron Lieds, dem wir die reichhaltige Äollektion
der Brüggener Spitzen verdanken, glaubt mit seinen
Dkitarbeitern Mr. und Mme. Stevens-Geerlandts
die Frage so gelöst zu haben, daß kein Zweifel mehr
bestehen kann. Lr beweist, daß die Ausgaben von
vecellio (Denedig töSs, ssdä, sSdtz), die Mr. Stevens
im South Rensington Museum in London fand, nur
Abbildungen von handgenähten passements in Zmi-
tation der Vlamländer Spitzen bringt und daß über
den Modellen der beiden letzteren Ausgaben (1SS3
und tSS 6) sich die Bezeichnung der vlämischen Mriginal-
dessins (ponto ÜLwLnZlro und ponto ÜLinsnAo) besindet.
Lin noch untrüglicherer Beweis liegt in dem Gemälde
von (Puentin-Aletff's der Airche Saint-Gomar in Lierre,
das von datirt (tOO Iahre also vor Vecellio)
und ein klöppelndes junges Mädchen darstellt. Mme.
Bur'y-Palliser und Alr. van der Dussen zitiren auch
die Aupferstiche von Martin de vos (tö8t), welche
Spitzenklöpplerinnen darstellen und stützen sich darauf,
daß der Lsistoriker M. de Barante angiebt, Rarl der
Rühne habe in der Schlacht von Granson l^?ö seine
chpitzen verloren. Die Ztaliener können diese über-
zeugende Argumentation nicht zurückweisen; der
vlämische Ursprung des Rlöppels scheint demnach er-
wiesen zu sein.
IVas den zrveiten fraglichen punkt anbelangt, so
ist die Furcht der Ronkurrenz für die echte Spitze, die
bei Beginn der maschinellen Spitzensabrikation sehr
bestanden hat, wohl schon besiegt worden. Zm An-
fange des vergangenen Zahrhunderts wurden in
Rottingham in Lngland die ersten Versuche unter-
nommen. Anfänglich brachte man nur ein grobes
Maschennetz zustande, erst im Zahre t800 gelang es
einem englischen Arbeiter, kfaetheodt, auf der Maschine
das regelrechte, sechseckige Netz des Spitzengrundes zu
erzeugen. Die Lngländer brachten es dann so weit,
daß die Errichtung von Spitzenfabriken in anderen
Ländern untersagt wurde. Doch gelang es einem
Arbeiter, Namens IVebsier, trotz der strengen Zoll-
überwachung, diesen neuen Zndustriezweig erst nach
(Lalais, dann nach Lambrai zu schmuggeln, und be-
sonders srstere Stadt ist es, die ihr Ansehen der
Fabrikation der englischen Spitzen verdankt.
vor etwa t2 Zahren drohte die Lrfindung der
ösntslles cls Llulbsrs den echten geklöppelten gefähr-
lich zu werden, weil ein produkt im IVerte von
12 Franks sich etwa aus 1 Frank 25 Lentimes stellte.
Bei dem Nketier Nkalhsre werden 1800 bis 2000
Rlöppel in Bewegung gebracht und 2 bis 300 Nadeln
versetzt. Der Lrfinder des S-fstems hat sich genau
an die punkte gehalten, die beim ksandklöppeln in
erster Linie zu berücksichtigen sind und seine Nkaschine
daraus basirt, nämlich aus das Liegenlassen oder Ver-
setzen der gewählten Rläppel, auf das Schwingen der-
selben nach rechts und links und aus das Befestigen
und Versetzen der chtecknadeln, die bekanntlich beim
Rläppeln eine große Nolle spielen. Die nach dem
System Malhsre erzeugte 5pitze kommt unzweifelhaft
der echten am nächsten, und doch kann keine Nkaschinen-
spitze den Wert der geklöppelten Arbeit herabsetzen;
sie verhält sich zu derselben etwa so, wie ein Similistein
zum Diamanten, wie Margarin zur Butter.
Anter MiNvirkung des Kegründers Ferdinrrnd Nvennrtus berausgegeben von
l. zfebrnar-Dett tSS4.
Vaul Scbnmann.
vierter Aabrgang.
o iW
Lrscheint Anfang und
Mitte jeden Monats.
Westellgeld: l lD. 60 Dk. vierteljabrl.
Anzeigen:
HO Pf. f. d. 1 gesp. petitzeile
Istundscbau
* vergangenbeit und Lukuntt der Lpttze.
j)n den restaurirten Sälen des „Ljotels Ravenstein" in
Brüssel ist am t6. d. M. die schon seit Langem an-
gekündigte Spitzenausstellung eröffnet worden. Man
erinnert sich wohl noch des großen Lrfolges, welchen
die letzte im Iahre t88t in Brüssel stattgehabte Aus-
stellung aufzuweisen hatte. Die Ausstellung im „ksöiel
Ravenstein" wird zwei interessante fragliche punkte
wieder in Lrwägung bringen: ob Flandern oder Italien
die Heimstätte der geklöppelten Spitze ist und
wie sich die handgenähte, also echte Spitze,
zu der Maschinenspitze verhält. Der erste jdnnkt
ist noch immer nicht endgiltig entschieden; Mr. Lugsne
Nuntz nimmt sstaliens partei, Mme. Bury-palliser,
welche im Zahre t8S0 bei Firmin-Didot ein kverk:
„lilistoire äs lu clsntalle" herausgab, bringt auf
historische Daten sich stützende Beweise, die zu Gunsten
Dlamlands sprechen. Unser hervorragendster Sammler,
Baron Lieds, dem wir die reichhaltige Äollektion
der Brüggener Spitzen verdanken, glaubt mit seinen
Dkitarbeitern Mr. und Mme. Stevens-Geerlandts
die Frage so gelöst zu haben, daß kein Zweifel mehr
bestehen kann. Lr beweist, daß die Ausgaben von
vecellio (Denedig töSs, ssdä, sSdtz), die Mr. Stevens
im South Rensington Museum in London fand, nur
Abbildungen von handgenähten passements in Zmi-
tation der Vlamländer Spitzen bringt und daß über
den Modellen der beiden letzteren Ausgaben (1SS3
und tSS 6) sich die Bezeichnung der vlämischen Mriginal-
dessins (ponto ÜLwLnZlro und ponto ÜLinsnAo) besindet.
Lin noch untrüglicherer Beweis liegt in dem Gemälde
von (Puentin-Aletff's der Airche Saint-Gomar in Lierre,
das von datirt (tOO Iahre also vor Vecellio)
und ein klöppelndes junges Mädchen darstellt. Mme.
Bur'y-Palliser und Alr. van der Dussen zitiren auch
die Aupferstiche von Martin de vos (tö8t), welche
Spitzenklöpplerinnen darstellen und stützen sich darauf,
daß der Lsistoriker M. de Barante angiebt, Rarl der
Rühne habe in der Schlacht von Granson l^?ö seine
chpitzen verloren. Die Ztaliener können diese über-
zeugende Argumentation nicht zurückweisen; der
vlämische Ursprung des Rlöppels scheint demnach er-
wiesen zu sein.
IVas den zrveiten fraglichen punkt anbelangt, so
ist die Furcht der Ronkurrenz für die echte Spitze, die
bei Beginn der maschinellen Spitzensabrikation sehr
bestanden hat, wohl schon besiegt worden. Zm An-
fange des vergangenen Zahrhunderts wurden in
Rottingham in Lngland die ersten Versuche unter-
nommen. Anfänglich brachte man nur ein grobes
Maschennetz zustande, erst im Zahre t800 gelang es
einem englischen Arbeiter, kfaetheodt, auf der Maschine
das regelrechte, sechseckige Netz des Spitzengrundes zu
erzeugen. Die Lngländer brachten es dann so weit,
daß die Errichtung von Spitzenfabriken in anderen
Ländern untersagt wurde. Doch gelang es einem
Arbeiter, Namens IVebsier, trotz der strengen Zoll-
überwachung, diesen neuen Zndustriezweig erst nach
(Lalais, dann nach Lambrai zu schmuggeln, und be-
sonders srstere Stadt ist es, die ihr Ansehen der
Fabrikation der englischen Spitzen verdankt.
vor etwa t2 Zahren drohte die Lrfindung der
ösntslles cls Llulbsrs den echten geklöppelten gefähr-
lich zu werden, weil ein produkt im IVerte von
12 Franks sich etwa aus 1 Frank 25 Lentimes stellte.
Bei dem Nketier Nkalhsre werden 1800 bis 2000
Rlöppel in Bewegung gebracht und 2 bis 300 Nadeln
versetzt. Der Lrfinder des S-fstems hat sich genau
an die punkte gehalten, die beim ksandklöppeln in
erster Linie zu berücksichtigen sind und seine Nkaschine
daraus basirt, nämlich aus das Liegenlassen oder Ver-
setzen der gewählten Rläppel, auf das Schwingen der-
selben nach rechts und links und aus das Befestigen
und Versetzen der chtecknadeln, die bekanntlich beim
Rläppeln eine große Nolle spielen. Die nach dem
System Malhsre erzeugte 5pitze kommt unzweifelhaft
der echten am nächsten, und doch kann keine Nkaschinen-
spitze den Wert der geklöppelten Arbeit herabsetzen;
sie verhält sich zu derselben etwa so, wie ein Similistein
zum Diamanten, wie Margarin zur Butter.