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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 15.1903-1904

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Plehn, Anna L.: Aus Berlin: Ausstellungssaal Balcke - Atelier Patriz Huber - Steglitzer Werkstatt
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https://doi.org/10.11588/diglit.4871#0016

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AUS BERLIN

GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1903, PORTALWAND IM BLAUEN SAAL, ENTWORFEN VON

ARCHITEKT ALFRED J. BALKE, BERLIN

gliederung findet sich auch in anderen Fällen bei
Anton Huber. Ich sah zwei Entwürfe von ihm: die-
selbe Wand in verschiedener Auffassung. Wieder galt
es ungewöhnlichen Raumverhältnissen, nämlich großer
Länge zu geringer Höhe. Hier waren zahlreiche
schmale Holzleisten in geringen Abständen über die
Wand verteilt, um das Hinaufwachsen zur Höhe zu
betonen und scheinbar zu steigern. Das eine Mal
brachen diese wiederholten Senkrechten kurz unterhalb
der Decke ab, um hier durch einen Horizontalstreifen
begrenzt zu werden, der freilich als Parallele zur Decken-
grenze angenehm wirkte. Das andere Mal waren die
Leisten bis oben durchgeführt, was ohne Zweifel die
Höhenausdehnung unter den gegebenen Bedingungen
noch stärker zum Ausdruck brachte. Beide Male aber
mußte sich die öde Länge der Wandflucht durch die
vielfache Unterbrechung beleben und so durch ihre
tatsächliche Ausdehnung imponieren.

Auch am Außenbau verwendet der Künstler gerne
das Holz. Denn wie schon Patriz Huber zuletzt
tat, hat sich der Bruder jetzt auch dem Villenbau
zugewendet. Die Terrain- und Baugesellschaft in
Posen wird noch im Herbst 1903 mit dem Bau
einiger Villen nach Plänen des Ateliers Huber be-
ginnen. Da gibt es Häuser mit anspruchsvolleren

Schauseiten, vor denen Veranden und Balkons lagern.
An ihnen klettert ein System von Balkenträgern in
die Höhe, von Stock zu Stock, und stützt oben ein
weit -vorspringendes Schutzdach. Darüber der stark
überhöhte Giebel mit lebhaft betontem Schlußstein.
Aber auch anspruchslose kleine Bauten, wie es in der
Aufgabe dieser Landbaugesellschaften liegt. Ein Doppel-
haus, dessen oberer Stock das Holz des Fachwerks
lebhaft ausgebildet und über den Mauerumriß vor-
springend zeigt. Das Balkenwerk ist als regelmässiger
Schmuck über die ganze Wand verteilt, rechts und
links die Balkonumgitterung symmetrisch daran ge-
schlossen. Häuser, die in ihrer Gliederung das Einzel-
haus nicht so stark betonen, daß sie sich nicht gut
in die Straßen solches Vorortes einfügen könnten,
wo jeder Nachbar nahe genug ist, um durch etwaige
Willkür die Harmonie der übrigen zu stören. Mir
scheint, nicht immer ist in den Villenkolonien auf
diese Gemeinsamkeit der Interessen Rücksicht ge-
nommen worden. Nur wo die Gartenterrains sehr
groß sind, ist jeder wirklich freier Herr seines Bau-
planes. Der Individualismus und das absichtliche
Zurschaustellen der Orientierung der Innenräume
schon in der Straßenansicht haben ihr Bedenkliches,
wo nicht größere Anpflanzungen durch ihr freies
 
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