Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart (NF 15.1903-1904)

KLEINE MITTEILUNGEN

SCHULEN

STUTTGART. Dem Jahresbericht der König-
lichen Kunstgewerbeschule und der Kunstgewerb-
lichen Lehr- und Versuchs werkstätte für das Jahr
1902I03 zufolge erfreute sich die Kunstgewerbeschule
im Berichtsjahre mehrfacher Anfragen und Besuche
von Vorständen und Vertretern auswärtiger Lehran-
stalten. Vielfache Anfragen wegen Zuweisung von
Arbeitskräften, welche an der Schule ihre Ausbildung
erhalten haben, liefen wiederum aus allen Berufs-
zweigen ein und es konnten in einer Reihe von Fällen
Zöglinge der Anstalt zum Übertritt in kunstgewerb-
liche Werkstätten empfohlen werden. In der Pfingst-
woche wurde unter der Leitung des Direktors eine
Studienfahrt nach Hall, Wickersheim und Rothenburg a.T.
ausgeführt. Diese Städte und deren Umgebung boten
reiches Material für Aufnahmen und Naturstudien.
Die Schülerzahl betrug im Wintersemester 120, im
Sommersemester 87 Schüler. Die Kunstgewerbliche
Lehr- und Versuchswerkstätte, welche im Jahre 1901/02
errichtet wurde, soll den theoretischen Unterricht der
Kunstgewerbeschule durch praktische Arbeiten er-
gänzen. Die Anstalt ist zunächst für das Möbelfach
und Metallfach mit den einschlägigen Techniken ein-
gerichtet. Bei den verschiedenen Ausflügen wurden
einmal Naturobjekte für das spätere Studium im
Zeichensaale gesammelt, ferner hervorragende Bauten,
Museen und Kunstwerke unter Besprechung zwischen
Lehrer und Schüler betrachtet, sowie Fabriken und
technische Schulen zur Erweiterung der praktischen
Kenntnisse besucht. Es konnten mancherlei Entwürfe
und Modelle an Gewerbetreibende, wie auch aus-
geführte Arbeiten an Private im Berichtsjahre geliefert
werden. Die Anstalt wurde im Wintersemester 1902/03
von 27, im Sommersemester 1903 von 19 Schülern
besucht. -ü-

AUSSTELLUNGEN

ST. LOUIS. Das Dresdener Amtsblatt berichtet,
daß die Königliche Porzellanmanufaktur in
Meißen die Ausstellung in St. Louis nicht be-
schicken wird, weil eine Zurückgewinnung des Ab-
satzes in den Vereinigten Staaten von Amerika auf
diesem Wege nicht zu erhoffen sei. Hieran wird
die Mitteilung geknüpft, daß der Absatz, teils durch
den fortgesetzt wachsenden Wettbewerb der Privat-
industrie, teils durch den infolge der neuen Kunst-
richtung veränderten Geschmack sich schwieriger
gestaltet, weshalb die Einnahmen wieder um 40000 M.
niedriger eingestellt worden sind. -ss-

REICHENBERG. Das Nordböhmische Gewerbe-
museum in Reichenberg veranstaltet im Mai
dieses Jahres eine große Ausstellung von alten
und neuen Beleuchtungskörpern aller Art und aller

Materialien. Vom Öllämpchen des Altertums ange-
fangen bis zu dem elegantesten modernen Kron-
leuchter für elektrisches Licht sollen die verschieden-
artigsten Typen von Lustern, Wandarmen und Stand-
leuchtern beziehungweise Lampen die teilweise durch
die Materialverschiedenheit bedingte ungeheure Man-
nigfaltigkeit in den Kunstformen vorführen, sowie
auch technisch in gedrängter Kürze einen Rückblick
bis zum primitiven Kienspanhalter ermöglichen. Für
die moderne Produktion werden die ersten Vertreter
dieser Branche eingeladen, ihre künstlerisch voll-
endetsten Stücke zur Verfügung zu stellen. Eine

SCHRÄNKCHEN, ENTWURF VON R. OREANS, AUS-
FÜHRUNG: SCHREINERMEISTER FUSS, DURLACH