Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 15.1903-1904

DOI Artikel:
Plehn, Anna L.: Aus Berlin: Ausstellungssaal Balcke - Atelier Patriz Huber - Steglitzer Werkstatt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4871#0018

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
AUS BERLIN

weder dem Lehnenrand folgend oder der Länge nach
über das Sitzkissen. Die Linienverteilung im Möbel-
aufbau, die so selbstverständlich erscheint, eine wohl-
durchdachte Verbindung des Runden und Eckigen.
Auch der Tisch mit ovaler Platte hat durch seine
vier Beine etwas von dem Rechteck, welches an
Schreibschrank und Uhrkasten vorherrscht. Aber auch
an den letztgenannten Möbeln kommt die Kreisform
nicht ganz zu kurz. Wie sie sich im Zifferblatt von
selbst ergibt, so kehrt sie am Ausschnitt der Tür
wieder, durch den man den Lauf der Gewichte ver-
folgt, und auch am Schrankmöbel findet die gekrümmte
Linie ihre Vertretung, wenigstens in der Hohlkehle
der Deckplatte und als Ornament auf den Schiebe-
türen der unteren Fächer.

Auch die Lehnen der Sitzmöbel wiederholen die
Rundung nicht auf die gleiche Weise. Das erste Mal
geschieht es durch ein schwach gebogenes Brett,
welches immerhin noch eine Rückwand markiert,
dann wieder als halbkreisförmige Umfassung und
endlich an der Sofabank gleichzeitig in doppeltem
Sinne. Erstens ist die Fläche an sich gekrümmt und
zweitens fällt die Konturlinie nach vorn stark herab.

Daneben ist aber an allen drei Möbeln durch die
nahezu senkrechte Stellung der Füße ein Rechteck
als Grundfläche betont, das Kantige stark ausgedrückt
und nur gelegentlich wieder abgeschwächt. Beispiel:
die Ecken der Lehne am Schreibstuhl. Durch dieses
Durcheinandermischen der Konturgegensätze erscheint
das Mobiliar trotz der beträchtlich verschiedenen
Schwere der Einzelstücke so zusammengehörig, wie
es auch bei guter Konstruktion nicht immer vorkommt.
Selbst gleiche Linien, an vielen Stellen wiederholt,
helfen nicht immer, und wie man gesehen hat, wurde
bei dem vorliegenden Beispiel auf dieses Hilfsmittel
verzichtet.

Das Gepräge der Einheitlichkeit wird verstärkt
dadurch, daß die Borte der farbigen Wandbekleidung
genau mit dem am höchsten hinauf reichenden Möbel
abschneidet. Von da an zieht sich das Weiß über
die ganze Decke.

Ohne Zweifel liegt etwas im guten Sinne bürger-
lich Nüchternes über diesen Möbeln, ohne kokette
Stimmungsmacherei der passende Ausdruck der Be-
stimmung als Arbeitszimmer. Dabei ist der An-
klang an das Biedermeierische nicht so stark, wie

GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNO 1903
SCHLAFZIMMER, ENTWORFEN VON ARCHITEKT OEORO HONOLD, BERLIN

Kunstgewerbeblatt. N. F. XV. H. 1
 
Annotationen