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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 15.1903-1904

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Zeitler, Julius: Medaillen und Plaketten von Paul Sturm
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https://doi.org/10.11588/diglit.4871#0153

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MEDAILLEN UND PLAKETTEN VON PAUL STURM

feinkörnig, daß die geringste Modellierung darauf
sichtbar wird, Stichel und Eisen übermitteln dem
Stein die leiseste Bewegung der Hand und geben
den einzelnen Schnitten die Kennmarke der Impression.
Das Material gibt unmittelbar den Eindruck wieder,
den der Künstler von einer Persönlichkeit erhalten
hat, es ist nicht erst ein Überziselieren nötig, wie
später bei der gegossenen oder geprägten Bronze.
Aus diesem Grunde haben auch die Steinschnitte
vor den in Bronze oder in einem anderen Material
ausgeführten Medaillen ihren überragenden Wert.
Der Steinschnitt wird aber auch zugleich dem anderen
Sturmschen Kunstprinzip, der Herstellung in Original-
größe, gerecht; die alten Künstler, die Pisani, die
Beham, verfuhren nicht anders, denn von den modernen

Charakter, als nach Wachs oder Plastilin oder Ton.
Denn der Modellierungsmodus dieser Materiale prägt
der Arbeit schon in der Herstellung selbst ihren
Stempel auf. Der ursprüngliche Steinschnitt wie die
nach ihm hergestellte Medaille hat daher die größten
Vorzüge vor den Resultaten des mechanischen Ver-
fahrens. Es ist ja freilich sehr viel leichter und ein-
facher, ein Porträt in Wachs oder Plastilin hinzu-
modellieren und dabei den Vorzug auszubeuten, die
zur Verfügung stehende Fläche mit füllenden Zutaten
anzupfropfen, aber man möchte den modernen Me-
dailleuren wünschen, die Zeit und Mühe, die zur
Herstellung solcher Steinschnitte gehört, nicht zu
scheuen, es lohnt sich reichlich. Es ist Sturms Ver-
dienst, wenn der Steinschnitt, wie er im 16. Jahr-

Verkleinerungsmethoden wußten sie
noch nichts. Die alte Kunstübung
wollte die Individualität des Por-
trätierten, wie sie sich im Künstler-
auge spiegelte, zur Darstellung
bringen. Die moderne Reproduk-
tionsart erlaubt freilich, eine Menge
Details auf die Medaille zu bringen,
aber sie bekommen durch die Kom-
primierung eine unangenehme Ver-
schärfung, die Übergänge sind hart,
die Flächen begrenzen sich allzu
genau. Man hat in einer nach einem
Plastilinmodell hergestellten Medaille
kein eigentliches Kunstwerk vor
sich, sondern vielmehr bloß ein photographisches
Abbild des großen Modells, der Steinschnitt trägt
dagegen die unmittelbare Faktur der künstlerischen
Hand. Es läßt sich auch behaupten: eine Medaille,
die nach einem Steinschnittmodell hergestellt ist, hat
einen anderen, weit gediegeneren und abgeklärteren

PLAKETTEN VON
PAUL STURM

hundert in Augsburg und Nürnberg,
besonders von Hans Sebald Beham
gepflegt wurde, wieder zur Blüte
kommt. Das Streben, alles mecha-
nische Verfahren beim Kunstwerke
überhaupt auszuschalten, die unmit-
telbare künstlerische Handschrift im
Werke direkt sichtbar zu machen,
läßt das Sturmsche Kunstprinzip,
die Schädlichkeiten der Verkleine-
rung möglichst auszumerzen, als
im höchsten Maße gerechtfertigt er-
kennen. Welche Früchte eine solch
solide Kunstübung zeitigte, wird
sich sogleich ergeben,
hatte schon eine beträchtliche Tätig-
— er war von Beruf Holzbildhauer
er sich der Medaille zuwandte und
dieses Kunstgebiet alsbald als das erkannte, das
seiner Individualität am meisten und schönsten lag.
Deshalb umspannen seine Arbeiten keinen großen

Paul Sturm
keit hinter sich
gewesen — als
 
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