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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 15.1903-1904

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Zur Frage der Errichtung von Lehrwerkstätten: (Rede des Korreferenten H. E. v. Berlepsch-Valendas in Planegg-München beim Delegiertentage des Verbandes deutscher Kunstgewerbevereine zu Braunschweig, 20. März 1904)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4871#0199

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188

ZUR FRAGE DER ERRICHTUNG VON LEHRWERKSTÄTTEN

ENTWURFE
ZU FLÄCHEN-
MUSTERN

VON FRITZ
EBERLEIN,
DRESDEN

Minderwertige, mithin genügt die schlechte Durch-
schnittsleistung vollständig.

Arbeiten nun unsere Kunst-, unsere Baugewerk-
und die höheren Schulen mit vollem Bewußtsein
diesen Dingen entgegen, haben sie, deren Zweck es
sein müßte, die Erkenntnis für wirklich wertvolle
Leistung in immer weitere Kreise durch die Heran-
bildung stetig sich erneuernder Schülerscharen zu be-
wirken, diesen Zweck auch nur annähernd erreicht?
Ich bleibe die Antwort hierauf vielleicht besser
schuldig!

Die Erkenntnis der vorhandenen Mängel, die sich
an den mit Fachleuten besetzen, nicht durch unfrucht-
bare Doktrinäre
geleiteten Schulen
allmählich Bahn
bricht, das unbe-
streitbare Faktum,
daß die Leistungen
der angewandten
Kunst in England
sowohl wie in
Frankreich auf
einem technisch
höheren Durch-
schnittsniveau sich
befinden als es bei
uns der Fall ist,
gerade weil dort
vor allem die prak-
tische Einsicht als
Grundlage für die
künstlerische Ar-
beit verlangt wird,
das alles hat an
einer Reihe deut-
scher Anstalten zur
Gründung von

Lehrwerkstätten
geführt. Ihr Alter
beziffert sich in

den meisten Fällen nach so wenig Jahren, daß
es kaum möglich sein dürfte, schon heute daraus
Schlüsse ziehen zu wollen. Wo diese Einrich-
tungen schon länger bestehen, wie z. B. an der
Schule des k. k. ö. Museums für Kunst und Industrie
in Wien, an der Kunstgewerbeschule in Straßburg und
einigen anderen, haben sie sich vorzüglich bewährt.
Ich erinnere daran, daß die Spitzenindustrie, die heute
in manchem hochgelegenen Bergdorfe der öster-
reichischen Monarchie blüht und den Bewohnern Ein-
nahmequellen eröffnet hat, von dem einen Zentrum
Wien aus sich verbreitet hat, das auch in seinen
Wanderausstellungen eine Einrichtung besitzt, die wir

bisher in Deutsch-
land vergeblich
suchen, obschon
ihr hebender Ein-
fluß unbestritten
ist. Die nämliche
Anstalt hat eine
zweite Abteilung
für Textilkünste,
in welcher die Her-
stellung des deko-
rativen Gewebes
gepflegt wird. Man
kauft dort keine
gefärbten Garne
für die Arbeiten
dieser von einer
Dame, Frau L.Gutt-
mann, geleiteten,
mit Aufträgen über-
reichlich versehe-
nen und vorzüg-
lich dirigierten

Lehrwerkstätte,
vielmehr lernt der
Schüler das Färben
in der Anstalt
selbst. Die kera-




 
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