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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 15.1903-1904

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Zur Frage der Errichtung von Lehrwerkstätten: (Rede des Korreferenten H. E. v. Berlepsch-Valendas in Planegg-München beim Delegiertentage des Verbandes deutscher Kunstgewerbevereine zu Braunschweig, 20. März 1904)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4871#0204

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ZUR FRAGE DER ERRICHTUNO VON LEHRWERKSTÄTTEN

193

Wenn nun die Schaffung von derartigen Lehr-
werkstätten angestrebt wird, so fällt der von Seiten
mancher Industriellen erhobene, offenbar aus Gefühlen
wenig idealer Art entsprungene Vorwurf der Kon-
kurrenz ganz von selbst in sich zusammen. Nicht
um Einkommeninteressen handelt es sich dabei, nein,
der Arbeit soll im großen ganzen ein gewisser ver-
antwortungsvoller Zug gegeben, es muß der Qualität
der Leistungen endlich wieder einmal Beachtung ge-
schenkt werden. Daß dieselbe im deutschen Ge-
schäftsleben nicht durchweg jene Rolle spielt, die sie
spielen müßte, das, meine Herren, wissen Sie alle.
Ist aber dies der Weg, um dem Auslande gegen-
über auf die Dauer mit Ehren zu bestehen? Wo
die innerliche Gründlichkeit im Abnehmen begriffen
ist, da sinken auch andere Faktoren des Lebens auf
ein geringeres Niveau. Den Lehrwerkstätten, wie sie
angestrebt werden sollen, kann einzig und allein die
Qualität maßgebend sein. Es handelt sich um die
Erziehung von Männern, welche die Wirkung der
innerlich guten Arbeit wieder zur vollen Geltung zu
bringen suchen. Dabei müßte freilich auch Staat
und Gemeinde mithelfen und vor allem das vielfach
verwerfliche Submissionswesen, das heißt die Unter-
bietung auf Kosten der Brauchbarkeit und Gediegen-
heit, in eine Form bringen, welche dem Gefühl für
innerliche Werte und damit also auch dem, was an

Kunstschulen Wertschätzung genießen sollte, nicht
direkt entgegenarbeiten. Maschinen für die Marine,
Geschütze und ähnliches wird in bester Qualität aus-
geführt verlangt und bezahlt. Für Dinge aber, die
auf gute Ausführung Anspruch haben, jedoch ins
Gebiet der künstlerischen Leistung zählen, dafür,
meine Herren, werden die Summen möglichst herab-
gedrückt, dafür ist gerade das Gewöhnlichste gut
genug. Da drückt uns der Schuh, meine Herren,
und wenn ich dies laut ausspreche, so ist das kein
Pessimismus. Vergleichen wir uns nicht mit jenen, die
noch weniger gut daran sind, sondern streben wir
das Beste an um der Sache selbst willen.

Den Modus zu finden, der gerade in dieser
Richtung einzuschlagen ist, das, meine Herren, kann
die Aufgabe einer Versammlung nicht sein, deren
Bestand sich nach wenigen Stunden beziffert. Dafür
müssen Spezialberatungen stattfinden, bei denen der
unproduktive Theoretiker nicht das ausschlaggebende
Wort reden darf, wie es leider mehr und mehr der
Fall ist. Ein glänzendes Resultat aber wäre es zu
nennen, wenn wenigstens hier die Initiative zur An-
bahnung der Lösung solch hochwichtiger Zeitfragen
ergriffen würde. Alle ernstlich Wollenden sind dazu
berufen, einer nationalen Zukunftsentwickelung die
Basis zu schaffen.

ZEICHNUNO
VON FRITZ

EBERLEIN,
DRESDEN
 
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