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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 15.1903-1904

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4871#0227

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2l6

KLEINE MITTEILUNGEN

GROSSH. MAJOLIKAMANUFAKTUR KARLSRUHE,
WANDPLATTE NACH HANS THOMA VON W. SÜS

Maestro Giorgio tritt uns in zwei weiteren Arbeiten
entgegen. Von den übrigen Werkstätten Italiens sind
besonders gut Deruta und die Casa Pirota vertreten.
Es fehlen aber auch nicht sehr schöne Beispiele aus
Castel Durante, Urbino, Venedig und Castelli. Um
zunächst bei der Keramik zu bleiben, sei auf die
Gruppe des deutschen Steinzeugs verwiesen, die neben
typischen Vertretern der rheinischen Werkstätten gar
manches individuell ausgestaltete Kunstwerk aufweist.
Entzückend ist eine Kölner Schnelle mit feinem Alde-
grever-Ornament und Medaillons mit biblischen Szenen,
ferner ein kleiner brauner Raerener Vexierkrug mit Wap-
pen (vomjahre 1585). Selten schöne Exemplare befinden
sich unter den Kreußener Krügen. Auch ein aus-
gezeichnetes Beispiel der sogenannten »Hirschvogel-
krüge« mit einem Bauerntanz nach S. Beham findet
sich vor. Nicht so zahlreich wie das Steinzeug sind
die deutschen Fayencen und das Porzellan vertreten.
Doch ragt unter den Porzellanen eine Arbeit der
Fabrik Höchst ganz besonders hervor, ein Werk der
Reliefplastik, welches die ganze Meisterschaft Melchiors
offenbart. Es ist dies ein großes, äußerst lebendig
aufgefaßtes und sehr fein bemaltes Porträt des Mainzer
Kurfürsten Emmerich Joseph von Breidbach. Auch
die Keramik der Antike ist in der Sammlung in
guten Beispielen der schwarz- und rotfigurigen Ma-
lerei vorhanden. Hier auch zwei reizende Tanagra-
figürchen. Eine besondere Stellung nimmt in der
Metzlerschen Sammlung das Glas ein. In stolzer
Reihe stehen da deutsche emaillierte Gläser, hervor-
ragende Exemplare der Reichsadlerhumpen und solche
mit Bestellerporträts. Auch ein schönes emailliertes
blaues Glas des 16. Jahrhunderts hat diese Gruppe
aufzuweisen. Es fehlen ferner nicht Schapergläser,

Zwischengoldgläser und geschnittene Pokale. Das
Venezianer Glas ist durch einen Pokal von edelster
Form, eine blaue Schale mit Goldschuppenmuster
und durch eine große Fadenglasschüssel vertreten.
Wie diese Abteilung bildet auch das Eisen einen
sehr beachtenswerten Bestandteil der Sammlung.
Truhenschlösser, Schlüssel, geätzte Kästchen, Gewehr-
schlösser, spanische Sporen und ein Pferdemaulkorb
geben hier ein schönes Bild der verschiedenen Tech-
niken und Formen. In der Gruppe der Edelmetall-
arbeiten fällt besonders eine Arbeit des Züricher
Meisters H. Geßner auf, eine Schale, deren Boden
die auf das feinste in Treibtechnik und Ziselierung
durchgeführte Darstellung des »Sommers« enthält.
Im übrigen sind sehr gute Tierfiguren, typische
Buckelpokale, Augsburger getriebene Humpen, ein
interessanter Siebenbürger Becher auf Löwenfüßen,
ferner Gürtelketten, Bucheinbände in Silber und an-
deres vorhanden. Den hauptsächlichsten Anziehungs-
punkt der Sammlung bilden aber die frühmittelalter-
lichen Arbeiten. So vor allem ein deutsches Bronze-
aquamanile aus dem 12. Jahrhundert in Form eines
prächtig stilisierten Hahnes, mehrere Limousiner
Qrubenschmelzarbeiten, darunter ein ganz vorzüglicher
Dornleuchter mit burgundischen Wappen, ferner aus-
gezeichnete Maleremailplatten aus Limoges, Werke
der Penicauds. Hier ist vor allem die große, be-
sonders schöne Platte mit der Passion Christi nach
Albrecht Dürer zu erwähnen. Die piece de resistance
aber unter den frühen Arbeiten bildet ein vergoldetes
Bronzetriptychon, wohl rheinische Arbeit aus der Zeit
um 1400, dessen Mitteldarstellung, die Anbetung der
heiligen drei Könige, in Relief herausgearbeitet ist,
dessen Flügel und Heiligenfiguren in sehr feiner
Punktiermanier aufweisen. Noch wären einige Manu-
skripte mit Miniaturen zu erwähnen. Unter ihnen
ein flandrisches Breviarium aus dem 15. Jahrhundert,
ein wahres Kleinod an figürlicher und ornamentaler
Malerei. Auch eine Anzahl Textilien enthält die
Sammlung Metzler und eine größere Kollektion chi-
nesischer und japanischer Keramik und Bronzen.
Gegenwärtig ist die Sammlung in einem Raum ver-
einigt im Kunstgewerbemuseum aufgestellt. Im Herbst
wird sie dann in die einzelnen Gruppen der Museums-
sammlung aufgeteilt.

NÜRNBERG. Der Bericht des Bayerischen Ge-
werbemuseums für das Jahr 1903 erwähnt an
erster Stelle der hochherzigen Schenkung der
Freifrau Ottilie von Faber im Betrage von 100000
Mark für eine »Lothar Freiherr von Faber-Stiftung«.
Hierdurch sollen die Zwecke und Bestrebungen des
Museums unterstützt werden, auch soll die Stiftung
unter der Verwaltung des Museums stehen. Einer
Verfügung der Testamentsvollstrecker zufolge sollen
die Zinsen des Stiftungskapitals dazu verwendet
werden, hervorragende Arbeiten bayerischer Kunst-
handwerker, sei es auf dem Wege der Bestellung
oder durch unmittelbaren Ankauf für die Sammlungen
des Bayerischen Gewerbemuseums, zu erwerben. Von
besonderer Wichtigkeit für die Weiterentwickelung
 
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