Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 27.1915/​1916

DOI Artikel:
Kunstgewerbliche Rundschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4828#0026

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU







Aus den »Mitteilungen« Nr. 1 des
»Deutschen Werkbundes«.

6. Das Jahrbuch 1915.
Dieses Jahrbuch wird also der Kölner Ausstellung
gewidmet werden und soll, soweit es eben möglich ist,
eine Übersicht des Besten bieten, was in Köln zu sehen
war. Man wird erkennen, daß trotz vieler Mängel, die
wir selbst nicht übersehen und die Hermann Muthesius
in seinem Vortrag auf der Kölner Jahresversammlung
hervorgehoben hat, recht viel Gutes geleistet worden war.
Diese Feststellung scheint um so nötiger, als die Aus-
stellung im großen und ganzen keine »gute Presse« gehabt
hat. Zum Teil haben Kritiker schon ein ungerecht ab-
sprechendes Urteil gefällt, als die Ausstellung noch unfertig
war; teils ist ihre Kritik in grundsätzlich verschiedenen
Anschauungen begründet. Wir selbst sehen die Fehler
nicht in dem Mangel an guten Leistungen, sondern eher
in dem Voranstellen der Rentabilität durch die Ausstellungs-
leitung, die ihr zuliebe den Rahmen weiter und immer
weiter spannte. Wir sind uns alle darüber klar geworden,
daß der Deutsche Werkbund sich auf künftigen Ausstellungen
eine erhebliche räumliche Beschränkung auferlegen und
unbekümmert um alle anderen Rücksichten zuerst die Ge-
schlossenheit und strengste Auswahl erstreben muß, in
festem Vertrauen darauf, daß sich die wirtschaftliche und
materielle Folgerung, nämlich eine Ausstellungsrentabilität,
dann von selbst einstellen wird. So wird das kommende
Jahrbuch versuchen, diesen kleineren Rahmen zu ziehen,
wenn sich auch manche Lücken nicht werden vermeiden
lassen.

WETTBEWERBE

Nürnberg. Bayerische Landesgewerbeanstalt. König-
Ludwigs-Preisstißung 1915. Über alles Erwarten war trotz
des Krieges in diesem Jahre die Zahl der Bewerber um eine
Medaille oder einen der ausgeschriebenen Geldpreise der im
vergangenen Jahre erfreulicherweise durch Seine Majestät
König Ludwigs um eine Zusatzstiftung erweiterten König-
Ludwigs-Preisstiftung eine außergewöhnlich große. Die
Ausstellung der in einem Saale des Erdgeschosses der
Bayerischen Landesgewerbeanstalt vereinigten kunstge-
werblichen Arbeiten bietet ein abwechslungsreiches Bild.

An dem Wettbewerb um die Medaillen beteiligten sich
eine photographische Lehranstalt, zwei Drechsler, ein Zinn-
gießer, drei Goldschmiede, ein Keramiker, ein Holz- und
ein Elfenbeinschnitzer, ein Dekorationsmaler und ein In-
strumentenfabrikant.

Das Preisgericht verlieh zwei goldene, drei silberne und
eine bronzene Medaille. Die goldene Medaille erhielten:
die vor zehn Jahren von der Stiftung mit der silbernen
Medaille ausgezeichnete Lehr- und Versuchsanstalt für
Photographie, Chemigraphie, Lichtdruck und Gravüre in
München und der Münchner Goldschmied Eduard Steinicken,
erstere für ihre hervorragenden Leistungen auf den ver-
schiedenen Gebieten der Photographie und Chemigraphie,
der letztere für drei mit auserlesenem künstlerischen Ge-
schmack und technischer Gediegenheit ausgeführte Kas-
setten. Mit der silbernen Medaille wurden bedacht: der
als Fachlehrer in Zwiesel tätige Bildhauer Franz /ose/
Mayer für eine Reihe vorzüglich in Holz geschnitzter Tier-
figuren von echt künstlerischem Gepräge, der Kgl.bayer.
Hofgoldschmied Th. Heiden in München für seine vortreff-

lichen Leistungen auf dem Gebiete der Goldschmiede- und
Juwelierkunst und der Nürnberger Kunstdrechsler /. E. Her-
mann Saueracker für eine Reihe von außergewöhnlicher
technischer Fertigkeit zeugender Kunstdrechslereien. Die
bronzene Medaille wurde verliehen dem Augsburger Saiten-
und Instrumentenfabrikanten Karl Müller für zwei im Ton
gut ansprechende Saiteninstrumente.

Zu dem ausgeschriebenen Wettbewerb um eine zur
Aufbewahrung von Kriegserinnerungen dienende Kassette
aus einem beliebigen Material waren 45 ausgeführte Ar-
beiten und 30 Entwürfe eingelaufen. Zur Verfügung standen
für die ersteren Geldpreise in der Höhe von 400, 300 und
200 Mk., für letztere solche von 200 Mk. Zur Vergebung
kamen ein Preis von 300Mk.und zwei Preise von200Mk. Der
erstere fiel auf die unter dem Motto »Heldentod« eingesandte
Arbeit des auch mit der goldenen Medaille ausgezeichneten
Münchener Goldschmieds Eduard Steinicken, während mitdem
Preise von 200 Mk. die unter dem Motto »Eiserne Zeit 1915«
eingesandte Lederkassette des Nürnberger Buchbinders Jo-
hann Haustein und der unter dem Motto »Gebrannte Erde«
als Modell eingesandte Entwurf des Nürnberger Bildhauers
Ewald Holtz ausgezeichnet wurden.

AUSSTELLUNGEN

Stuttgart. Krieg und Kunstgewerbe. Ein Rückblick
zur Ausstellung im Landes-Gewerbemuseum. (Hierzu die
Abbildungen auf den Seiten 13 ff.)

Glücklicherweise hat uns der bisherige Kriegsverlauf
eine Kunstpflege fortzusetzen ermöglicht — wenn auch in
beschränkterem Maße — obgleich die Ereignisse auf den
Kriegsschauplätzen unseren innersten Lebensnerv am un-
mittelbarsten berühren. So ist es auch ganz selbstver-
ständlich, daß das Kunstgewerbe heute ganz unter dem
Einfluß des Krieges steht.

Dem Interesse nun für alles Aktuelle auf kunstgewerb-
lichem Gebiet kam das Landes-Gewerbemuseum in Stutt-
gart durch eine in jeder Hinsicht sehr interessante und
lehrreiche Ausstellung »Krieg und Kunstgewerbe« entgegen.
Den Auftakt bildete eine kleine, aber qualitativ hochstehende
historische Abteilung mit kunstgewerblichen Erzeugnissen
aus den großen Tagen Gustav Adolfs, Friedrich des Großen,
sowie aus der Empire- und Biedermeierzeit, woraus klar
zu ersehen war, wie geschmackvoll sich die Verehrung
großer Männer, die Erinnerung an Schlachten u. a. m. im
Kunstgewerbe äußern kann. Auch die von Geheimrat
Winkel in Königsberg aus dessen Sammlung zur Verfügung
gestellten Vivatbänder« aus der zweiten Hälfte des 18. Jahr-
hunderts, die leider heute als historische Erinnerungzeichen
gewaltiger Zeiten äußerst selten geworden sind, sind glän-
zende Beispiele dafür.

Diesen, wie gesagt, qualitativ hochstehenden alten
Stücken reihten sich nun die heutigen Erzeugnisse der ver-
schiedensten kunstgewerblichen Gebiete in guter Übersicht
an. Daß hierbei die »Graphik« an erster Stelle marschiert,
liegt ja in der Natur der Sache, denn das Hauptinteresse
selbst derjenigen, die sich sonst nie um Kunst kümmern,
steht auf Seiten der »Kriegsbilder«. Darüber könnte man
sich einerseits freuen — des klingenden Erwerbs der Gra-
phiker wegen, wenn auf der anderen Seite unserer über
allen andern Nationen stehenden deutschen Graphik aus
den Bestrebungen, den Patriotismus zu Spekulationszwecken
auszunützen, nicht dabei die größte Gefahr drohen würde

— 16
 
Annotationen